Menschenrechtsorganisationen:Medizinische Versorgung syrischer Kinder verheerend

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Behandlung Glückssache: Ein verletzter syrischer Junge im syrischen Aleppo (Foto: dpa)

Die Kinderrechtsorganisation Save the Children schlägt Alarm: Im Bürgerkriegsland Syrien sollen Tausende Kinder an vermeidbaren Krankheiten sterben. Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegen das Assad-Regime. Die Regierung hungert demnach Zivilisten systematisch aus.

Kinderrechtsaktivisten beklagen eine verheerend schlechte medizinische Versorgung hilfsbedürftiger Kinder in Syrien. So seien seit dem Beginn des Konflikts vor drei Jahren 200.000 Menschen allein daran gestorben, dass ihre chronischen Krankheiten nicht behandelt werden konnten, darunter Tausende Mädchen und Jungen. Das seien fast doppelt so viele Menschen, wie in Kämpfen getötet worden seien, heißt es in einem Bericht von Save the Children.

"Kinder sterben durch Gewalt, aber in noch größerer Zahl an behandelbaren oder vermeidbaren Krankheiten", teilte die Kinderrechtsorganisation mit. Wegen mangelnder Ausstattung in Kliniken müssten ihnen etwa ganze Gliedmaßen amputiert werden. Neugeborene stürben wegen Stromausfällen in Brutkästen. In einigen Fällen seien Patienten mangels Narkosemitteln bewusstlos geschlagen worden, andere erhielten potenziell hochgefährliche Mensch-zu-Mensch-Bluttransfusionen.

"Diese humanitäre Krise ist zu einer lebensbedrohlichen Gesundheitskrise geworden", schreibt Save the Children. Mädchen und Jungen lebten "unter unbeschreiblichen Umständen". Inzwischen sei es "reine Glückssache, im Notfall und bei Lebensgefahr oft schier unmöglich", Ärzte zu finden. Auch Impfungen fänden kaum noch oder gar nicht mehr statt, wofür der Wiederausbruch von lebensbedrohlichen Krankheiten wie Masern oder Polio "ein alarmierendes Zeichen" sei.

Amnesty erhebt schwere Vorwürfe

Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International weist auf erschreckende Missstände in Syrien hin - und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Führung in Damaskus. Diese begehe im Bürgerkrieg gezielt Verbrechen gegen die Menschlichkeit. So werde die Bevölkerung der Stadt Jarmuk bei Damaskus von den Regierungstruppen systematisch ausgehungert.

Mindestens 128 Menschen in der Stadt seien bisher an Hunger gestorben. Die lebensnotwendige Versorgung mit Nahrung und Arznei sei abgeschnitten worden, heißt es in einem an diesem Montag vorgestellten Bericht mit dem Titel "Das Leben aus Jarmuk herausquetschen". 60 Prozent der verbliebenen Menschen in der Stadt litten unter Mangelernährung.

"Das Leben in Jarmuk ist zunehmend untragbar geworden für die verzweifelten Zivilisten, die hungern und in einer Abwärtsspirale des Leidens gefangen sind, ohne Möglichkeit zur Flucht", sagte Philip Luther, Direktor des Amnesty-Programmes für den Nahen Osten und Nordafrika. "Zivilisten werden wie Schachfiguren benutzt in einem tödlichen Spiel, über das sie selbst keine Kontrolle haben."

Regierungstruppen hätten wiederholt zivile Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und eine Moschee bombardiert. "Immer wieder eine dicht bevölkerte Gegend anzugreifen, wo die Zivilisten keine Möglichkeit zur Flucht haben, zeigt eine rücksichtslose Haltung und eine kaltschnäuzige Missachtung der grundlegendsten Prinzipien internationaler Menschenrechte", betonte Luther.

Linktipp:

In einem auf Youtube veröffentlichten Video zeigt Save the Children, wie sich die Welt eines Mädchens in Großbritannien verändern würde, wenn dort - wie in Syrien - ein Krieg ausbrechen würde.

© Süddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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