Markttransparenzstelle für Kraftstoffe:Wie Sie günstig tanken

So exakt sind die Benzinpreise noch nie ausgewertet worden: Das Bundeskartellamt zieht nach einem Jahr Bilanz. Der SZ-Spritmonitor verrät Ihnen, welcher Anbieter am teuersten ist, wann die Preise steigen und fallen - und wie Sie bis zu 20 Cent pro Liter sparen können.

Von Wolfgang Jaschensky und Thomas Harloff

Seit dem 1. Dezember 2013 müssen Tankstellen ihre Preise an das Bundeskartellamt melden. In der "Markttransparenzstelle für Kraftstoffe" werden diese Daten gesammelt und Anbietern von Verbraucher-Informationsdiensten zur Verfügung gestellt. Ein Jahr später zieht nun das Bundeskartellamt Bilanz und bestätigt die Ergebnisse, die die Süddeutsche Zeitung bereits im Monat März anhand der Daten des Verbraucherportals clever-tanken.de ermittelt hatte.

Die Auswertung schlüsselt auf, wie teuer oder günstig die einzelnen Tankstellenketten sind, und gibt Ihnen Tipps, wann sich das Tanken lohnt und wann die Preise besonders hoch sind. Details zur Auswertung finden Sie hier.

  • Kraftstoffpreise im Tagesverlauf

Laut der "Markttransparenzstelle für Kraftstoffe" kann ein Autofahrer zwischen 15 und 20 Cent pro Liter sparen, wenn er zum besten Tageszeitpunkt die günstigste Tankstelle ansteuert. Sogar an derselben Zapfsäule sind sieben bis zehn Cent weniger pro Liter drin, abhängig von der Uhrzeit.

Zapfpistole im Tankstutzen eines Autos

Es hängt vor allem von der Marke ab, wann man zu günstigen Preisen tanken kann

(Foto: dpa)

Durchschnittlich wird der Benzinpreis einmal am Tag erhöht und drei- bis viermal gesenkt. Die Verlaufskurve zeichnet ein eindeutiges Bild: Unabhängig von der Spritsorte tankt man zwischen 18 und 20 Uhr am günstigsten. Um 20 Uhr geht es mit den Preisen steil nach oben, zwischen 22 und 6 Uhr ist Kraftstoff besonders teuer, bevor die Preise den Tag über kontinuierlich fallen.

Bei den fünf großen Anbietern läuft das immer nach dem gleichen Muster ab. Im Zeitraum zwischen 20 und 21 Uhr erhöhen Aral und Shell die Preise. Um 21 Uhr folgen Esso und Total. Um 23 Uhr erhöht auch Jet die Preise.

Avia und OMV drehen zwischen 20 und 21 Uhr an der Preisschraube, HEM eine Stunde danach. Bei Agip, Oil oder Star kann auch um 22 Uhr noch eine billige Tankfüllung drin sein.

  • Kraftstoffpreise im Wochenverlauf

Früher galten Sonntag und Montag als günstige Wochentage zum Tanken. Die Auswertung der "Markttransparenzstelle für Kraftstoffe" legt die Vermutung nahe, dass diese Zeiten vorbei sind. Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Wochentagen sind so minimal, dass es sich nicht lohnt, sein Tankverhalten daran auszurichten.

  • Kraftstoffpreise im Monatsverlauf

Die Auswertung der Süddeutschen Zeitung bezieht sich auf März 2014 - ein sehr durchschnittlicher Monat. Zwar lag die diesjährige Faschingszeit im März, allerdings hatten in diesem Zeitraum nur die Schulkinder in Bayern, Hamburg und Saarland Ferien. Zudem gab es keine Feiertage. Hinzu kommen verhältnismäßig milde Temperaturen, was die Kraftstoffnachfrage sinken lässt. Das erklärt, warum sich die Preise auf einem eher niedrigen Niveau eingependelt haben und recht konstant geblieben sind.

  • Durchschnittspreis pro Anbieter

Der Marktführer ist am teuersten: Mit Durchschnittspreisen von 1,523 Euro pro Liter Super E10 und 1,402 Euro je Liter Diesel liegt Aral in beiden Kategorien 0,4 Cent höher als der größte Konkurrent Shell, der in Deutschland etwa 1900 Tankstellen betreibt. In ähnlichen Abständen folgen die weiteren sogenannten A-Marken OMV, Total, Esso und Agip. Am günstigsten ist Jet. Bei Super E10 liegt der Billiganbieter 4,6 Cent und beim Diesel sogar 5 Cent unter den Preisen von Aral. Für das gängige Super E5 gilt, was für die Biovariante E10 gilt - nur ist alles um vier Cent teurer.

  • Die 100 günstigsten Tankstellen Deutschlands

Deutschlands günstigste Tankstelle befindet sich in Merzig im Saarland im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Luxemburg. In dieser Region liegen vier der preisgünstigsten Stationen Deutschlands. Die meisten ballen sich jedoch Nordrhein-Westfalen und sind vornehmlich im Ruhrgebiet anzutreffen. Besonders viele günstige Tankstellen verteilen sich zudem in Süddeutschland über Bayern, Baden-Württemberg und den Süden Hessens. Unter den 17 günstigsten Stationen befinden sich 11 von Mr. Wash.

Wenig überraschend befinden sich unter den 100 teuersten Tankstellen fast ausschließlich Autobahn-Stationen. Diese werden zudem oft von Aral oder Shell betrieben, was sich natürlich auf ihre Durchschnittspreise auswirkt.

  • Lohnt es sich, zum Tanken von der Autobahn abzufahren?

Die Auswertung hat gezeigt, dass an Autobahn gelegene Tankstellen teurer sind als andere Stationen. Allerdings unterscheiden sich die Preise regional doch sehr stark. Um herauszufinden, wo man guten Gewissens direkt an der Autobahn tanken kann und wo es sich lohnt, einen Umweg in Kauf zu nehmen, haben wir uns drei Orte an der A9 angesehen. Diese Autobahn ist die wichtigste Nord-Süd-Verbindung und verbindet die beiden Metropolen München und Berlin.

Startet man in München, erreicht man nach etwa 100 Kilometern Fahrt den Ort Greding. Dort bieten sich drei Tankmöglichkeiten: an der Shell-Tankstelle direkt an der Autobahn sowie je eine Station der Ketten BayWa und OMV, die sich im Ort Greding befinden und jeweils Umwege von weniger als einem Kilometer erfordern. Diese Tankstellen bieten einen Preisvorteil, der zwischen sechs und acht Cent pro Liter liegt. Tankt man beispielsweise 55 Liter, ergibt sich eine Ersparnis von 3,30 bis 4,40 Euro pro Tankfüllung.

Für einen zweiten Tankstopp in Hermsdorf gilt aber das Gegenteil. Hier gibt es eine von Jet betriebene Autobahntankstelle, die sogar günstigere Preise bietet als die umliegenden Tankstellen, für die man meist erhebliche Umwege in Kauf nehmen müsste. Die direkt an der Autobahn gelegene Station spart nicht nur Zeit, sondern sogar Geld.

Es lässt sich also nicht pauschal sagen, dass sich durch Abfahren von der Autobahn Geld beim Tanken sparen lässt. Preissensible Kunden müssen sich vor ihrer Tour oder über die Smartphone-Apps der Verbraucher-Informationsdienste genau informieren, ob sich der Umweg finanziell lohnt.

Linktipp: Selbst der Postillon beschäftigt sich mit den Benzinpreisen.

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