Senioren im Verkehr:"Jeder macht Fehler, das hängt nicht vom Alter ab"

Karlheinz Pangerl, Leiter der Gröbenzeller Inspektion, hält Senioren im Straßenverkehr nicht für mehr gefährdet als andere. Der Polizist befürwortet aber Sehtests ab 65.

Von Gerhard Eisenkolb

Fragen zum Verhalten von Senioren im Straßenverkehr diskutiert die Gröbenzeller Polizei an diesem Donnerstag zusammen mit dem Arbeitskreis Senioren von 15 Uhr an beim Ökumenischen Sozialdienst (Rathausstraße 5). Inspektionsleiter Karlheinz Pangerl äußert sich zu Problemen älterer Verkehrsteilnehmer.

Groebenzell: KARLHEINZ PANGERL - PI

Hat keine Zahlen über eine besondere Gefährdung von Senioren: Karlheinz Pangerl von der Gröbenzeller Polizei.

(Foto: Johannes Simon)

SZ: Sind Senioren mehr gefährdet als andere Verkehrsteilnehmer?

Karlheinz Pangerl: Dafür gibt es bei uns keine signifikanten Zahlen. Deshalb lässt sich diese Frage schwer beantworten. Ich denke, dass die Gefahr deshalb in unserem Bereich auch nicht signifikant größer ist.

Wie oft waren ältere Menschen im Jahr 2013 in Gröbenzell in Unfälle verwickelt?

Insgesamt waren im Bereich der Polizeiinspektion Gröbenzell - wir sind für die Stadt Puchheim und Gröbenzell zuständig - im Jahr 2013 genau 119 Personen, die das 65. Lebensjahr vollendet hatten, in Verkehrsunfälle verwickelt. Von diesen Senioren verursachten 63 einen Unfall, drei von ihnen hatten Alkohol getrunken. Bei insgesamt 739 Unfällen ist der Anteil der Senioren jedoch nicht signifikant.

Was sind die häufigsten Ursachen von Unfällen, die Senioren verursachen?

In der Hauptsache geht es um Unfallflucht. Bei den insgesamt 63 Unfällen, die Senioren verursacht haben, handelte es sich 27 Mal um ein solches Delikt.

Also doch eine signifikante Häufung.

Dabei handelte es sich meist um sogenannte Parkrempler, die beim Ein- oder Ausparken den Abstand falsch einschätzen. Oft begehen diese Autofahrer eine Unfallflucht, weil sie nicht wissen, dass sie nach einem solchen Vorfall warten und die Polizei verständigen müssen. Ansonsten gibt es keine Auffälligkeiten.

Soll von einem gewissen Alter an die Fahrtüchtigkeit geprüft werden? In Frankreich ist das von 60 Jahren an Pflicht.

Ich persönlich würde Gesundheitstest, insbesondere Sehtests, befürworten, und zwar vom 65. Lebensjahr an. Dass Senioren noch einmal zur Fahrprüfung müssen, halte ich nicht für unbedingt erforderlich. Es wäre schlecht, den Älteren die Mobilität zu nehmen.

Nicht nur Autos sind gefährlich. Soll das Laufen mit dem Rollator geübt werden?

Dazu kann ich nichts sagen. Präventionsmaßnahmen halte ich immer dann für sinnvoll, wenn ältere Menschen lernen, sich richtig einzuschätzen. Deshalb sind auch Reaktionstests wichtig und sinnvoll. Viele Senioren können gar nicht glauben, wie sehr sich ihre Selbsteinschätzung von ihrem tatsächlichen Verhalten unterscheidet.

Soll man sich auf Senioren einstellen?

Hier gilt, was für jeden im Straßenverkehr Richtschnur sein sollte: gegenseitige Rücksichtnahme. Jeder macht Fehler, das hängt nicht vom Alter ab. Niemand kann behaupten, dass er fehlerfrei fährt.

Was rät die Polizei?

Ich appelliere an die Freiwilligkeit. Das halte ich für sinnvoller, als Zwang auszuüben. So wäre es zum Beispiel gut, sich über Vorschriften auf dem Laufenden zu halten.

An welche Vorschriften denken Sie?

Ältere Führerscheininhaber wissen oft nicht mehr, welche Bedeutung bestimmte Verkehrszeichen haben. Das ändert sich ja von Zeit zu Zeit. Im Internet kann man leicht sein Wissen auf den neuesten Stand bringen.

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