TSV 1865:Ein Jahrhundertprojekt

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2015 kann der TSV 1865 Dachau mit den Bauarbeiten für seinen neuen Sportpark östlich der Theodor-Heuss-Straße beginnen. Der Umzug aus den beengten Verhältnissen an der Jahnstraße soll 31 Millionen Euro kosten.

Von Helmut Zeller

Für den TSV 1865 ist es die Zäsur in seiner bald 150-jährigen Geschichte: Im Jubiläumsjahr 2015 beginnen die Bauarbeiten für einen modernen Sportpark östlich der Theodor-Heuss-Straße - nach 15 Jahren scheinbar nicht enden wollender Planungen. Aus diesem Anlass hat der zweitgrößte Sportverein der Stadt Dachau gleich eine Münchner Presseagentur, "Gärtner pr", eingeschaltet. Von ihr war zu erfahren, dass auf dem zwölf Hektar großen Areal für etwa 31 Millionen Euro ein breites Sportangebot für die Dachauer Bürger entstehen soll. Das hat die Stadt, die bald auf 50 000 Einwohner anwachsen wird, auch dringend nötig: Der Dachauer Vereinssport lebt in beengten Verhältnissen. Auch der ASV, der größte Sportverein in der Stadt, leidet darunter. Und der TSV 1865 hätte mit seiner viel zu kleinen und veralteten Anlage an der Jahnstraße mitten im Wohngebiet über kurz oder lang gleich zusperren können.

Von einer Chance für die gesamte Stadt spricht denn auch Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU). "Zu einer sozialen und lebenswerten Stadt gehören auch moderne und ausreichend große Sportstätten, um die Nachfrage abdecken zu können", sagt Bürgel. Und nicht nur das: Auch den Schulen fehlt es an Sportstätten, etwa im benachbarten Schulzentrum Augustenfeld mit der Grundschule, Montessori-Schule, Berufsschule und Realschule. Mit dem neuen Sportpark, der auch zu Fuß für die Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums erreichbar ist, hofft die Stadt, endlich "optimale Bedingungen für den Schulsport" zu schaffen.

Das Vorhaben ist aber umstritten. In den Haushaltsberatungen im Dezember 2013 kritisierten die Fraktionen von Bündnis für Dachau, SPD, Grünen sowie Teile der ÜB das Vorhaben. Sie verweigerten dem Haushalt ihre Zustimmung, weil die Details der Planung nicht offengelegt wurden. Die Stadt wird nach dem Beschluss der Mehrheit bis 2015 insgesamt 15 Millionen Euro für den neuen Sportpark bereitstellen. Bündnis-Stadtrat Kai Kühnel sprach von einem "Streichkonzert zugunsten des TSV". Er empfahl als Alternative zum Umzug eine Sanierung oder einen Neubau der Jahnhalle am bisherigen Standort und die Errichtung lediglich einzelner neuer Sportplätze außerhalb des jetzigen Geländes. Überdies plädierte er dafür, Freizeitsportflächen, die nicht an Vereine gebunden sind, in allen Stadtteilen anzulegen.

Oberbürgermeister Bürgel betont dagegen, dass die Umsiedlung des TSV "nicht zu Lasten anderer geplanter Investitionen der kommenden Jahre" gehe. Einen Großteil der geschätzten Kosten des Gesamtprojekts von 31 Millionen Euro könne der Verein durch den Verkauf seines jetzigen Stammgeländes (12,35 Millionen Euro) in Augustenfeld und Fördergelder des Bayerischen Sportverbands (drei Millionen Euro) schultern. Die andere Hälfte bringt die Stadt als Zuschuss auf, der durch den Verkauf des nicht mehr benötigten Sportgeländes in Dachau-Ost, des ehemaligen SSV Dachau-Ost, gegenfinanziert werden soll. Bürgel rechnet mit einem Erlös von 18,6 Millionen Euro für das Areal an der Alten Römerstraße, das der Stadt gehört.

2017 soll das "Jahrhundertprojekt" (Bürgel) abgeschlossen sein. Die Anlage umfasst ein Fußballstadion, mehrere Tribünen, eine Multifunktionshalle und Dreifachturnhalle (siehe Grafik). Das Gelände wird im Süden von der Feldstraße, im Westen von der Theodor-Heuss-Straße, im Osten von der Würm eingegrenzt und reicht im Norden bis auf Höhe des Bogens der Kufsteiner Straße. Der Verein, heißt es in der Pressemitteilung, könne wieder alle Abteilungen und Sportstätten auf einem Gelände zusammenführen. Die einzelnen Sportabteilungen würden nicht nur mehr Platz bekommen, auch könnten neue Sportarten angeboten werden. Welche das genau sind, ist nicht bekannt. Am Freitag waren keine Vereinssprecher erreichbar. Ungeklärt ist auch die Frage, was mit dem Gelände an der Jahnstraße geschehen wird - und wer es erwerben soll. Auf dem Sportgelände an der Alten Römerstraße könnten Sozialwohnungen errichtet werden, wie der Oberbürgermeister sagt.

Die Grundstücksverhandlungen für die Umsiedelung des TSV 1865 haben sich jahrelang hingezogen - und scheiterten immer wieder an der ablehnenden Haltung einiger Grundeigentümer. Noch im Dezember erklärte Bürgel in den Haushaltsberatungen, dass der TSV-Umzug nun in greifbare Nähe gerückt ist, aber noch offene Fragen zu klären seien.

Das Stammgelände mit 34 000 Quadratmetern und das frühere SSV-Areal mit 41 000 Quadratmeter bietet dem TSV keine Möglichkeit zur Erweiterung. Der Neubau einer Sporthalle ist aus immissionsschutzrechtlichen Gründen nicht möglich. Der TSV 1865 musste bereits teilweise einen Aufnahmestopp für Neumitglieder verhängen. Der Ligabetrieb war in den Sportstätten nur noch in Ausnahmefällen mit einer Sondergenehmigung möglich.

© SZ vom 01.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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