Wahlkampfabschluss der Linken:Alle wollen Gregor Gysi sehen

Der Politstar der Linken in Deutschland spricht im vollkommen überfüllten Hofbräuhauskeller und die Fangemeinde drängelt sich bis vor die Tür hinaus...

Von Birgit Goormann-Prugger

Volles Haus für Gregor Gysi, Politstar der Linken in Deutschland, im Freisinger Hofbräuhauskeller: Auch bei strahlendem Frühlingswetter wollten sich am Samstagnachmittag mehrere hundert Menschen den Auftritt des Oppositionsführers in Berlin beim Wahlkampfabschluss der Linken in Freising nicht entgehen lassen. Drangvolle Enge im Saal, die Luft zum Schneiden dick, aus dem Biergarten wurden Stühle hinaufgetragen und als drinnen kein Platz mehr war, drängelten sich die Besucher vor der Tür - und blieben. Albert Schindlbeck, Freisinger Spitzenkandidat der Linken für den Kreistag, zeigte sich "überwältigt". "Mit einem solchen Andrang hatten wir wirklich nicht gerechnet", sagte er.

Gysi - eigentlich auf dem Weg zum Flughafen - nahm sich ein knappes Stündchen Zeit für die Freisinger und gratulierte vor seinem Auftritt auch noch dem Vater des Wirts, der gerade unten im Gastraum seinen 80. Geburtstag feierte. "Ich habe ihm geraten, die Privilegien des Alters zu genießen, ich mache das jetzt auch", versicherte der 66-Jährige. Das bedeute, dass er sich schon mal den Koffer tragen lasse. Ansonsten machte der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag eher nicht den Eindruck, als ob er sich in nächster Zeit schon aufs Altenteil zurückziehen wolle.

Den Freisingern gab er mit auf den Weg, sich doch bitte recht zahlreich an der Kommunalwahl am Sonntag zu beteiligen. "Wer selbst nicht wählen geht, für den wählt die Nachbarin mit und das bringt nun mal gar nichts." Von Vorteil wäre aus Sicht Gysis überdies eine starke Linke in Stadtrat. "Denn wenn das so sein sollte, dann wird sich der bayerische Ministerpräsident um Ihre Stadt kümmern wie noch nie zuvor in seinem Leben. Das verspreche ich Ihnen".

Es sei überhaupt gut, immer mal wieder die Linken zu wählen, im Bund und auch demnächst bei der Europawahl, das tue dem Zeitgeist gut. "Denn die anderen mögen uns nicht", erklärte das Gysi. Es verändere zwar nicht die Welt, wenn die Linken mit ein paar mehr Abgeordneten in den Parlamenten vertreten seien, "aber die anderen verändern sich dann". Die Grünen würden friedlicher, die SPD sozialdemokratischer und selbst die CSU ein wenig menschlicher. "Nur der FDP, der ist das alles egal, aber die ist ja auch aus dem Bundestag rausgefallen."

Überhaupt die Bundespolitik: Viel habe die große Koalition in Berlin ja noch nicht zustande gebracht. "Nur der Diätenerhöhung, der habe sie als Erstes und ganz schnell zugestimmt", schimpfte Gysi und vergaß nicht zu erwähnen, dass seine Fraktion die Erhöhung den SOS-Kinderdörfern gespendet habe.

Auch ein Thema: Leiharbeit in Deutschland. "Die würde ich verbieten, das ist doch nichts anderes als moderne Sklaverei." Und die Forderung von SPD und Union, die Menschen sollten für ihre Rente privat versorgen, nannte der Spitzenpolitiker der Linken "absurden Unsinn". "Viele wissen es gar nicht, aber Deutschland hat den größten Niedriglohnsektor in ganz Europa, wie soll das denn dann funktionieren? Das ist doch ein Scherz."

Und ach, die SPD. "Ich verlange ja gar nicht viel von ihr. Nur dass sie sozialdemokratisch denkt", forderte Gysi, schaute auf die Uhr und war dann auch schon wieder weg.

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