Kastensee:Freier See für freie Bürger

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Kreis-SPD fordert bei Lokalaugenschein in Kastenseeon den Stopp eines geplanten Grundstücksverkaufs

Von Wieland Bögel

Auch wenn es trotz Rekordtemperaturen bis zur Badesaison wohl noch etwas dauern wird, war das Freibad am Kastensee kürzlich sehr gut besucht. Mehrere Wahlkämpfer der SPD, einige Anwohner und der Besitzer des Bades hatten sich an einem strahlend schönen Frühlingsnachmittag am Seeufer eingefunden, um über dessen Zukunft zu sprechen. Denn ein Stück Seerand, das sich derzeit noch im Besitz des Landkreises befindet, könnte bald den Eigentümer wechseln.

Im Sommer zieht das idyllische Überbleibsel aus der letzten Eiszeit zahlreiche Besucher ins Freibad. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Für die SPD ist diese Transaktion aus mehrfacher Hinsicht problematisch, wie Poings Bürgermeister und Kreisrat Albert Hingerl erklärte. Denn zum einen hätte über den Verkauf in aller Stille, also in nichtöffentlicher Sitzung beraten werden sollen. Dagegen hatte Hingerl bereits vor zwei Wochen protestiert - mit Erfolg. Nun soll der zuständige Ausschuss im April öffentlich über Für und Wider des Verkaufs beraten. Die Position der SPD ist dabei eher das Wider, sie steht einer Veräußerung des Seegrundes sehr kritisch gegenüber. Denn es müsse sichergestellt sein und bleiben, dass der See für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Darum hat die Kreis-SPD einen entsprechenden Antrag gegen einen Verkauf bereits eingereicht. Darin enthalten ist auch die Forderung, einen freien Zugang zum See zu schaffen.

Auch der Glonner Bürgermeister Martin Esterl betonte die Bedeutung des Seezugangs. Für die Naherholung nicht nur seiner Gemeinde sei es "von enormer Bedeutung", dass "dieses wichtigste Erholungsgebiet" weiter öffentlich zugänglich bleibe. Dies müsse auch im Falle eines Verkaufs sichergestellt werden, meinte Esterl. Sollte also die SPD mit ihrem Antrag keinen Erfolg haben, solle zumindest eine Dienstbarkeit, also eine Art Wegerecht eingetragen werden.

Dass er keinesfalls daran denke, irgendwem den Zugang zum See zu versperren, betonte der Eigentümer und Betreiber des Bades, Manfred Lamm, ganz im Gegenteil. Er plane das Bad, das seine Familie bereits seit 1957 betreibt, zu modernisieren, etwa durch den Bau eines neuen Gebäudes für das Strandcafé. Auch sollen neue Toiletten und eine Betriebsleiterwohnung entstehen. "Aber wenn man eine Dreiviertel- bis eine Million Euro investiert, braucht es auch Planungs- und Rechtssicherheit", deshalb möchte er das bisher gepachtete Areal des Landkreises kaufen. Grund für die Kaufabsicht sei auch, dass er mit seinem bisherigen Verpächter eher gemischte Erfahrungen gemacht habe. Bereits seit mehreren Jahren wolle er das Angebot im Bad verbessern, der Glonner Gemeinderat habe das Vorhaben auch schon einstimmig für gut befunden, "aber passiert ist nichts." Denn der Landkreis, namentlich die Naturschutzbehörde habe ihm immer "Knüppel zwischen die Beine geworfen." Erst mit der Wahl des neuen Landrats sei Bewegung in die Sache gekommen, Robert Niedergesäß (CSU) habe seine Pläne "sehr positiv beurteilt", so Lamm.

Eine Verbesserung im Freibad sei auch im Interesse seiner Gemeinde, betonte Esterl, "wir sind sehr interessiert, dass der Badebetrieb erhalten bleibt." Trotzdem sei dafür nicht unbedingt ein Verkauf des Grundstücks nötig, meinte Esterl, Planungssicherheit sei auch durch entsprechende Ausgestaltung des Pachtvertrages möglich. Er betonte, dass sich die Kritik am Verkauf nicht gegen den Freibad-Betreiber wende, "aber was ist, wenn Sie nicht mehr weitermachen". Auch Hingerl vermisste eine langfristige Perspektive: "Ich will wissen, wie es hier in 50 Jahren ausschaut, ist der See dann abgeschlossen und es stehen hier ein paar Villen?" Lamm bezweifelte, dass es in 50 Jahren überhaupt noch einen See geben werde, wenn nicht endlich etwas für die Gewässerpflege getan werde. So sei der Wasserspiegel des Kastensees innerhalb der vergangenen 50 Jahre um gut die Hälfte auf gerade noch drei Meter gesunken. Grund seien unter anderem zugewachsene Abflüsse und Verschlammung. Doch bislang habe sich die Naturschutzbehörde stets gegen entsprechende Maßnahmen ausgesprochen.

Dem von der SPD und einigen Anwohnern geforderten freien Zugang zum See zeigte sich Lamm nicht grundsätzlich abgeneigt. Er gab aber zu bedenken, dass er aus Haftpflichtgründen sein Bad nicht im Winter für Spaziergänger öffnen könne. Außerdem befürchte er Vandalismus und Vermüllung. Esterl machte den Vorschlag, dass "die öffentliche Hand" in den Wintermonaten den Unterhalt übernehmen könne. "Da rennen Sie offene Türen ein", sagte Lamm, wie und von wem dieser öffentliche Unterhalt des Seeufers im Winter aber geleistet und finanziert werden soll, blieb offen.

© SZ vom 13.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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