Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik:Deutschland verspricht zehn Millionen Euro Nothilfe

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Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) lässt sich nach der Landung in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui die Lage in einem Flüchtlingslager erklären. (Foto: photothek)

Morde, Vertreibungen und Hunger: Die Lage in Zentralafrika ist nach einem Jahr Bürgerkrieg katastrophal. Bundesentwicklungsminister Müller sagt bei einem Besuch zehn Millionen Euro für humanitäre Hilfe zu. Der Bedarf ist aber 40-mal so hoch.

Deutschland unterstützt die Menschen in der vom Bürgerkrieg zerrütteten Zentralafrikanischen Republik und die Flüchtlinge im Nachbarland Kongo mit zehn Millionen Euro. Das gab Entwicklungsminister Gerd Müller am Freitag bei seinem Besuch in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui bekannt. "Wir wollen das Hungern und Morden mitten in Afrika nicht hinnehmen", sagte der CSU-Politiker. Das Geld soll für den Kampf gegen den Hunger und zur Verbesserung der Hygiene in Zentralafrika und in den Flüchtlingslagern im Kongo verwendet werden.

Müller ist das erste Mitglied der Bundesregierung, das die Zentralafrikanische Republik nach Ausbruch des blutigen Konflikts besucht. Das Land gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Nach der Machtübernahme muslimischer Rebellen vor einem Jahr ist die Gewalt zwischen christlichen und muslimischen Milizen eskaliert. Die Zahl der Toten ist unbekannt. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden 650 000 der 4,6 Millionen Einwohner innerhalb des Landes vertrieben, 280 000 flüchteten ins Ausland. 2,5 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Enorme Finanzierungslücken

Allein für die Versorgung von 1,9 Millionen Menschen im Jahr 2014 wären nach Angaben des Entwicklungsministeriums rund 400 Millionen Euro notwendig. Garantiert sind nach der jetzt gemachten Zusage aber erst 67 Millionen Euro. Die Finanzierungslücke ist also noch enorm.

Müller traf in Bangui seinen französischen Kollegen Pascal Canfin, den EU-Kommissar Andris Piebalgs und den OECD-Vertreter Erik Solheim zu Beratungen über Hilfsleistungen. Auch ein Treffen mit der zentralafrikanischen Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza stand am Freitag auf dem Programm des CSU-Ministers.

Derzeit versuchen 2000 französische und 5500 afrikanische Soldaten, die Gewalt in dem Land einzudämmen. Unterstützung sollen sie von bis zu 1000 Soldaten der Europäischen Union erhalten. An diesem Einsatz soll sich auch die Bundeswehr beteiligen. Voraussichtlich in der nächsten Woche will das Kabinett entscheiden, wie der militärische Beitrag Deutschlands zur Krisenbewältigung in Zentralafrika aussehen soll. Bisher sind Sanitätsflugzeuge und Stabsoffiziere für die Hauptquartiere in Bangui und im griechischen Larissa geplant, jedoch keine Truppen.

EU-Missionsbeginn in Gefahr

Nach Angaben von EU-Diplomaten ist der für nächste Woche geplante Starttermin der Mission jedoch gefährdet: Bei bisher vier "Truppenstellerkonferenzen" hätten die EU-Mitgliedsstaaten weder Ausrüstung noch Soldaten in ausreichendem Ausmaß bereit gestellt. Der Kommandeur des Einsatzes, der französische General Philippe Pontiès, weigere sich daher, den Marschbefehl in Richtung Afrika zu erteilen.

Nach Ansicht der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton drohe die EU durch den schleppenden Aufbau ihrer Einsatztruppe ihre Glaubwürdigkeit zu verlieren.

© Süeddeutsche.de/dpa/AFP/ipfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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