"Beste Chance":Tandern, Delhi und zurück

Das Traumpaar des deutschen Films, Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Drehbuchautorin Karin Michalke, drehen wieder im Landkreis Dachau. Sie arbeiten am letzten Teil der "Beste"-Trilogie.

Von Benjamin Emonts

"Beste Chance": In der Pfarrstraße in Pipinsried ruhte das dörfliche Idyll für einige Stunden: Regisseur Marcus H. Rosenmüller, Schauspieler Volker Bruch und ein 44-köpfiges Film-Team drehten eine Action-Szene.

In der Pfarrstraße in Pipinsried ruhte das dörfliche Idyll für einige Stunden: Regisseur Marcus H. Rosenmüller, Schauspieler Volker Bruch und ein 44-köpfiges Film-Team drehten eine Action-Szene.

(Foto: Meike Birck, oh)

Kurz nach 13 Uhr: Der Linienbus 782 hält an der Einmündung zur Pfarrstraße in Pipinsried. Eine Handvoll Schüler steigt aus, doch anstatt wie üblich am Katholischen Kindergarten und der Kirche Sankt Dionysius vorbei gemächlich nach Hause zu schlendern, werden die Schüler von einem Mann in roter Warnweste aufgehalten. "Vorsicht, alle von der Straße", ruft ein anderer Mann. Dann plötzlich gibt ein blauer Chevrolet Pick-Up Vollgas, macht eine Vollbremsung und schleudert unmittelbar auf den Parkplatz des Kindergartens.

Regisseur Marcus H. Rosenmüller beobachtet die Szene sitzend vor einem Monitor, um ihn herum stehen etliche Menschen, Kameras und Mikrofone. Nachdem der Fahrer des Pick Ups, der populäre, deutsche Schauspieler Volker Bruch, das Fahrmanöver ein ums andere Mal wiederholt - er grinst dabei wie ein kleiner Junge, der von seinem Vater zum ersten Mal ans Steuer gelassen wurde - steht Rosenmüller auf und ruft: "Super!" Die Szene ist im Kasten.

Wenig später geht das Film-Team bereits in die Mittagspause, als Regisseur Rosenmüller dem Bayerischen Rundfunk noch ein Interview gibt. Die Fragen drehen sich um seinen neuesten Film "Beste Chance", den lange erwarteten dritten Teil der "Beste"- Trilogie. Der Film erzählt die Geschichte von Jo und Kati fort, die allerbeste Freundinnen sind und im beschaulichen Dorf Tandern im Landkreis Dachau aufgewachsen sind. Nachdem die Freundinnen in den ersten beiden Teilen hin- und hergerissen sind zwischen dem Fernweh, Freiheitsdrang und ihrer Liebe zur Heimat mit Familie und Freunden, hat Jo in "Beste Chance" nun den Sprung in die große, weite Welt bis nach Indien gewagt. Als Kati, die inzwischen in München studiert, lange kein Lebenszeichen ihrer Freundin erhält, beschließt sie, in Indien nach ihr zu suchen. Jo jedoch ist derweil bereits wieder in Tandern angekommen. So erzählt der Film die Geschichte zweier Freundinnen, die räumlich zwar getrennt sind, im Herzen aber stets miteinander verbunden bleiben. Und er erzählt von den unzähligen Chancen, die einem jeder Tag bietet.

In Katis Fall, sagt Drehbuchautorin Karin Michalke, "ist das die Chance, nach Indien zu fahren und herauszufinden, was sie wirklich will im Leben". Und Jo? "Sie kann herausfinden, wo sie hingehört. Ob ihr Glück in der Ferne liegt oder doch in ihrer Heimat." Karin Michalke, die in Tandern aufgewachsen ist, hat alle drei Drehbücher für die Trilogie geschrieben. Sie sagt: "Die Geschichte schöpft aus meinen Erinnerungen, meinem Lebensgefühl damals." Im Alter von 30 Jahren ist Michalke nach Indien gereist. So schließt sich für sie mit dem dritten Teil ebenso ein Kreis wie für Marcus H. Rosenmüller, der das Land ebenfalls schon bereist hat. Rosenmüller sagt: "Dort ist eine ganz andere Welt. Da denkt man über das Leben nach, das prägt, wenn man das sieht."

Von Ende November bis Mitte Dezember hat der Regisseur mit seinem Team in der Metropole Delhi gedreht, jetzt ist das Film-Set also in der Pfarrstraße in Pipinsried angekommen. Mit am Set steht auch Eva Tonkel, die "Beste Chance" produziert. Tonkel hatte die ersten beiden Teile im Kino gesehen und fragte sich schon länger, wo der dritte und letzte Teil bleibt. Schließlich nahm sich die Produzentin dem Projekt an: Sechs Jahre nach Teil 2 steht sie mit Schal und dicker Winterjacke in Pipinsried und stellt fest: "In Indien waren 3000 Zuschauer am Set. Es war heiß, laut und dreckig. Hier ist es dagegen einsam, kalt und still. Genau diesen Kontrast wollten wir."

Tandern, das wenige Kilometer entfernt von Pipinsried liegt, scheint in den Filmen ein Ort zu sein, der allen Veränderungen trotzt. Die Dorfbewohner sind äußerst souverän auf eigenem Terrain, fühlen sich jedoch unwohl und unsicher außerhalb ihrer gewachsenen Gemeinschaft. Die meisten Drehorte liegen in Tandern oder in unmittelbarer Umgebung des Ortes. So spielt der erste Teil auch in der Sportgaststätte des FC Tandern. Der Verein ist nach wie vor eine Institution in dem Dorf, in der jeder eine wichtige Funktion des öffentlichen Lebens trägt. Die meisten der Bauernhöfe, auf denen gedreht wurde, befinden sich in Ottelsburg, einem kleinen Weiler. Wer sich in der Region auskennt, wird in den Filmen viele der Landstraßen und Feldwege rund um Tandern wiedererkennen. Ebenso wie den Daumiller Berg: Der höchste Aussichtspunkt Tanderns soll spätestens im Herbst auf der Leinwand zu sehen sein - wenn "Beste Chance" in die Kinos kommt.

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