Viktoria Rebensburg bei Olympia:Auf Understatement bedacht

Around the Games: Day 9 - 2014 Winter Olympic Games

Viktoria Rebensburg: Gekonnt die Favoritenrolle wegmoderiert

(Foto: Getty Images)

Eine Medaille im Riesenslalom ist drin, sagt ihr Trainer. Doch Viktoria Rebensburg weist die Favoritenrolle in Sotschi von sich. Es könnte tatsächlich laufen wie vor vier Jahren in Vancouver.

Von Carsten Eberts, Krasnaja Poljana

Nach dem Super-G von Sotschi gab es diese Situation, als Viktoria Rebensburg über eben jenen Super-G befragt wurde. Der sei kurvig gewesen, meinten die Journalisten, fast ein Riesenslalom. Und sie, Rebensburg, sei als gute Riesenslalomfahrerin auffallend gut mit der Strecke zurechtgekommen, bis auf den ärgerlichen Fehler im Schlusshang. Oder?

Rebensburg witterte das Gefahrenpotenzial, das sich durch diese Frage vor ihr auftat.

Nein, nein, sagte die Athletin schnell. Das sei "schon ein Super-G gewesen", und Rückschlüsse für den Riesenslalom könne sie daraus kaum ziehen. Trotz ihres fulminanten Sieges 2010 in Vancouver möchte sie sich keinesfalls in eine Favoritenrolle reinreden lassen. Nicht nach dieser Saison.

Die verlief völlig anders als geplant, hat Rebensburg dieser Tage in Krasnaja Poljana erzählt. Diese Krankheit im Dezember, erst eine virale Infektion, dann eine bakterielle, daraus entwickelte sich eine Lungenentzündung. Ihr Alltag bestand aus Arztgängen, Medikamenten und der heimischen Couch. Währenddessen fuhren die Kolleginnen ihre Rennen, es waren sehr gute dabei. Das sei hart gewesen, erzählt Rebensburg.

Allein deshalb verbittet sie sich die Aufnahme in den Favoritenkreis für den Riesenslalom am Dienstag. "Mir fehlen einfach zwei Monate Training", sagt sie, "Favoriten sind gerade die anderen." Die Rolle als Jägerin, mit der kann sie sich gerade noch anfreunden. Mehr jedoch bitte nicht.

Gezielte Vorbereitung

Ungünstig, dass ihr Trainer Tom Stauffer weniger Berührungsängste hat. Er hat schließlich gesehen, was Rebensburg zu leisten vermag. Im Super-G habe Rebensburg "in meinen Augen ein sehr gutes Rennen gezeigt", sagt Stauffer. Bis auf diesen Fehler im Schlusshang, als die Ski quer standen, die Geschwindigkeit komplett verloren ging.

Fast eine Sekunde hat sie im Schlusshang verloren. Rebensburg wurde nur Neunte, ohne den Fehler wäre vielleicht schon im Super-G eine Medaille drin gewesen. Sie ärgerte sich maßlos, haute sich mit den Handschuhen immer wieder auf den Helm.

"Wir wissen, dass ihr zwei Monate Rennpraxis fehlen", sagt Stauffer. Aber? "Wir wissen auch, dass Viki wieder da ist und mitfahren kann." Ja, bestätigt er, Rebensburg habe Medaillenchancen. Wie Maria Höfl-Riesch übrigens auch, der gerade ohnehin fast alles gelingt.

Anders als Höfl-Riesch hat sich Rebensburg gezielt auf den Riesenslalom vorbereitet. Die 24-Jährige hat in Sotschi bereits zwei Abfahrtseinheiten ausgelassen, stattdessen lieber für ihre Paradedisziplin trainiert. "Ich bin technisch ganz gut drauf", sagt Rebensburg. "Sie hat sich sehr gut erholt", findet auch Alpin-Direktor Wolfgang Maier. Noch einer, der sie jeden Tag beobachtet.

Vor vier Jahren war Rebensburg noch die große Überraschung im Riesenslalom. Niemand hatte mit ihr gerechnet, doch eine Favoritin nach der anderen scheiterte an ihrer Bestzeit - am Ende raste Rebensburg, gerade 20, zum Olympiasieg im Riesenslalom. Die Außenseiterrolle von damals hat ihr gut behagt. Rebensburg würde auch in Sotschi gerne wieder da hineinschlüpfen.

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