Drohendes Auftrittsverbot in Frankreich:Dieudonné verzichtet auf antisemitische Show

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Dieudonné auf der Bühne (Foto: dpa)

Der Provokateur Dieudonné ist berüchtigt für seine Attacken auf Juden und die "Quenelle"-Geste, die seinen Gegnern als verbrämter Hitlergruß gilt. Jetzt will der französische Polit-Komiker sein umstrittenstes Programm nicht mehr zeigen. Das bedeutet aber nicht, dass er sich davon distanziert.

Der umstrittene französische Provokateur Dieudonné will mit einer neuen Comedy-Show ein Auftrittsverbot der Justiz umgehen. Er steht wegen seiner antisemitischen Äußerungen in der Kritik. Dieudonné kündigte an, statt des scharf kritisierten Programms "Le Mur" (Die Mauer) eine neue Show zeigen zu wollen.

Der Komiker, der zum politischen Provokateur geworden ist, beschäftigt mit seinen judenfeindlichen Anspielungen seit Wochen die französische Öffentlichkeit. Dieudonné, der Kontakte zu Rechtsextremisten und Holocaust-Leugnern hält, ist unter anderem für den sogenannten Quenelle-Gruß bekannt. Die Geste erinnert an den Hitler-Gruß, wird von Dieudonné aber als systemkritische Geste dargestellt. Zuletzt mehrten sich die Fälle, bei denen Sympathisanten Fotos im Internet veröffentlichten, die sie beim Zeigen des Grußes abbildeten. In seinem Lied "Shoananas" - eine Wortkombination aus "Shoah" und "Ananas" - verharmlost er den Holocaust.

Der Polizeipräsident von Paris hatte die für Samstag, Sonntag, Montag und Mittwoch geplanten Auftritte Dieudonnés in der Hauptstadt untersagt. Auch in anderen Städten verhängten Gerichte ein Verbot.

Der Anwalt des 47-Jährigen sagte nun, das Auftrittsverbot gelte speziell für "Le Mur". Dieudonné, Sohn einer Französin und eines Kameruners, versicherte, er werde das Stück nicht mehr spielen. Er hoffe durch den Verzicht "die Affäre Dieudonné" beendet zu haben. In einem Rechtsstaat müsse "man sich dem Recht beugen".

Er erklärte, trotz eines polizeilichen Verbots in Paris auftreten zu wollen, doch wolle er dabei ein neues Bühnenprogramm mit dem Namen "Asu Zoa" präsentieren. Das neue Programm soll sich nach Angaben des Künstlers aus "überlieferten Mythen und primitivem Volksglauben" speisen. Es enthalte Musik, Tanz und "einige Tai-Chi-Bewegungen", erklärte Dieudonné in einer Videobotschaft.

Dieudonné rief seine Fans auf: "Je mehr ihr seid, desto länger kann ich meinen Kampf fortsetzen." In dem Video warf er außerdem Innenminister Manuel Valls vor, ihm "den Krieg erklärt" zu haben. Der Sozialist Valls hat den örtlichen Behörden empfohlen, die Auftritte Dieudonnés zu verbieten. Der Minister sieht in den Auftritten keine humoristischen Veranstaltungen, sondern politische Versammlungen, bei denen der Komiker antisemitische und rassistische Parolen verbreite.

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