Umstrittene Rede zu Reproduktionsmedizin:Lewitscharoff entschuldigt sich

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Von "Halbwesen" hatte sie gesprochen, nun entschuldigt sich Sibylle Lewitscharoff für ihre Aussage zu Kindern, die mit medizinischer Hilfe gezeugt wurden. Was nicht bedeutet, dass sie von ihrer Meinung wirklich abweichen würde.

Autorin Sibylle Lewitscharoff entschuldigt sich für ihre Aussagen zur künstlichen Befruchtung. "Das tut mir wirklich leid, der Satz ist zu scharf ausgefallen. Ich möchte ihn sehr gerne zurücknehmen, ich bitte darum", sagte die Schriftstellerin am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Die Büchnerpreisträgerin hatte bei einer Rede im Dresdner Staatsschauspiel Retortenkinder am vergangenen Sonntag als "Halbwesen" bezeichnet und die Reproduktionsmedizin mit Praktiken aus dem Nationalsozialismus verglichen. "Ich würde niemals ein Kind, das auf diese Weise zur Welt kam, als fragwürdigen Menschen bezeichnen", sagte Lewitscharoff jetzt.

Am Donnerstag hatte Lewitscharoff ihre umstrittenen Aussagen in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung noch nicht zurücknehmen wollen. "Darf ich in einer Rede nicht sagen, was ich denke?" Auf die Frage, ob sie ihre Äußerungen von den "Halbwesen" zurücknehmen wolle, antwortete sie mit einem deutlichen "Nein".

Weiterhin skeptisch

Auch im ZDF blieb die Schriftstellerin insofern bei ihrer Meinung, als sie sagte, dass sie der Reproduktionsmedizin nach wie vor kritisch gegenüberstehe. "Den Kindern werfe ich überhaupt nichts vor, sie können nichts dafür, wie sie auf die Welt kamen. Ich bin aber skeptisch gegenüber den modernen medizinischen Methoden. Man sollte stärker diskutieren und sich nicht damit befrieden, dass es diese Medizin gibt - und dann tun wir es eben." Ihr verursache es Unbehagen, dass auf der einen Seite Millionen Kinder in ärmlichen Regionen ein entsetzliches Leben führten, Eltern in reichen Regionen dagegen versuchten, auf künstlichem Wege Kinder zu zeugen.

Sibylle Lewitscharoff wurde für ihr literarisches Werk mit einer Vielzahl von Preisen und Auszeichnungen geehrt. Unter anderem erhielt sie 2010 für ihr "ungemein dichtes und originelles Prosawerk, das sich in seinem eigentümlichen Amalgam aus Humor und Tiefsinn gegen alle Zuordnungen sperrt", den Berliner Literaturpreis. 2011 wurde sie mit dem Kleist-, Ricarda-Huch-, Marieluise-Fleißer- und Wilhelm-Raabe-Preis ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr hatte sie schließlich mit dem Georg-Büchner-Preis die wichtigste literarische Auseichnung Deutschlands erhalten.

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