Demonstration vor dem CSU-Neujahrsempfang:Erfolgreich passiv

Die Aktivisten von "Plane Stupid" überreichen Erich Irlstorfer den "Gläsernen Heimatzerstörer". Der nimmt ihn auch an

Von Gerhard Wilhelm

Die Polizei war gleich mit drei Fahrzeugen angerückt, dazu kam ein Feuerwehrauto. Alles, um die Demonstranten vor dem Asamsaal im Griff zu haben. Die waren dem Aufruf von "Plane Stupid" zahlreich gefolgt. Rund 60 Personen protestierten lautstark gegen den möglichen Bau einer dritten Startbahn am Flughafen München. Mit zahlreichen Plakaten, Trillerpfeifen und Megafon, mit Trompeten und lauten Buhrufen, wenn sich ein CSUler blicken ließ.

Die hatte im Asamsaal zum Neujahrsempfang geladen. Zwei Stockwerke über der Demo vor dem Eingang, und die sollte laut Genehmigung nur links von der Türe stattfinden. Die Polizeibeamten waren stets bemüht, aber angesichts der wohl unerwartet hohen Anzahl von Protestierenden durften dann doch ein paar mit einem Protestbanner auf der anderen Seite stehen bleiben - getrennt von der Straße dann der Rest.

Die Busfahrer hatten bald die Konsequenz daraus gezogen, dass die Haltestelle vor dem Rathaus überfüllt war und hielten einfach ein paar Meter weiter. So leicht hatten es die Gäste des CSU-Empfangs nicht: Sie mussten sich ab und an den Weg regelrecht bahnen, um zum Eingang zu kommen. Stets Plakate vor Augen, die sie als "Heimatzerstörer", Profiteure und Amigos bezeichneten, oder auf denen stand: "-kotzen" oder "CSLUG. Besser lügen geht nicht".

Bald hatte sich ein Zweiklassen-System etabliert. Unten standen die wegen der Kälte eingemummten, lautstark Demonstrierenden, und oben im Warmen an den Fenstern die Gäste des CSU-Neujahrsempfangs, die teilweise kopfschüttelnd die Aktion aus sicherer Distanz beobachteten.

Dass man Gerda Hasselfeldt, die CSU-Landesgruppenchefin in Berlin und prominente Festrednerin des Abends, mit den Protesten direkt konfrontieren könnte, damit rechnete Florian Sperk von Plane Stupid nicht. Das Ziel war Erich Irlstorfer, der neue Bundestagsabgeordnete der CSU Freising, Stadtrat und Ortsvorsitzender. Ihm sollte ein Wanderpokal überreicht werden - aus Glas und mit der Aufschrift "Heimatzerstörer 2013". Dazu eine Ehrenurkunde für seine langjährige "erfolgreiche Passivität im Kampf gegen die dritte Startbahn".

Ein paar Minuten nach 19 Uhr war es soweit: Irlstorfer stellte sich. Erst nach ein paar kräftigen Rufen, ruhig zu sein, kann der CSU-Mann reden, wünschte allen erst mal ein gutes, neues Jahr. Er verwies darauf, dass der Flughafenausbau weder im Regierungsentwurf des Freistaates noch im Koalitionsvertrag stehe und er auf die Zusage von Ministerpräsident Horst Seehofer baue, dass nach dem Gerichtsurteil alles noch einmal politisch neu bewertet werde. Die Freisinger CSU sei auch weiter gegen die dritte Startbahn und werde ihre Haltung auch nicht ändern. So recht glauben wollten dies die Demonstranten nicht, wie die Zwischenrufe zeigten. Den Pokal nahm Irlstorfer übrigens an. Er sei zwar "makaber", aber er habe genügend Humor.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: