Bastian Schweinsteiger beim FC Bayern:Fast schon top, top, top

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Bastian Schweinsteiger (Mi.): Erfolgsgarant gegen Leverkusen (Foto: Bongarts/Getty Images)

Bastian Schweinsteiger ist beim 2:1 gegen Leverkusen die prägende Figur des FC Bayern und der Rotationssieger der Woche. Seine Physis ist wieder ein Thema, weil sie zurzeit eigentlich keines mehr ist.

Von Benedikt Warmbrunn

Matthias Sammer lenkte die Reporter gerade ab, alle Kameras und Diktiergeräte richteten sich auf ihn, und Bastian Schweinsteiger sah die Lücke. Er ging die wenigen Schritte, ohne zu rennen, ohne zu schleichen, ganz unbeschwert, keine Kamera versperrte ihm den Weg. Eine Unterschrift, eine Umarmung, dann lief Schweinsteiger in die Nacht hinaus. Sein Gang war leicht.

Matthias Sammer, der Sportvorstand des FC Bayern, blieb ein bisschen länger, er redete über alles, besonders ausführlich über den Mann, der da gerade in seinem Rücken eine einfache und doch ziemlich kluge Idee gehabt hatte, nicht die erste an diesem Abend. "Ich sehe ihn auf einem Super-Weg, physisch sehr stabil."

Die Physis von Bastian Schweinsteiger war in den vergangenen Jahren ein ständiges Thema beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft, das Sprunggelenk, das Knie, immer wieder streikte sein Körper. Und wenn Schweinsteiger spielte, war sein Gang manchmal keineswegs leicht, es war, als drücke ihn bei jedem Schritt ein Anker nach unten.

Auch am Samstagabend war die Physis von Bastian Schweinsteiger wieder ein Thema. Weil sie zurzeit eigentlich keines mehr ist. "Mein Sprunggelenk ist okay, mein Knie fühlt sich besser an", hatte Schweinsteiger noch auf dem Rasen zurückhaltend euphorisch gesagt. "Sein ganzer Bewegungsablauf wird immer besser", sagte Sammer, durchaus euphorisch.

Auch beim 2:1 gegen Bayer Leverkusen hat Bayern-Trainer Pep Guardiola seine Startelf wieder kräftig verändert, auf sechs Positionen, das sechste Spiel nacheinander tauschte er mindestens vier Spieler aus. Gegen Leverkusen testete er Diego Contento als Linksverteidiger, Mario Götze im linken Mittelfeld, Claudio Pizarro testete er auf der Tribüne. Zudem setzte Guardiola in Franck Ribéry, Javi Martínez, Thiago, David Alaba und Philipp Lahm auf die spielintelligenteste Ersatzbank der Welt. Bei all diesen Wechseln war Schweinsteiger der Rotationssieger der Woche.

Bereits beim 1:1 am Dienstag in der Champions League gegen den FC Arsenal hatte Schweinsteiger durchgespielt, gegen Leverkusen spielte er erstmals seit Anfang November in einer Bundesliga-Partie 90 Minuten lang. Und er, der stellvertretende Kapitän, war die prägende Figur.

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Das 50. Bundesliga-Spiel in Serie ohne Niederlage des FC Bayern war kein Spektakel, "nach vorne hat uns vielleicht der Esprit gefehlt", sagte Thomas Müller, "Leverkusen hat uns mit seiner Mauertaktik eingeschläfert". Der 17. Bundesliga-Sieg nacheinander war ein effizienter, nüchtern herausgespielt. Herbeigeführt durch zwei einfache und doch ziemlich kluge Ideen von Bastian Schweinsteiger.

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Der Gastgeber hatte die Partie beherrscht, Leverkusen lauerte auf Konter, und zumindest in der ersten Halbzeit waren die Gäste mit dieser Taktik gefährlicher. Doch Heung-Min Son ließ sich von der stets überdimensionalen Physis von Manuel Neuer einschüchtern und schob den Ball am Tor vorbei (11.); einen Schuss von Simon Rolfes parierte Neuer mit der rechten Hand. Und die Bayern? Ein paar zarte Distanzschüsse, mehr nicht.

Strukturiert hatte das Spiel des Tabellenführers schon bis dahin Bastian Schweinsteiger, insgesamt kam er auf 152 Ballkontakte. In den entscheidenden Situationen reichten ihm ganz wenige. In der 44. Minute passte Arjen Robben den Ball zu Schweinsteiger, der stoppte ihn mit der Sohle, flankte aus dem Stand, Mario Mandzukic nickte zur Führung ein. Acht Spielminuten später gab es einen Freistoß, Schweinsteiger nahm einen Schritt Anlauf, der Ball flog an die Unterlatte, dann ins Tor.

"Ich versuche das seit letztem Jahr mehr zu üben", sagte der Schütze, "letztes Jahr ist es mir schon ein paar Mal gelungen." Begünstigt wurde er bei seinem zweiten Saisontor ein bisschen von Schiedsrichter Markus Schmidt, der die Leverkusener Mauer 10, 20 Meter entfernt vom Ball aufstellte - egal, fand Schweinsteiger: "Es war ein wichtiges Tor, es hat das Ganze beruhigt." Bis zum Anschlusstreffer von Stefan Kießling in der Nachspielzeit kontrollierte der FC Bayern die Partie.

Ein fitter Schweinsteiger, einer, der nicht mit seinem geschundenen Körper auffällt, sondern mit seinem strategischen Geschick, das war der eigentliche Gewinn des FC Bayern an diesem Abend. Rechtzeitig vor den wichtigen Wochen in der Champions League und knapp drei Monate vor der Weltmeisterschaft in Brasilien ist also Schweinsteigers Kopf wieder das Thema, nicht der Körper. "Er wird jedes Spiel ein bisschen besser", sagte Guardiola, auch er war nur gedämpft euphorisch. Mahnend sagte der Trainer: "Er braucht Zeit."

Wie wertvoll Schweinsteiger für das Team ist, sagte am Samstagabend vor allem Matthias Sammer. So wertvoll ist ein fitter Schweinsteiger, dass sich der Sportvorstand sogar einen Scherz erlaubte. "Er ist jetzt schon sehr gut", sagte Sammer, "aber ich bin zuversichtlich, um mit dem Trainer zu reden, dass er schon bald top, top, top ist."

© SZ vom 17.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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