Icahn steigt bei Auktionshaus ein:Ebay fürchtet den wahren Wolf der Wall Street

File photograph of Investor Carl Icahn speaking at the Wall Street Journal Deals & Deal Makers conference at the New York Stock Exchange

Investor Carl Icahn

(Foto: REUTERS)

Großinvestor Carl Icahn hat schon vielen Unternehmen seinen Willen aufgezwungen - auch vor Apple ist er nicht zurückgeschreckt. Nun knöpft er sich Ebay vor. Er ist vor allem an der attraktiven Unternehmenstochter Paypal interessiert. Ebay sucht eilig Hilfe.

Es läuft gut für Ebay. Zumindest, wenn man sich mit Zahlen zufriedengibt: In den letzten vier Monaten 2013 nahm das Online-Auktionshaus 4,5 Milliarden Dollar ein - 13,5 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dabei blieb ein hübscher Gewinn von 850 Millionen Dollar im Unternehmen hängen, genau so hatten sich die Marktauguren das vorgestellt. Die Anleger hätten das Thema Ebay also abhaken können.

Taten sie aber nicht: Nachbörslich schnellten die Aktien des Unternehmens um mehr als zehn Prozent nach oben. Dabei interessieren doch Ergebnisse, die den Erwartungen entsprechen, an der Börse keinen mehr. Es ging auch nicht um die Zahlen. Es ging um das Heulen das Wolfes: Ebay teilte nämlich auch mit, dass Großinvestor Carl Icahn, den das Wirtschaftsmagazin Capital gerade erst in Anlehnung an den Scorsese-Film den "wahren Wolf der Wall Street" nannte, ins Unternehmen eingestiegen sei. Zwar nur mit 0,82 Prozent - doch das reicht, um sich einzumischen.

Marktwert: 35 Milliarden Dollar

Icahn hat denn auch schon ein paar "Vorschläge" gemacht: Zwei seiner Mitarbeiter sollen in den Vorstand von Ebay einziehen. Und, viel wichtiger noch: Den Bezahldienst Paypal will er aus dem Konzern ausgegliedert und als eigenständiges Unternehmen weitergeführt sehen.

Aus Sicht vieler Aktionäre wäre ein solcher Schritt lukrativ, könnte er doch etwa bei einem Börsengang von Paypal einen satten Gewinn in die Kassen von Ebay spülen. Marktexperten schätzen den Wert des Bezahldienstes auf 35 Milliarden Dollar, immerhin gut zwei Drittel des Wertes der Deutschen Bank. Ebay hatte Paypal 2002 für gerade Mal 1,5 Milliarden Dollar gekauft. Inzwischen erwirtschaftet Paypal 40 Prozent des Konzern-Umsatzes. Und die Tochter wächst schneller als die Mutter: Im Weihnachtsquartal erwirtschaftete Paypal fast 20 Prozent mehr Umsatz als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Angesichts dieser Zahlen überrascht es kaum, dass Ebay von Icahns Vorschlägen nichts hält. Mit Ebay werde Paypal erfolgreicher, behauptet Konzernchef John Donahoe. Das Unternehmen versorge seine Tochter mit Daten und trage so zum Erfolg bei. Zudem finanziere Ebay das Wachstum des Bezahldienstes.

Eilig sucht nun das Unternehmen Rat bei Goldman Sachs, wie man sich gegen Icahn wehren könne. Einfach wird das nicht: "Ich erwarte eine Schlacht", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Analysten Colin Gillis von BGC Partners. Und die Anleger werden sich womöglich auf die Seite Icahns stellen. Denn wachsen könnte Paypal ohne Ebay unter Umständen noch viel besser: Als eigenständiges Unternehmen hätte es einen weit größeren Kundenkreis.

Bloß nicht rumsitzen

Setzten früher die Wall-Street-Tycoone vor allem auf schwächere Unternehmen, die sie zerlegten und in Einzelteilen verkauften, geraten in den vergangenen Jahren vermehrt die großen Konzerne unter Druck. Icahn schreckte auch nicht vor dem mächtigen Apple-Konzern zurück. Den drängt er, Aktien im Volumen von 50 Milliarden Dollar zurückzukaufen. Aus Icahns Sicht hat Apple zu viel ungenutztes Geld in der Bilanz und soll darum das ohnehin schon üppige Rückkaufprogramm nochmals aufstocken. Bisher plant Apple, bis 2015 rund 100 Milliarden Dollar an seine Aktionäre auszuschütten.

Auch versuchte Icahn, die Übernahme des PC-Herstellers Dell durch dessen Gründer Michael Dell und den Finanzinvestor Silver Lake zum Preis von knapp 25 Milliarden Dollar zu verhindern. Der Investor wollte erreichen, dass den Aktionären mehr Geld für ihre Anteilsscheine gezahlt wird. Doch im Oktober gab er auf. Via Twitter schrieb er: "Wir denken, dass wir mit unseren zwei Milliarden Dollar etwas Besseres anfangen können."

Icahn ist 77 Jahre alt. Aufhören will er natürlich nicht. Warum auch? Dem Magazin Forbes sagte er, dass ihn sein Job glücklich mache. Er wisse gar nicht, was er sonst machen solle. "Auf langweiligen Dinnerpartys rumsitzen?" Ebay-Konzernchef John Donahoe sähe vermutlich nichts lieber als das.

(Mit Material von Reuters)

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