Korruption in Kalifornien:US-Abgeordneter offenbar in Waffendeals verwickelt

File photo of  California State Senator Leland Yee posing for portrait after talking on state budget impasse in San Francisco

Dieses Archivbild zeigt Leland Yee im Juli 2009 in seinem Büro.

(Foto: REUTERS)

Für zwei Millionen Dollar wollte Leland Yee anscheinend Sturmgewehre und andere Waffen besorgen - doch der potenzielle Käufer war FBI-Agent. Die Verhaftung des Demokraten schockiert viele Kalifornier. US-Medien erinnert der Fall an die TV-Serie "The Wire".

Für viele Amerikaner war Leland Yee ein Vorbild. Der Demokrat wurde in China geboren, kam als Dreijähriger in die USA und wurde später zum ersten asiatischstämmigen Senator in Kalifornien. Der heute 65-Jährige kandidierte für das Amt des Bürgermeisters von San Francisco und wurde von Journalistenverbänden geehrt, weil er besseren Schutz für Whistleblower forderte und die Regierung zu mehr Transpanrenz aufrief.

Doch nun ist Yees guter Ruf wohl zerstört: Die Bundespolizei FBI verhaftete ihn und wirft ihm in einer 137 Seiten langen Anklageschrift (hier als PDF) zahlreiche Verbrechen vor. Das San Francisco Magazine hat die wichtigsten Vorwürfe zusammengefasst und thematisch geordnet:

  • Er habe einen verdeckt ermittelnden FBI-Agenten aufgefordert, ihm eine "Einkaufsliste" mit Waffen wie Sturmgewehren, Panzerfäusten oder Pistolen zu geben. Für zwei Millionen Dollar werde er diese besorgen.
  • Er habe laut Anklageschrift für die korrekte Lieferung garantiert. Zudem baute er ein komplexes System auf, um die illegale Waffen zu importieren. Diese stammten offenbar aus Russland.
  • Er habe Kontakte zu Rebellengruppen auf den Philippinen - und stünde in engem Kontakt mit einer Verbrecherbande in San-Francisco-Chinatown. Hier habe der Senator vor allem mit einem verurteilten Verbrecher namens "Shrimp Boy" zusammengearbeitet (mehr über die Aktivitäten von "Shrimp Boy").
  • Er habe seinen politischen Einfluss mehrmals eingesetzt, wenn er dafür Wahlkampfspenden erhielt.

Die Vorwürfe, über die nun vor Gericht verhandelt wird, sind so umfassend und haarsträubend, dass einigen Beobachtern als Vergleich nur die Figur von Clay Davis aus "The Wire" einfällt. In dieser HBO-Serie, die den Verfall der US-Großstadt Baltimore beschreibt, agiert Davis als Strippenzieher hinter den Kulissen, der die nötigen Spenden eintreibt, mit allen vernetzt ist und auf eine sehr besondere Art und Weise flucht.

"The Wire"-Erfinder David Simon hat sich für die Figur des Clay Davis offenbar von drei korrupten Politikern aus Maryland inspirieren lassen. Der fiktionale Davis sitzt für die Demokraten im Parlament in Annapolis, doch er mischt laufend in Baltimore bei politischen Intrigen, Immobiliendeals und bei der Beschaffung der nötigen Mehrheiten mit. Lange Jahre war Davis, in der Serie verkörpert von Isiah Whitlock Jr., im Politikbetrieb von Maryland unantastbar und agierte immer selbstherrlicher. Als ihm ein Haftbefehl präsentiert wird, fällt er aus allen Wolken.

Leland Yee hat momentan sicher anderes zu tun, als sich allzu viele Gedanken über diesen wenig schmeichelhaften Vergleich zu machen. Allerdings: In "The Wire" kommt es zwar zu einem Prozess gegen Clay Davis, der seinem Ruf schwer schadet, aber letzlich kommt er ohne Verurteilung davon.

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