Selbstmordanschlag in Afghanistan:Taliban prahlen mit Ermordung deutscher Diplomaten

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Afghanische Polizisten sichern den Orts des Anschlags in Kabul. (Foto: REUTERS)

Taliban-Attacke auf unter Ausländern beliebtes Restaurant: Bei einem Bombenanschlag in Kabul sterben 21 Menschen, darunter ein Brite, zwei Kanadier und ein IWF-Mitarbeiter. Die Taliban behaupten, unter den Toten seien "hochrangige deutsche Diplomaten" - das Auswärtige Amt dementiert.

Die Taliban haben bei einem Anschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul nach eigenen Angaben mehrere Deutsche getötet. Ein Sprecher der radikal-islamischen Gruppe erklärte, ersten Berichten zufolge seien unter den Opfern "eine Reihe hochrangiger deutscher Diplomaten".

Widerspruch kam aus Berlin. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte Freitagabend, Meldungen über betroffene Deutsche könnten derzeit nicht bestätigt werden. Der Krisenstab arbeite mit Hochdruck an der Aufklärung der unübersichtlichen Lage nach dem Attentat, das sich am Freitagabend in einem beliebten Restaurant ereignet hatte.

Die Zahl der Toten bei dem Selbstmordanschlag stieg auf mindestens 21. Unter den Todesopfern seien 13 Ausländer, teilte die Polizei mit. Zuvor war von 14 Toten die Rede.

Unter ihnen sei auch ein Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds (IWF) gewesen, wurde am Abend bekannt. "Das sind tragische Neuigkeiten und wir beim Fonds sind alle tief bestürzt", teilte IWF-Chefin Christine Lagarde in Washington mit. Der 60 Jahre alte Mann libanesischer Herkunft hatte seit 1993 für den IWF gearbeitet. Seit Juni 2008 war er IWF-Vertreter in Afghanistan.

Lage vor Präsidentenwahl verschärft

Unter den Toten sind nach Angaben des Innenministeriums auch vier Frauen. Ein UN-Beamter sagte, vier Mitarbeiter der Vereinten Nationen würden vermisst. Das Außenministerium in London bestätigte den Tod eines britischen Staatsangehörigen. Auch zwei Kanadier fielen nach Angaben des Außenamts in Ottawa dem Anschlag zum Opfer. Die drei Taliban-Kämpfer, die das Restaurant angriffen, starben ebenfalls.

Nach Angaben des Innenministeriums in Kabul hatte sich zunächst ein Selbstmordattentäter in der Nähe des stark gesicherten Lokals in die Luft gesprengt. Anschließend hatten zwei weitere Attentäter in dem Lokal das Feuer auf Gäste und Angestellte eröffnet. Fast alle Opfer kamen nach Polizeiangaben durch die Schüsse um. Das Lokal liegt im Stadtteil Wasir Akbar Chan, in dem zahlreiche Botschaften angesiedelt sind.

Die ausländischen Truppen bereiten sich derzeit auf ihren in diesem Jahr geplanten Abzug aus Afghanistan vor. Zudem hat sich die ohnehin angespannte Lage im Land vor der für April geplanten Präsidentenwahl verschärft.

Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) hat den blutigen Anschlag in Kabul verurteilt. Unama-Chef, Ján Kubi, sagte nach Angaben der Vereinten Nationen in Kabul: "Diese Gewalt ist inakzeptabel und muss sofort beendet werden." Kubi erklärte weiter, er verurteile den Angriff auf Zivilisten in jeder Form und vor allem auch den erneuten Einsatz von Selbstmordattentätern scharf. Anschläge auf Zivilisten verletzten internationale Menschenrechtsgesetze schwer.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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