Handballer des HSV Hamburg:Maroder Champions-League-Sieger

SC Magdeburg - HSV Hamburg

Hamburgs Domagoj Duvnjak (links) im Zweikampf

(Foto: dpa)

Der HSV Hamburg gewann vor einem Jahr den wichtigsten Titel im Klubhandball. Doch nun warten Spieler auf ihre Gehälter. Die Finanzlage ist so brisant, dass sogar die Lizenz in Gefahr sein soll.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Mit schlechten Nachrichten sind die Spieler des HSV Hamburg gerade ständig konfrontiert, diesmal aus der Magdeburger Handballhalle. Unerwartet deutlich, mit 25:33 (11:15), verlor die Mannschaft von Trainer Martin Schwalb am Dienstagabend das wichtige Spiel beim SCM. Nach dem verfrühten Aus im Pokal und in der Champions League hat sich der Klub damit auch aus dem Kampf um die Meisterschaft verabschiedet.

Sportliche Rückschläge, dazu ständige Finanzprobleme: So ist das derzeit beim HSV Hamburg. Zu Wochenbeginn hat Geschäftsführer Holger Liekefett immerhin angekündigt, die Spieler würden noch in dieser Woche ihr Gehalt bekommen. Seit fast zwei Wochen sind die März-Bezüge überfällig, Liekefett versucht zu beruhigen: "Im Geschäftsleben kann es immer wieder mal zu Zahlungsengpässen kommen." Dies sei zwar "ärgerlich, aber kein Drama".

Tatsächlich wird keiner der gut bezahlten HSV-Handballer wegen einmalig verspätet gezahlter Monatsbezüge in Nöte kommen. Doch die Situation sagt einiges aus über die Lage bei den jüngst so erfolgreichen Handballern. Zur Erinnerung: 2011 hatte der Klub nach jahrelangem Bemühen den THW Kiel als Deutschen Meister abgelöst, 2013 folgte der Titel in der Champions League.

Zwar ist der Erfolg in der Königsklasse, anders als im Fußball, nicht mit millionenschweren Zuwendungen verbunden, mithilfe derer sich ein Klub ein beruhigendes Polster anlegen kann. Doch das Tempo, mit dem der HSV nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte in schwerste finanzielle Nöte geriet, sucht Seinesgleichen.

Grund ist vor allem die überteuerte Mannschaft. Der Etat von 9,5 Millionen Euro ist der zweithöchste der Liga, und offenbar so auf Kante genäht, dass sich der Verein sportlichen Misserfolg gar nicht leisten kann. Durch das Aus in der Champions League gegen Vardar Skopje gehen dem HSV knapp 400 000 Euro verloren - Geld, das fest eingerechnet war. Auch aus dem missratenen Millionendeal mit dem Schweizer Unternehmen Kentaro steht dem Klub noch eine siebenstellige Summe zu.

Sorgen um die Lizenz

Schon Mitte Februar hatte der Klub über größere Finanzierungslücken berichtet, die durch abermalige Zuwendungen von Präsident Andreas Rudolph kurzfristig geschlossen werden konnten. Anfang der Woche berichtete nun das Hamburger Abendblatt, dass sogar die Lizenz für die kommende Spielzeit in Gefahr sei. Ein Champions-League-Sieger als Zwangsabsteiger?

"Die Lizenzerteilung ist Mitte Mai. Jetzt haben wir Mitte April", erklärte Rudolph gegenüber der Mopo: "Nach meinem Dafürhalten werden wir die Lizenz bekommen." Anderslautende Meldungen seien "Scheißhausparolen", so der Präsident. Die Stimmung im Klub ist angespannt.

Zur kommenden Spielzeit soll sich einiges ändern. Keiner der auslaufenden Verträge, viele davon gut dotiert, wird verlängert. Mitarbeiter der Geschäftsstelle mussten bereits gehen, zuvorderst Christoph Wendt, der geschasste Geschäftsführer. Bis die stukturellen Änderungen greifen, ist der Klub jedoch weiter auf das Geld seines Präsidenten angewiesen.

Insgesamt 20 Millionen Euro soll Rudolph seit 2004 zugeschossen haben. Die laufende Saison könne problemlos zu Ende gespielt werden, versicherte er. Notfalls wird er erneut mit seinem Privatvermögen einspringen. Am 15. Mai verschickt die Handball-Bundesliga die Lizenz-Bescheide. Beim HSV Hamburg werden sie mit so viel Spannung erwartet, wie noch nie.

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