Friedrich-Nachfolger Christian Schmidt:Karrieresprung aus der zweiten Reihe

Immer wieder war er als Minister im Gespräch, immer wieder ging er leer aus. Nun wird Christian Schmidt Nachfolger von Hans-Peter Friedrich - und soll sich um die Landwirtschaft kümmern. Dabei gilt er eigentlich als Experte für die Bundeswehr.

Von Anna Fischhaber, Birgit Kruse und Olaf Przybilla

Immer wieder war Christian Schmidt für höhere Ämter im Gespräch. Immer wieder hat er sich Hoffnungen auf eine Karriere in Berlin gemacht. Und jetzt ist er da, der große Karrieresprung. Unerwartet der Zeitpunkt - und sicher auch unerwartet das Ressort. Der 56-Jährige wird Bundeslandwirtschaftsminister. Mit seinem bisherigen Spezialgebiet Verteidigung hat das wenig zu tun. Doch bereits bei der Regierungsbildung im Dezember hat CSU-Chef Horst Seehofer den Franken als fleißig und flexibel einsetzbar bezeichnet.

Und das muss er jetzt auch sein. Denn Seehofer hat Schmidt als Nachfolger für Hans-Peter Friedrich auserkoren, der im Zuge der Edathy-Affäre am Freitag seinen Rücktritt erklärt hatte. Seit Jahren kennt Schmidt das politische Leben in Berlin, 1990 wurde er erstmals in den Bundestag gewählt. Schmidt ist in der Union als Experte für Wehrfragen bekannt, hat als Staatssekretär im Verteidigungsministerium mehrere Minister miterlebt und die Bundeswehrreform begleitet.

Als Karl-Theodor zu Guttenberg ging, wurde er als neuer Minister gehandelt, nach der Bundestagswahl fiel sein Name erneut, zusammen mit Peter Gauweiler (CSU) vertrat er die außen- und sicherheitspolitischen Themen in den Koalitionsgesprächen. Doch dann machte die Union Ursula von der Leyen zur neuen Verteidigungsministerin. Und Schmidt blieb Staatssekretär. Die vergangenen Monate arbeitete er im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Eine Frage des Regionlaproporz

Mit Landwirtschaftsthemen hatte er bislang wenig zu tun. Doch das spielt für Seehofer in dieser Frage offenbar keine Rolle: Schmidt ist nicht der erste fachfremde Minister, der für die Bauernpartei CSU an die Spitze des Agrarministeriums rückt. Bereits Seehofer selbst hatte von Landwirtschaftsthemen wenig Ahnung, als er das Ressort übernommen hat. Und auch Ilse Aigner und Hans-Peter Friedrich waren bislang in der CSU nicht gerade als Agrarexperten bekannt. Und das, obwohl das Landwirtschaftsministerium neben dem Verkehrsministerium aus bayerischer Sicht ein wichtiges Ressort ist. Bayern ist nicht nur das Land der Laptops, sondern auch der Lederhosen: Ein Drittel aller deutschen Bauernhöfe liegt im Freistaat. Die Wählerklientel ist hier besonders groß.

Mit dem Fürther Schmidt hat sich Seehofer für einen Mann entschieden, der wie Friedrich aus Franken kommt - die Frage des Regionalproporzes ist in der CSU schon immer wichtig gewesen. In seiner Heimat gilt Schmidt als einer, der gut mit dem bayerischen Finanzminister Markus Söder kann. Auch wenn die beiden Männer nicht unterschiedlicher sein könnten: Auf der einen Seite Söder, der laute Vordrängler, auf der anderen Seite Schmidt, der besonnene Jurist, der allerdings auch ein wenig blass wirkt. Dass der Familienvater seit 2011 einer der Stellvertreter von Horst Seehofer im Parteivorstand ist, wissen nur wenige. Und jetzt also Landwirtschaftsminister.

Silberhorn wird Staatssekretär

Und noch ein Franke mit ähnlichem Profil wie Schmidt macht an diesem Montag einen Karrieresprung: Thomas Silberhorn, der den Posten als Staatssekretär im Entwicklungsministerium übernimmt. In seiner Heimat gilt der stellvertretende Bezirksvorsitzende als aufstrebendes Talent, als der, der irgendwann die CSU in Oberfranken führen soll. Bereits seit 2002 sitzt der Bamberger CSU-Politiker im Bundestag, inzwischen ist der 45-jährige Rechtsanwalt stellvertretender Fraktionschef der Union. Silberhorn trat bereits 1985 in die Junge Union ein. In Berlin machte er sich ähnlich wie Schmidt vor allem als Experte für Verteidigungspolitik einen Namen.

Die Personalfragen hat Horst Seehofer also geklärt. Friede kehrt in der Berliner Koalition deswegen jedoch noch lange nicht ein. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer greift am Montagmorgen SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann an. Dieser müsse ein Stabilitätsanker sein, poltert Scheuer aus München. "Das ist Herr Oppermann nicht mehr." Durch "Widersprüche" und "Wichtigtuerei" habe er die Koalition "in eine schwere Krise" gestürzt. Oppermann hatte öffentlich gemacht, dass der damalige Innenminister Friedrich SPD-Chef Sigmar Gabriel im Oktober erzählt hatte, dass Sebastian Edathys Name im Rahmen von Ermittlungen aufgetaucht sei.

Und auch das erste Treffen des Koalitionsausschusses, das für Dienstag angesetzt war, ist abgesagt worden. Stattdessen werden sich nur die Parteichefs von CDU, CSU und SPD treffen.

Und Schmidt? Der wird nun seinen Umzug in das neue Ministerium planen. Denn Friedrich hat von Bundespräsident Joachim Gauck bereits seine Entlassungsurkunde erhalten.

Die Affäre um den SPD-Politiker Sebastian Edathy belastet zunehmend auch die große Koalition aus CDU, CSU und SPD. Die Entwicklungen im Newsblog.

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