Nach Anschlagsserie Pakistan:Armee tötet Dutzende Taliban

26 soldiers killed in Pakistan by bomb hidden in private car

Pakistanische Soldaten bei einer Beerdigung nach dem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi am Sonntag.

(Foto: dpa)

Pakistans Militär reagiert auf die jüngsten Anschläge der radikalislamischen Taliban mit Härte. Die Luftwaffe griff Rückzugsgebiete der Extremisten an. In Karachi wurden Mitglieder eines Impfteams erschossen - weil sie angeblich Muslime unfruchtbar machen.

Das pakistanische Militär hat nach einer Serie von Anschlägen der radikalislamischen Taliban Luftangriffe auf Verstecke der Extremisten im Grenzgebiet zu Afghanistan geflogen. Dabei seien in den Stammesgebieten Nord-Waziristan und Khyber mehr als 40 mutmaßliche Extremisten getötet worden, teilten Militärvertreter mit. Pakistan reagierte damit auf zwei Bombenanschläge, bei denen seit Sonntag mindestens 33 Soldaten getötet worden waren.

Die Luftwaffe flog ihre Angriffe nach eigenen Angaben mit Kampfjets und Hubschraubern. Unter den Zielen war demnach auch das Haus des ranghohen Taliban-Kämpfers Adnan Rsheed, der jüngst den lebensgefährlichen Anschlag auf die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai gerechtfertigt hatte. Wie aus Kreisen des Militärs und der Taliban verlautete, überlebte Rasheed den Angriff. Dorfbewohner in Nord-Waziristan erklärten, es seien auch Zivilisten getroffen worden.

Die pakistanische Regierung bemüht sich seit Monaten vergeblich um Friedensgespräche mit den Taliban. Am Sonntag war ein Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi verübt worden. Am Montag verübte ein Selbstmordattentäter einen Anschlag auf einen Kontrollpunkt unweit des südlich von Islamabad gelegenen Militärhauptquartiers. Die Luftangriffe begannen nach Mitternacht und zielten nach Angaben des Militär auf Schlupfwinkel, von denen aus Anschläge geplant worden seien.

Vermutete Verschwörung

Nord-Waziristan ist eine Hochburg der pakistanischen Taliban. Zuletzt hatte es dort im Dezember eine gewaltsame Auseinandersetzung mit der Armee gegeben. Eine Taliban-Gruppe teilte nach einem Angriff auf einen Kontrollpunkt dort mit, dieser sei ein Racheakt für den Tod von ihrem Chef Hakimullah Mehsud gewesen. Mehsud war im vergangenen Jahr bei einem US-Drohnenbeschuss getötet worden. Der neue Chef Mullah Fazlullah lehnt ein Angebot der Regierung zu Friedensgesprächen ab.

Extremisten erschossen zudem nun in der südpakistanischen Stadt Karachi drei Mitarbeiter eines Impfteams, darunter zwei Frauen. Zwei weitere Menschen seien verletzt worden, sagte ein Krankenhausarzt. Die Opfer gehörten zu einem Team, das die Bevölkerung gegen Kinderlähmung impfen sollte. Islamisten haben Impfhelfer immer wieder angegriffen. Sie vermuten hinter den Vorsorgemaßnahmen eine westliche Verschwörung, um bei Muslimen unter anderem die Fruchtbarkeit zu reduzieren.

Im Südwesten Pakistans wurde unterdessen ein weiterer Bombenanschlag auf einen Bus mit schiitischen Pilgern verübt. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurden mindestens 22 Gläubige getötet. Die Explosion ereignete sich demnach etwa 60 Kilometer westlich von Quetta, der Hauptstadt der Provinz Baluchistan. 20 Insassen wurden verletzt. Neun Passagiere galten zudem als vermisst. Die Gläubigen waren auf dem Rückweg von einer Reise in den Iran.

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