FC Bayern und Nationalelf:Warten auf die Super-Super-Leistung

Bayern Muenchen v 1. FC Kaiserslautern - DFB Cup

Nicht in allerbester Form: Bastian Schweinsteiger.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wo spielt Philipp Lahm? Und was wird aus dem formschwachen Bastian Schweinsteiger? Zwei Fragen, die nicht nur Bayern-Trainer Pep Guardiola beantworten muss. Auch Bundestrainer Joachim Löw braucht Lösungen für die nahende WM.

Von Thomas Hummel

Lewis Holtby hat seine Teilnahme bei der Fußball-Weltmeisterschaft abgehakt. "Realistischerweise muss man das wohl so sagen", erklärte er dem Fachblatt kicker. Der Mittelfeldspieler vom FC Fulham ist aus dem Fokus geraten in den vergangenen Monaten. Dennoch könnte er bald vom Bundestrainer gefragt werden, ob er denn Lust habe, noch einmal für den Deutschen Fußball-Bund aufzulaufen.

Am 13. Mai findet ein Länderspiel statt, Deutschland spielt gegen Polen. Fünf Tage vorher wird Joachim Löw seinen vorläufigen WM-Kader benannt haben. Der Termin könnte ideal sein, um sich auf das große Turnier einzustimmen. Dennoch könnte er da einen wie Holtby gut gebrauchen. Denn wie die Dinge gerade stehen, wird das Publikum in Hamburg kaum einen Brasilien-Fahrer zu Gesicht bekommen. Von WM-Test kann keine Rede sein.

Weil Borussia Dortmund und der FC Bayern das Endspiel im DFB-Pokal erreicht haben, werden mindestens sieben Bayern- und fünf bis sechs Dortmund-Profis fehlen. Wegen des englischen FA-Cup-Finales müssen auch Lukas Podolski, Mesut Özil und Per Mertesacker vom FC Arsenal absagen. Die Teilnahme von André Schürrle vom FC Chelsea ist ungewiss, weil sein Klub noch das Champions-League-Finale erreichen kann.

Sollte Sami Khedira rechtzeitig fit werden, dürfte er von Real Madrid ebenso keine Freigabe erhalten wie Mario Gomez (AC Florenz) und Miroslav Klose (Lazio Rom) von ihren Vereinen. In Spanien und Italien endet die Liga-Saison erst am 18. Mai. Sollte der Hamburger SV in die Bundesliga-Relegation müssen, würden auch die WM-Kandidaten René Adler, Marcell Jansen und Heiko Westermann nicht vor heimischer Kulisse auflaufen können.

Das Länderspiel gegen Polen stellt für den Bundestrainer allerdings ein kleineres Problem dar als für die Zuschauer in Hamburg, die mit einer Elf ohne große Namen vorlieb nehmen müssen. Aber Hamburger Fußballfreunde sind ja Kummer gewohnt.

In den beiden Pokal-Halbfinals bestätigten sich indes ein paar Schlüsse, die für Joachim Löw durchaus relevant sind. In Dortmund trainiert Ilkay Gündogan immer noch nicht mit der Mannschaft und fehlt der Borussia im Saisonfinale. Damit hat sich für den Mittelfeldspieler auch das Thema WM erledigt. Sven Bender und Marcel Schmelzer, zwei eigentlich sichere WM-Kandidaten, sind ebenfalls weiterhin verletzt.

Die gesunden Borussen allerdings demonstrierten eine enorme Schaffenskraft. Mats Hummels und Marco Reus zeigten gleich mehrere Partien auf höchstem Niveau, Kevin Großkreutz ist immer und überall eine Stütze für seine Mannschaft, und mit Roman Weidenfeller im Tor geht kein Trainer der Welt ein Risiko ein. Dazu schwingt sich plötzlich Erik Durm zu zwei Weltklasse-Leistungen gegen Gareth Bale und Arjen Robben auf - ist er die wundersame Lösung für den Problemposten links hinten?

Sammers empfindliche Reaktion

Nun nach München. Trotz der vielen, vielen Verletzungen von Nationalspielern hieß es lange: Löw muss ja nur die sieben Münchner aufstellen und noch vier weitere drum herum bauen, das müsste für ein gutes Turnier locker reichen. Doch erwarten den Bundestrainer hier knifflige Fragen. Immerhin hat er den Vorteil, dass einige davon Pep Guardiola vor den Spielen im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid bereits beantworten muss.

Erst einmal: Wo spielt Philipp Lahm? Bislang setzt Guardiola den Kapitän gegen sehr defensive Mannschaft gerne rechts hinten ein, um ihn von dort aus bei eigenem Ballbesitz zusätzlich ins Mittelfeld zu beordern. Die Schwächen dieses Plans wurden gegen Kaiserslautern offensichtlicher denn je: Mit Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger agieren dann zwei Spielertypen in der Zentrale, denen Gespür und der letzte Zweikampfwille im sogenannten Gegenpressing abgehen. Der Zweitligist kam so oft durch die Mitte des Platzes, dass Trainer Kosta Kosta Runjaic am Ende stolz verkünden konnte: "Wir haben heute gefühlt öfter auf das Tor der Bayern geschossen als Manchester United."

Zieht Guardiola Philipp Lahm ins Mittelfeld, wird allerdings hinten rechts Rafinha gegen Cristiano Ronaldo verteidigen müssen (falls dieser gesund wird bis Mittwoch). Eine riskante Variante, ist Lahm in Normalform doch vermutlich der einzige, der sich dem Weltfußballer im Eins-gegen-Eins stellen kann. Genau die gleiche Frage erwartet Löw vor dem ersten Gruppenspiel der WM gegen Portugal.

Kroos und Schweinsteiger sind immer dann am stärksten, wenn sie eine defensive Absicherung im Mittelfeld erhalten. Wobei vor allem Schweinsteiger in den vergangenen Spielen seine schwache Form nicht überspielen konnte. Er traf zwar zum 1:0 gegen Kaiserslautern per Kopf, rannte im Mittelfeld, stellte Überzahl in Ballnähe her und versuchte das Spiel von hinten heraus anzuleiten. Dennoch wirkte er seltsam schwerfällig, seine konstante Gala-Form der vergangenen Triple-Saison ist selten zu sehen.

Dass dies auch im Klub registriert wird, zeigt die empfindliche Reaktion Matthias Sammers auf die lauter werdende Kritik am Nationalspieler. Der Sportchef des FC Bayern forderte eine Würdigung von Schweinsteigers Verdiensten und mutmaßte, es liege im Interesse einiger deutscher Medien, den 29-Jährigen infrage zu stellen. Nach dem Motto: Ein bisschen Wagenburg kann nicht schaden.

Die Sport Bild berichtete unterdessen unter Berufung auf Mitspieler, Schweinsteiger soll trotz offiziell überstandener Verletzung am rechten Knöchel nach wie vor über Schmerzen an beiden Sprunggelenken klagen. Außerdem soll er Rückenprobleme im Lendenwirbelbereich haben. Wegen der Blessuren suche er neben den Mannschaftsärzten weitere Spezialisten auf. Schweinsteigers Management bestätigte dies jedoch nicht. "Basti pflegt seinen Körper sehr intensiv", sagte Sammer dazu allgemein. Am Pokalabend gegen Kaiserslautern gab es dazu kein Wort. Das Thema dürften der FC Bayern, die Nationalmannschaft und Schweinsteiger nicht loswerden. Mindestens bis zur nächsten Super-Super-Leistung.

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