Gewalt auf der Krim:Russischer Soldat soll ukrainischen Offizier getötet haben

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Auf der Krim soll es zu einem tödlichen Zwischenfall zwischen ukrainischen und russischen Soldaten gekommen sein. Das bestätigt das Verteidigungsministerium in Kiew. Nach den Unruhen im Osten der Ukraine ist die Lage zusätzlich angespannt.

Ein tödlicher Vorfall auf der Krim könnte zu neuen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine führen. Ein russischer Soldat soll auf der Halbinsel einen ukrainischen Offizier getötet haben. Das bestätigte das Verteidigungsministerium der Ukraine. Der Vorfall soll sich in dem Ort Nowofjodorowka ereignet haben. Vom Ablauf der Tat gibt es unterschiedliche Darstellungen. Der Guardian berichtet unter Berufung auf russische Medienberichte von einem Streit zwischen ukrainischen und russischen Soldatengruppen. Der ukrainische Internetplattform Pravda zufolge soll der Offizier in einem Hostelzimmer gezielt erschossen worden sein. Weitere offizielle Stellungnahmen oder politische Reaktionen sind bislang nicht bekannt.

Nach den jüngsten Unruhen in der Ostukraine zeigte sich die Regierung in Kiew bereits alarmiert. Die Proteste zielten darauf, einen Einmarsch ausländischer Truppen zu provozieren, sagte der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk. Russische Truppen stünden 30 Kilometer von der Grenze entfernt. Sie seien entgegen entsprechender Forderungen auch aus dem Westen nicht zurückgezogen worden. Die Ukraine werde nicht zulassen, dass ausländische Truppen einmarschierten und ukrainisches Gebiet besetzten, betonte Jazenjuk.

Jazenjuk sagte, die Besetzer staatlicher Gebäude koordinierten ihr Vorgehen mit ausländischen Truppen. Am Wochenende war es zu prorussischen Protesten im Osten der Ukraine gekommen, in den Städten Donezk und Charkow stürmten Demonstranten Verwaltungsgebäude. In Charkow sei das Gebäude jedoch wieder "vollständig von Separatisten befreit worden", erklärte der ukrainische Übergangsinnenminister Arsen Awakow auf Facebook. Er dankte allen Unterstützern, ohne anzugeben, ob bei der Räumung Gewalt eingesetzt wurde oder ob sich die Eindringlinge freiwillig zurückzogen.

Dringlichkeitssitzung des Sicherheits- und Verteidigungsrates

Nach den jüngsten Gebäudebesetzungen hatte Übergangspräsident Alexander Turtschinow eine geplante Reise nach Litauen abgesagt und stattdessen eine Dringlichkeitssitzung seines Sicherheits- und Verteidigungsrates einberufen. Awakow warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem nach Russland geflohenen ukrainischen Ex-Staatschef Viktor Janukowitsch vor, eine "weitere Welle separatistischer Unruhen im Osten angeordnet und bezahlt" zu haben.

Barrikaden vor einem Verwaltungsgebäude im ostukrainischen Donezk: Prorussische Demonstranten fordern ein Referendum nach dem Vorbild der Krim. (Foto: dpa)

In der Ostukraine ist der Anteil der russischsprachigen Bevölkerung hoch. Seit dem Umsturz von Ende Februar in Kiew, bei dem der prorussische Präsident Janukowitsch entmachtet worden war, kommt es in der Region immer wieder zu Unruhen. Einige Demonstranten fordern ein Referendum nach dem Vorbild der Krim.

Im Westen wächst die Sorge, dass die Regierung in Moskau die Lage auch im Osten der Ukraine destabilisieren und Truppen in das Nachbarland einmarschieren lassen könnte. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte Russland vor einem solchen Schritt und drohte mit Wirtschaftssanktionen.

© Süddeutsche.de/AFP/Reuters/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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