Forensik in Taufkirchen:Klinikchef rechtfertigt sich für Fixierungen

Ein Patient soll in Taufkirchen 60 Tage ununterbrochen ans Bett gefesselt worden sein. Insgesamt wurden dort 18 Patientinnen in 20 Monaten fast 10.000 Stunden fixiert. Nun rechtfertigt sich der Klinikchef - und begrüßt die gerichtliche Klärung.

Von Thomas Daller

Schwere Vorwürfe werden gegen die Frauenforensik in Taufkirchen im Landkreis Erding erhoben. E in Patient soll dort 60 Tage ununterbrochen ans Bett gefesselt worden sein; insgesamt wurden 18 Patientinnen in einem Zeitraum von 20 Monaten fast 10 000 Stunden fixiert.

Matthias Dose, der Ärztliche Leiter der Klinik, hat den Sachverhalt bestätigt. Seitdem die Zwangsmedikation auch mit aggressionshemmenden Mitteln in der Forensik untersagt worden sei, komme es vermehrt zu gefährlichen Angriffen gegen Ärzte, Pfleger und Mitpatienten, wenn Patienten die Einnahme von bis dahin wirksamen Medikamenten verweigern. "Wir müssen den Schutz unserer Mitarbeiter und der Mitpatientinnen gewährleisten können", sagte Dose. "Die Forensik ist kein rechtsfreier Raum."

Jeder Versuch, den 60 Tage lang fixierten Patienten wieder zu einem friedlichen Miteinander zu bewegen, sei mit Morddrohungen gegen Ärzte und Gewaltandrohungen gegen Mitpatientinnen beantwortet worden. Etwa 50 Prozent der Fixierungen gingen auf Gewalt oder Gewaltandrohungen zurück, weitere 50 Prozent zum Schutz der Patienten vor sich selbst. Dose sagte, bei der Zahl der Fixierungen sehe er die Taufkirchener Forensik im bayernweiten und bundesweiten Vergleich sogar "im unteren Bereich". Daher begrüße er es auch, dass es im Fall der 60-tätigen Fixierung nun zu einer gerichtlichen Klärung komme.

© SZ vom 18.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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