Die CDs der Woche - Popkolumne:Entgegen allen Pop-Gesetzen

Lana del Rey

Lana Del Rey wird bald ein neues Album veröffentlichen

(Foto: Nicole Nodland/Universal Music)

Lana Del Rey frönt auf ihrer kommenden Single "West Coast" nuschelnd dem Retro-Wahn und und macht sich dabei überraschend gut. Außerdem gibt es Neues von Atmosphere und Chet Faker. Die Popkolumne - zum Lesen und Hören.

Von Jens-Christian Rabe

Mit Schmollmund und Schlafzimmerblick elegisch-nuschelnd eine Vergangenheit beschwören, die es so nie gegeben hat - seit ihrer 2011 erschienenen Single "Video Games" und dem folgenden Debütalbum "Born To Die" ist die Sängerin Elizabeth Woolridge Grant alias Lana Del Rey die unbestrittene Königin dieser Disziplin. Aber entgegen allen ewig gültigen Pop-Gesetzen ist die erste Single "West Coast" ihres alsbald erscheinenden zweiten Albums "Ultraviolence" wirklich gut. Obwohl sich am schläfrig-verschleppten Retro-Wahn dieser Musik eigentlich nichts geändert hat. Es reichte offenbar, Dan Auerbach von den Black Keys als Produzenten anzuheuern.

Den Songtext der Woche serviert das Indie-Hip-Hop Duo Atmosphere aus Minneapolis auf seiner neuen Single "Kanye West". Rap ist groß geworden mit der Haltung, dass aus demonstrativer Gleichgültigkeit Stärke erwächst. Mit Verweis auf den Heißsporn West und dessen notorisch sensibles Gespür für Ungerechtigkeit, insbesondere wenn es um die vermeintliche Missachtung seiner eigenen Einzigartigkeit geht, rappt Atmosphere jetzt: "Put your hands in the air like you really DO care, oh yeah / Put your hands up like you give a damn and a fuck, put 'em up, put 'em up".

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Chet Faker

Zum 20. Todestag des vorerst letzten ganz großen Pop-Idols Kurt Cobain ist natürlich längst alles berichtet - außer vielleicht die schöne Geschichte, die Dave Grohl nun dem amerikanischen Late-Night-Moderator Jon Stewart auf dem Satelliten-Radiosender Sirius XM erzählte: Der Entschluss, 1990 Cobains Angebot anzunehmen, Nirvana-Drummer zu werden, sei ihm nicht nur wegen der Erfolglosigkeit seiner damaligen Band Scream leicht gefallen. Der Besitzer des Hauses in North Hollywood, in dem Grohl mit der Band lebte, hatte auch gerade wegen massiver Mietrückstände die Eingangstür ausgebaut.

Chet Faker

Chet Faker lässig vor einem Straßenpanorama.

(Foto: www.facebook.com/Chetfaker)

Auf keinen Fall vergessen werden darf auf diesen Seiten das fabelhafte Debüt-Album "Built On Glass" des australischen Soul-Sängers und Produzenten Nicholas James Murphy alias Chet Faker. Man fragt sich beim Hören womöglich eine kleine Weile, ob sich die tiefen, langsamen Bässe und die samtenen Keyboard-Tupfer nicht doch ein bisschen zu schmerzfrei ins Hirn winden, aber Songs wie "Release Your Problems", "Talk Is Cheap", "No Advice" oder "Melt" sind dann doch einfach zu gut. Und dann ist da ja noch diese Stimme: Wurde mit zusammengebissenen Zähnen je herzerwärmender gesungen? Nein.

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Blieben die deutschen Alben-Charts. Da werden am kommenden Freitag die Toten Hosen mit "Live: Der Krach der Republik" Helene Fischer und ihr "Farbenspiel" vom ersten Platz gebrüllt haben. Eine gute Nachricht ist das nicht. Ebenso wenig allerdings wie die Tatsache, dass Helene Fischer inzwischen wohl tatsächlich so etwas ist wie der deutsche Popstar, der Madonna am nächsten kommt. Oje.

Fortlaufende Popkolumne der SZ. Wenn Sie diese Songs nicht hören können, melden Sie sich bitte bei Spotify an. Auf der rechten Seite finden Sie mit der Maus den (sehr kleinen) Scrollbalken. Wenn Sie nach unten scrollen, finden Sie die Alben, die in den vergangenen Wochen in der Popkolumne besprochen wurden und gleichzeitig bei Spotify enthalten sind.

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