FC Bayern in der Bundesliga:Mia san keine Roboter

FC Bayern München - Borussia Dortmund

Philipp Lahm (rechts) streitet mit Mkhitaryan um den Ball, zeigt aber nicht vollen Einsatz.

(Foto: dpa)

Philipp Lahm schonte gegen den BVB seinen Körper. Vorwürfe sind ihm deswegen keine zu machen, denn es stehen Pokal, Champions League und auch noch eine WM an. Fragwürdiges gibt es beim FC Bayern dennoch: Pep Guardiolas tägliche Die-Liga-ist-vorbei-Ansprachen.

Von Claudio Catuogno

Schon klar: Ein Philipp Lahm verdient mit der Kickerei pro Woche in etwa das Geld, von dem andere hart arbeitende Menschen sich einmal im Leben ihr Reihenmittelhaus bauen. Da kann man jetzt schon das Lied von den sog. "Millionarios" singen, die gefälligst in jedem Spiel sog. "Vollgas" zu geben haben und denen so ein 0:3 gegen Dortmund nicht passieren darf. Vor allem in den Quatschbuden des Bezahlfernsehens wird dieses Lied gerade geschmettert, bevorzugt übrigens von Villenbesitzern, die es früher, als sie selbst noch kickten, eigentlich besser wussten.

Denn jetzt mal angenommen, diesem Philipp Lahm wäre, nachdem er den FC Bayern zur frühesten Meisterschaft der Geschichte geführt hat, sein Trainer erschienen, feuriger Blick, feste Stimme, und hätte befohlen: "Philipp, vergiss den Titel! Die Bundesliga ist nicht vorbei! Wir müssen weiter spielen, als ob es kein, kein, kein Morgen gäbe . . ." - vermutlich hätte Lahm geantwortet: "Na klar, Trainer." Aber vermutlich hätte Lahm sich dann auch gefragt, ob das so klug ist: zu tun, als ob es kein Morgen gäbe. Wo es doch ein Morgen gibt.

Was dieses Morgen betrifft, wären da - im Idealfall - ein Pokal-Halbfinale und ein Finale zu nennen sowie zwei Champions-League-Halbfinals und ein Finale. Ehe dann das Übermorgen käme: sieben WM-Spiele bis zum Titel.

Was Philipp Lahm betrifft: Er ist jetzt 30. Wahrscheinlich spielt er im Sommer seine letzte WM. Bei Pep Guardiola bekleidet er zwar manchmal zwei Positionen gleichzeitig, aber er muss das, im Verschleißbetrieb Profifußball, weiterhin mit einem einzigen Körper tun. Und er hat gerade erst gesehen, wie es dem Kollegen Thiago ergangen ist: Der sitzt mit geschientem Bein in Spanien, nachdem ihm bei einem Allerwelts-Zweikampf gegen Hoffenheim ein Innenband riss. Er bangt nun um die WM-Teilnahme - wie übrigens auch die halbe deutsche Nationalelf.

Mit dem Spruch, beim FC Bayern werde alles angepackt, "als ob es kein Morgen gebe", hat der Sportchef Matthias Sammer kürzlich eine kleine Arroganz-Debatte ausgelöst. Jetzt, da selbst Lahm gegen den BVB mit wenig Körperspannung auftrat, findet sogar Sammer, der Dauer-Mahner, das einfach nur "menschlich". Mia san keine Roboter.

Die Frage ist nur, ob es wirklich geboten war, den halbbewussten Drang der Spieler, ihre Körper zu schonen, noch so zu verstärken, wie Pep Guardiola das getan hat mit seinen täglichen Die-Liga-ist-vorbei-Ansprachen. Ein schmaler Grat ist es in jedem Fall. Uli Hoeneß hat das Problem, dass man den Schalter nicht beliebig aus und ein schalten kann, mal so formuliert: "Der Trend is your friend."

Was den Trend betrifft: Der hat sich beim FC Bayern gerade ernsthaft verletzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: