Ilkay Gündogan beim BVB:Grüße von der Videowand

BVB-Profi Ilkay Gündogan vor Comeback

Immer noch nicht zurück auf dem Platz: der lange verletzte Dortmunder Ilkay Gündogan.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Seit August 2013 ist Ilkay Gündogan nicht mehr für Borussia Dortmund aufgelaufen. Trotzdem verlängert der Verein den Vertrag seines Nationalspielers um ein Jahr. Wann Gündogan tatsächlich wieder fit wird, weiß trotzdem niemand.

Von Saskia Aleythe

Emotionale Momente sind nicht gerade selten in einem Fußballstadion, vor allem nicht, wenn es mit 80.000 Menschen gefüllt ist. Am Dienstagabend wurde es noch ein bisschen wärmer um die Herzen der Dortmund-Fans, denn vor dem Anpfiff des Pokal-Halbfinals gegen den VfL Wolfsburg flackerte einer über die Großbild-Videowand, den die Anhänger schon seit Monaten nicht mehr auf dem Platz hatten spielen sehen: Ilkay Gündogan kommentierte die Verlängerung seines Vertrages in Dortmund bis 2016.

Gündogan, mittlerweile ausdauernder Tribünengast, konnte live mitverfolgen, wie tausende Arme nach der Mitteilung durch den Stadionsprecher nach oben schnellten und ein famoser Jubel das Stadion füllte, so laut, dass die ersten Sekunden seiner Ansprache beinahe untergingen. "Ich glaube, ich weiß einfach, was ich an Dortmund habe", begann der Videowand-Gündogan seine Botschaft, "dass ich wirklich hier geschätzt werde und mich sehr wohl fühle."

Es war ein liebevoller Rahmen für eine Geschäftsmitteilung, die im Profifußball sonst oft per schnödem Tweet oder simpler Pressemail verschickt wird oder ohne Ankündigung auf der Homepage des Vereins aufploppt. Der Fall Gündogan ist einer, der ein wenig mehr Zuwendung verlangt als es sonst üblich ist. Seit August 2013 hat der Fußballer seinen Beruf nicht mehr ausüben können: Kein Auflaufen mit dem Team, kein Bälleverteilen an Kollegen, kein Jubeln der Zuschauer. Der Dienstagabend war auch für Gündogan ein kleines Comeback vor Publikum.

Was den Fall besonders tückisch macht, ist nicht allein der lange Ausfall des Mittelfeldspielers, sondern die Art seiner Verletzung. Eine Wirbelnerv-Entzündung im Rücken plagt den deutschen Nationalspieler, mehrmals stand seine Rückkehr in Aussicht. Doch immer bevor es dazu kam, verschlimmerte sich die Verletzung. Gerüchte machten die Runde, er sei längst Sportinvalide. Es gibt bessere Voraussetzungen für Vertragsverhandlungen.

Oberstes Credo gesund werden

Und doch: Dortmund will an Gündogan festhalten. Der 23-Jährige hat sich in der Vorsaison beim BVB so verdient gemacht, dass er bei vielen Topklubs im Gespräch war. Vor allem Real Madrid soll an ihm interessiert gewesen sein. "Wenn er wieder regelmäßig spielt, können wir sprechen", signalisierte Vater und Berater Irfan Gündogan dem spanischen Klub. Im Sommer 2015 wäre Gündogans alter Vertrag beim BVB ausgelaufen, für einen Transfer in der kommenden Wechselperiode hätte der Verein noch eine Ablöse erhalten. "Ilkay wollte zunächst nur ein weiteres Jahr, dann ist alles möglich", sagte Trainer Jürgen Klopp in der ARD.

Was für Gündogan noch möglich ist, müssen die kommenden Monate zeigen. Nach wie vor das oberste Credo: gesund werden. "Ich werde alles dafür tun, um meinen Kollegen schon bald wieder helfen zu können und gehe sehr optimistisch in die kommenden Wochen und Monate", sagt er. In Dortmund gibt man sich Mühe, dem jungen Profi Mut zu machen. "Ich habe den Eindruck, dass er auf einem guten Weg ist", sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc der Sport Bild, nicht ohne eine Restchance für die WM-Teilnahme zu erwähnen. Klopp verkündete zwar vor kurzem, dass Gündogan für den BVB kein Saisonspiel mehr absolvieren werde, meint aber auch: "Es sind noch ein paar Wochen, vielleicht kann er ja bis dahin wenigstens die WM spielen."

Wie wahrscheinlich das ist? Bei Trainer Klopp klingt es zwischendurch auch mal so: "Klar kommt Ilkay wieder. Er kann im Alltag alles machen, er kann nur kein Fußball spielen." Für Mats Hummels ist Gündogans Verlängerung eine "gute Sache" - "vorausgesetzt, er spielt irgendwann wieder Fußball". Klingt nach sehr viel Emotionen. Und nach sehr wenig Fußball.

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