Deutsche Industrie:BASF-Chef zweifelt an Sanktionen gegen Russland

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BASF-Chef Kurt Bock

(Foto: Bloomberg)

Wer leidet am meisten unter den Boykott-Maßnahmen gegen Russland? Jedenfalls nicht Russland selbst, sagt BASF-Chef Kurt Bock im SZ-Interview. Er glaubt nicht, dass die Sanktionen Wirkung auf die Politik Putins haben werden.

Der BASF-Vorstandsvorsitzende Kurt Bock hält nichts von wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland. "Die Frage ist, ob wir daran ein Interesse haben. Die Antwort ist ein klares Nein", sagte Bock in einem Interview der Süddeutschen Zeitung. Wer Boykott-Maßnahmen gegen Russland beschließe, müsse die Kosten und den Nutzen eines solchen Beschlusses abwägen und die Frage stellen, wer am meisten leide, sagt der Manager. Man müsse auch wissen, "wie man von Sanktionen wieder herunterkommt". Offen sei zudem, ob ein Boykott zu einem Wandel in der Politik von Präsident Wladimir Putin führe. "Ich habe da meine Zweifel", sagte Bock.

BASF gehört mit der Tochtergesellschaft Wintershall zu den deutschen Unternehmen, die am stärksten in Wirtschaftsbeziehungen mit Russland stehen und große Mengen Erdgas einführen. Dieses Geschäft diene aber beiden Seiten. Die Russen "brauchen Einnahmen und wir brauchen das Gas". Spekulationen darüber, die russische Seite könnte dem Westen den Gashahn zudrehen "finde ich absurd", sagte Bock.

Heftig kritisiert der Manager die Bundesregierung und die sogenannte Energiewende, die zu einer Stärkung erneuerbarer Energien führen soll. Sie gefährde Arbeitsplätze, ist die Meinung Bocks. Mit der Förderung der erneuerbaren Energien wolle Deutschland "mal wieder Vorbild sein für den Rest der Welt", kritisiert Bock: "Aber die Welt folgt uns nicht". Die Energiewende trage zum Klimaschutz wenig bei, "und sie ist zu teuer geworden".

Wäre die energieintensive Industrie in der vergangenen Woche von der EU nicht erneut von den ursprünglich geplanten Umlagen befreit worden, wären in Deutschland allein in der Chemieindustrie 50 000 Arbeitsplätze in Gefahr geraten, erklärt Bock. "Das Wachstum käme zum Stillstand. Die Chemie würde ihre Stellung als Innovations- und Exporttreiber verlieren". Die Chemie-Industrie zahle schon bisher eine Milliarde Euro im Jahr als Umlage für die neuen Energien. "Das ist eine große Belastung". Die Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien seien zu ehrgeizig: "Die Ziele sind zu hoch gesteckt."

Das vollständige Interview mit BASF-Chef Kurt Bock lesen Sie in der Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung, sowie in der SZ-App für iPad, iPhone, Android und Windows 8.

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