Als Martin Schulze am 1. September 1999 in Pension ging, nahm der langjährige WDR-Mitarbeiter auch eine Institution mit in den Ruhestand, den von ihm moderierten Bericht aus Bonn.
Aus dem wurde kurz vor der Jahrtausendwende der Bericht aus Berlin und aus Schulze ein Unruheständler der für ihn typischen Art. Mehrere Jahre moderierte der gebürtige Essener, der sein Handwerk bei der Neuen Ruhr Zeitung gelernt hatte, noch für Phoenix Im Dialog, bis ihn ein Schlaganfall zwang, es langsamer angehen zu lassen.
Einen wie Schulze dürfte das sehr geschmerzt haben, denn er wollte stets viel. "Er hatte hohe Ansprüche an sich und das Programm", erinnert sich Fritz Pleitgen an den Mann, der bei fast allen maßgeblichen Politmagazinen der ARD seine Duftmarke hinterlassen durfte.
Schulze wirkte bei Monitor ebenso mit wie bei Report und beim Weltspiegel. Zwölf Jahre war er das Gesicht, das man sah, wenn es etwas aus Brüssel zu berichten gab, bis er 1983 als ARD-Koordinator für Politik nach München ging. Sechs Jahre später stieg er auf zum ARD-Chefredakteur und bewirkte so einiges in der starren Anstaltsgemeinschaft.
Unbeirrt ohne Floskeln
Als Journalist vom alten Schlag bedauerte er indes stets ein wenig, dass über die Jahre die politische Berichterstattung im Ersten an Bedeutung verlor. Er ließ sich davon aber nicht beirren und blieb stets in seiner einmal gewählten Rolle als solider Erklärer, der Zusammenhänge deutlich zu machen wusste, ohne sich in Floskeln zu verstricken. Nach langer Krankheit ist Martin Schulze am Samstag im Alter von 76 Jahren gestorben.