Ukraine:Mindestens ein Toter bei Ausschreitungen in Kiew

Die friedlichen Proteste gegen Präsident Janukowitsch sind in Gewalt umgeschlagen - die Polizei durchbricht die Barrikaden, mindestens ein Demonstrant stirbt.

Bei den Protesten von Regierungsgegnern in der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde mindestens ein Demonstrant getötet. Die ukrainischen Behörden bestätigten den Fund einer Leiche im Zentrum der Hauptstadt. Dass der Körper - wie von örtlichen Medien berichtet - Schussverletzungen aufweisen soll, bestätigte das Innenministerium in Kiew aber zunächst nicht. Zuvor hatte der Medizinische Dienst der Protestbewegung den Verdacht geäußert, der Tote sei von einem Polizisten aus dem Hinterhalt erschossen worden.

Ein zweiter Mann soll beim Klettern aus 13 Metern Höhe zu Tode gestürzt sein. Der 22-Jährige sei von Polizisten gejagt worden, sagte ein Sprecher der Regierungsgegner.

Am Mittwochmorgen durchbrach die Polizei die Barrikaden der Demonstranten in der Nähe vom Dynamo-Stadion. Als einige von ihnen festgenommen wurden, kam es erneut zu Auseinandersetzungen. Die Einsatzkräfte zogen sich auf ihre alte Position zurück - während die Demonstranten die Barrikaden neu errichteten.

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Der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko hatte am Dienstag angesichts der jüngsten Gewalteskalation gewarnt, dass es zu Toten kommen könne. Die Opposition habe die Bewegung nicht mehr unter Kontrolle. In Kiew hatte er am Montag die Demonstranten auf dem Unabhängigkeitsplatz Maidan aufgerufen, sich nicht provozieren zu lassen. Die Führung um den prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch wolle die Situation destabilisieren und Chaos schaffen, sagte der ehemalige Boxweltmeister. "Schläger wurden in die Hauptstadt gebracht, um Autos anzuzünden, Schaufenster einzuschlagen, zu stehlen und Schlägereien zu provozieren", behauptete Klitschko.

© Süddeutsche.de/afp/anri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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