Vermeintliches Unglück in Spanien:Ein Flugzeug? Ein Schiff? Eine Ente!

Lesezeit: 2 min

Gott sei Dank nur ein Schwimmkran: Dieses Schiff mit Ladung sorgte vor Gran Canaria für einen Fehlalarm. (Foto: dpa)

Fehlalarm auf Gran Canaria: Augenzeugen wollen vor der spanischen Urlaubsinsel eine abgestürzte Passagiermaschine entdeckt haben. Offizielle Stellen verbreiten die vermeintliche Nachricht, bald ist sie weltweit ein Thema. Bis sich das Flugzeug als Schiff entpuppt.

Von Katarina Lukač, Madrid

Lieber ein Medien-Fiasko als eine neue Katastrophe. Viele Spanier atmeten erleichtert auf, als sich am Donnerstag ein angeblicher Flugzeugabsturz vor Gran Canaria als Falschmeldung herausstellte. Ein Schleppschiff, das für ein im Meer treibendes Flugzeug gehalten worden war, hatte am Nachmittag die Weltöffentlichkeit etwa eine Stunde lang in Aufruhr versetzt. Nach dem Aufatmen drängte sich die Frage auf: ¿Por qué der Alarm?

Offenbar hatten Augenzeugen die Meldung von dem angeblichen Flugzeugabsturz per Handy ins Rollen gebracht. Nach Angaben der Regionalzeitung Canarias7 wurde ein Redakteur um 14:15 Uhr per Whatsapp-Kurznachricht von einem Bekannten über den angeblichen Absturz eines Kleinflugzeugs informiert. Da soll die Meldung bereits auf einigen örtlichen Internetportalen kursiert sein. Sie verbreitete sich anschließend von Handy zu Handy - bis sie offenbar bei der Notrufzentrale ankam. Da wurde die vermeintliche Nachricht dann gewissermaßen offiziell.

Gegen 15 Uhr teilte dem Bericht zufolge ein Sprecher des Rettungsdienstes im kanarischen Fernsehen mit, dass es sich bei dem vermeintlichen Unglücksflugzeug um eine Boeing 737 der TUI-Gesellschaft handele, die kurz zuvor vom Flughafen Gando auf Gran Canaria gestartet war. Ein Mitglied der Notrufzentrale teilte zeitgleich per Twitter mit, dass die Zentrale der Luftverkehrskontrolle den Absturz der Passagiermaschine vor der Küste der Ferieninsel bestätigt habe.

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Nachrichtenagenturen verschickten Eilmeldungen

Die spanische Verkehrsministerin Ana Pastor, die zufällig an einer Pressekonferenz auf Teneriffa teilnahm, bestätigte die Nachricht zunächst und traf bereits Vorkehrungen, um auf die Nachbarinsel zu fliegen. Spätestens da waren auch internationale Medien im Bilde, mehrere Nachrichtenagenturen verschickten Eilmeldungen, auch Süddeutsche.de informierte seine Leser. Wenig später dementierten jedoch sowohl die Ministerin als auch die Flughafenbehörde AENA die Nachricht und betonten, bei Gran Canaria sei kein Flugzeug abgestürzt. Erst danach veröffentlichte auch die Notrufzentrale ein erneut mit einem Rechtschreibfehler versehenes Dementi.

Es habe einen "Kommunikationsfehler" zwischen Rettungsdienst und Flughafenbehörde gegeben, teilte der Rettungsdienst nach Angaben der Online-Ausgabe der Tageszeitung El País mit.

Welcher Augenzeuge zuerst in dem Schlepper, der neben einem weiteren Arbeitsschiff in der Nähe des Flughafens vor der Küste manövrierte, ein Flugzeug erkannt haben wollte, war zunächst unklar. El País zitierte den 33-jährigen Augenzeugen Javier Celard, der von der Autobahn aus das vermeintliche Flugzeug im Meer entdeckte. Demnach fuhr der Hobby-Surfer geradewegs nach Hause, um seinen Fotoapparat zu holen. Als er "keine zehn Minuten später" zurückkam, um sein Foto zu knipsen, waren bereits Hubschrauber und Rettungsboote vor Ort, die jedoch schnell wieder umkehrten. "Sobald ich das Foto geschossen hatte und es anschließend vergrößerte, sah ich natürlich, dass es sich nicht um ein Flugzeug handelte", sagte Celard.

"Psychotischer Schrecken" nach dem MH370-Unglück

Als falsch stellte sich anschließend auch die zunächst verbreitete Meldung heraus, das Schiff habe einen Flugzeugflügel oder gar ein ganzes Flugzeug transportiert. Auch hatte es jüngsten Agenturangaben zufolge keinen Schiffbruch erlitten. Ein amtlicher Sprecher sagte nach Angaben der Online-Zeitung El Confidencial, die Flughafenbehörde habe die Warnungen "ernst genommen".

Der Journalist Juan F. Dorrego sah in der Aufregung einen "psychotischen Schrecken" in Folge des über dem indischen Ozean verschwundenen malaysischen Flugs MH370. 2008 war in Madrid auf dem Barajas-Flughafen ein Spanair-Flugzeug auf dem Weg nach Gran Canaria verunglückt; 154 Menschen kamen ums Leben.

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Die kanarische Notrufzentrale hüllte sich nach dem letzten Dementi auf Twitter zunächst in Schweigen. Während deutsche Twitternutzer mit Häme und Spott auf die Falschmeldung reagierten, hielten sich die Spanier merklich zurück. Bei ihnen überwog offenbar die Erleichterung darüber, dass sich das Flugzeug als Schiff herausgestellt hatte.

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