Gedankenloser Streich:14-Jährige droht via Twitter mit Anschlag

The tail sections of a newly designed American Airlines aircraft,  a US Airways aircraft and a traditional American Airlines aircraft are lined up at at Dallas-Ft Worth International Airport in this file photo

Mitarbeiter der Fluggesellschaft American Airlines reagierten prompt auf den Tweet der Teenagerin.

(Foto: REUTERS)

Sie nannte sich "Ibrahim" von al-Qaida und kündigte etwas "wirklich Großes" an: Eine Jugendliche hat die Fluggesellschaft American Airlines in Aufregung versetzt.

Von Hanna Voß

In Zeiten des Internets sind auch Streiche nicht mehr das, was sie mal waren. Früher haben Kinder anonym Nummern aus dem Telefonbuch gewählt oder willkürlich an Haustüren geklingelt. Doch seit es Facebook, Youtube und Twitter gibt, funktioniert Blödsinnmachen online. Mit der Folge, dass auch die Konsequenzen weitreichender geworden sind. Das musste jetzt auch eine Jugendliche erkennen.

Die 14-jährige Sarah alias @QueenDemetriax twitterte vergangenes Wochenende - natürlich nur so zum Spaß - eine Warnung an die amerikanische Fluggesellschaft American Airlines. Für den 1. Juni kündigte sie als "part of al-Qaida" etwas "wirklich Großes" an (die ganze Konversation gibt es hier zum Nachlesen).

Schon nach kurzer Zeit bekommt sie 2.267 Retweets, will heißen: Über 2000 Menschen zwitschern ihre Botschaft ebenfalls in die virtuelle Welt hinaus. Von 613 Nutzern wird der Tweet als Favorit markiert. Alles sieht nach einem gelungenen Scherz aus - nur die American-Airlines-Mitarbeiter, die Sarah prompt antworten, finden den Streich gar nicht zum Lachen.

Ibrahim, also ein arabischer Name, Herkunft Afghanistan, Mitglied bei al-Qaida - Sarah alias @QueenDemetriax verwendete in ihrem Tweet sämtliche Signalwörter, die Flugzeuggesellschaften in den USA quasi automatisch in den Alarmzustand versetzen. Zwei der Flugzeuge, die am 11. September 2001 von Al-Qaida-Terroristen entführt wurden, gehörten zu American Airlines.

In ihrem Antwort-Tweet an die 14-Jährige schreibt die Fluggesellschaft, die bei den Anschlägen vom 11. September zwei ihrer Maschinen verloren hat: Man nehme Sarahs Drohungen sehr ernst und man werde ihre IP-Adresse möglichweise an das FBI weitergeben müssen.

Plötzlich merkt Sarah, deren Twitter-Profil bisher vor allem Fan-Botschaften an Schauspielerin Demi Lovato enthielt: Mit ihrem al-Qaida-Scherz ist sie zu weit gegangen. Sie sei doch nur ein "14 year old white girl" und nun "so sorry". Sie habe doch nur berühmt werden wollen, so wie Demi Lovato, ihr großes Idol, aber doch nicht wie Osama bin Laden.

Mit ihren Entschuldigungen überschlägt sich die 14-Jährige geradezu - auf die Idee, den Tweet zu löschen, kommt sie aber nicht. Auch andere Nutzer werden Zeugen von der Konversation zwischen der Jugendlichen und der Fluggesellschaft, kommentieren und imitieren das Gespräch. Sarah twittert unbeirrt weiter - weniger aus Angst vor dem FBI als vielmehr davor, ihren Twitter-Account zu verlieren. Es täte ihr alles so leid, aber ihre Eltern dürften nichts erfahren, sonst würde sie gelöscht.

Mittlerweile scheint der für das Mädchen schlimmste vorstelllbare Fall eingetreten zu sein - zumindest ist Sarahs Twitter-Account gesperrt. Die Geschichte ist trotzdem in der Welt, denn das Netz ist inzwischen voll von den Screenshots des Gesprächs. Nutzer finden den Scherz teils lustig, teils gedankenlos. Ein Klingelstreich wäre wohl weniger folgenreich geblieben.

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