Schokohasen im Test:Fair schmeckt schlimm

120 Millionen Schoko-Osterhasen stehen jedes Jahr in den Läden. Pâtissiers des Sternerestaurants "Überfahrt" haben für uns acht beliebte Exemplare getestet - und den süßen Hasen ein Zeugnis ausgestellt.

Von Kathrin Hollmer

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Schokohasen im Test:Der Gutgelaunte

Schokoosterhasen

Quelle: Jakob Berr

Zartbitter oder Vollmilch? Wenn es nur so einfach wäre! Leider blickt bei den 120 Millionen Osterhasen in den Laden-Auslagen keiner mehr durch. Die Samstagsküche hat deshalb Natalie Kilgus und Philipp Kortyka darum gebeten, acht oft verkaufte Modelle blind zu verkosten.

Kilgus, 22, und Kortyka, 21, verantworten gemeinsam die Pâtisserie von Christian Jürgens "Überfahrt" in Rottach-Egern am Tegernsee, das mit drei Michelin-Sternen höchstdekorierte Restaurant Bayerns. Was tolle Schokolade ausmacht? Die Mindestanforderung der Pâtissiers: Sie soll beim Reinbeißen hell knacken. Und ihr Geschmack muss ausgeglichen sein, sie darf also weder zu süß, noch zu bitter sein und nicht zu viel Säure haben. Zudem sollte sie erst im Mund schmelzen.

"Schmunzelhase", Milka, Alpenmilch-Schokolade, 30 Prozent Kakao, 130 g, 2,79 Euro:

"Für Vollmilch-Schokolade ist dieser Hase sehr hell. Und er glänzt unnatürlich stark, als wäre er angeschmolzen worden. Außerdem ist die Oberfläche schmierig. Er riecht gar nicht schokoladig, sondern sehr milchig. Gut ist, dass die Schokolade nicht so dick ist. Aber der Kakaoanteil wirkt sehr gering. Die Schokolade kann gar nicht knacken. Der Bruch ist außerdem nicht schön, nicht glatt, sondern porös. Auch schmilzt die Schokolade sehr schnell, die war offenbar beim Abfüllen zu warm. Die Süße ist okay, aber im Geschmack dominiert die Milchsäure, das brennt im Hals. Schmeckt fast wie ein Überraschungsei."

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Schokohasen im Test:Der Schöne

Schokoosterhasen

Quelle: Jakob Berr

"Hasenmann Peter", Heilemann, Edelvollmilch-Schokolade, 32 Prozent Kakao, 150 g, 7,95 Euro:

"Sieht fast aus wie ein Lagerfeld-Hase, optisch ist der natürlich toll! Er glänzt gut, nur Tasche und Stiefel, also die Stellen mit der dunklen Schokolade, glänzen etwas zu arg. Vielleicht soll das Lack darstellen. Es sieht aus, als wäre er von Hand bemalt und auch von Hand gegossen worden. Das lässt auf einen Familienbetrieb schließen, die meisten Schoko-Hasen sehen ja so extrem nach maschineller Produktion aus. Außerdem ist der Bruch für Vollmilchschokolade extrem hell, das ist schön. Das war es aber auch schon mit dem Lob. Dieser Hase riecht nur nach Kakaobutter. Vermutlich, weil mit Farbe gearbeitet wurde. Die löst sich in erhitzter Kakaobutter gut auf, und oft gibt man dann eben noch etwas Schokolade dazu. Auch diese Schokolade ist sehr süß, das verfälscht das Aroma, der Hase schmeckt fast künstlich, vor allem die rosafarbenen Teile. Nach falscher Erdbeere, wie Yogurette. Von diesem Hasen kann man nicht viel auf einmal essen, aber so hübsch wie er ist, gehört er sowieso eher in ein Schaufenster."

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Schokohasen im Test:Der Nussige

Schokoosterhasen

Quelle: Jakob Berr

"Oster Bote", Ferrero Rocher, Milchschokolade mit Haselnuss-Stückchen, 25 Prozent Kakao, 100 g, 2,89 Euro:

"Mmhh, bei diesem Hasen riecht man schon von weitem die Haselnüsse. Und er glänzt schön. Die Form ist hübsch, sehr nett die Idee mit dem Ei, eine Spur zu kängurumäßig vielleicht. Auch die Nuss-Splitter sehen gut aus , da würde man gern sofort abbeißen. Aber die Schokolade ist dann extrem weich, man hört gar kein Knacken, auch die Nuss-Stückchen dürften ruhig noch ein bisschen knackiger sein. Hätte man sie minimal karamellisiert, dann hätten sie keine Feuchtigkeit aus der Schokolade gezogen. Außerdem schmilzt die Schokolade ein wenig zu schnell, und sie zerfließt nicht im ganzen Mund, das bremsen die Nüsse. Rein vom Geschmack her ist dieser Hase aber klar ein Favorit, sehr rund, die Haselnüsse dominieren, aber sie erden das Ganze."

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Schokohasen im Test:Der Vegane

Schokoosterhasen

Quelle: Jakob Berr

"Lachhase", Süßwaren Albrecht, feine Schokolade mit Reissiruppulver, laktose- und milchfrei, vegan, 41 Prozent Kakao, 100 g, 4,99 Euro:

"Sieht frech aus, der Hase, mit seinem fast fiesen Lachen. Er glänzt stellenweise richtig gut, so soll es sein. Durch seine Form setzt er sich schön von anderen Hasen ab. Er riecht recht erdig, etwas nach Kühlschrank. Und nun wird es schwierig. Die Schokolade wurde falsch temperiert, an manchen Stellen ist sie zu warm geworden, die wirken gräulich. Das passiert, wenn sich Fett an der Oberfläche absetzt. Und es ist keine feine Schokolade. Sie knackt zwar fest und hell, auch weil sie sehr fest ist, aber stellenweise ist sie viel zu dick. Im Mund braucht sie ewig, bis sie sich auflöst, so richtig schmilzt sie gar nicht, sie klumpt eher. Und sie hat keinen Geschmack. Man schmeckt nur Öl. Haselnuss oder Raps? Zugleich wirkt das Ganze wässrig. Ist dieser Hase denn aus Schokolade? Schmeckt, als hätte man Kakaopulver mit Wasser gemischt. Für uns der Test-Verlierer."

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Schokohasen im Test:Der Goldige

Der "Goldhase" von Lindt Sprüngli Osterhase Ostern

Quelle: dpa

"Goldhase", Lindt , Edelbitter-Schokolade, 60 Prozent Kakao, 100 g, 2,99 Euro:

"Der duftet gut! Herb, nach Kakaopulver. Außerdem glänzt der Hase schön. Will man ein Stück abbrechen, muss man sich anstrengen, aber es knackt dafür ganz laut und hell. Zartbitter knackt immer stärker, weil die Schokolade härter ist. Diese hier ist ziemlich dick, vor allem am Kopf, was nicht so schön ist, weil dann viel Schokolade auf einmal im Mund ist. Im Geschmack ist sie komplett eigen, sehr bitter, sehr erdig, mit Noten von Kaffee und Haselnuss, sehr vielschichtig. Hinten raus wird der Mund trockener und die Zunge pelzig, das liegt am Kakaoanteil. Diese Schokolade ist harmonisch, mit guter Balance zwischen Süße, Säure und Bitterstoffen, die edelste hier im Test. Sie kommt den Schokoladen, die wir in der Pâtisserie nutzen, am nächsten. Bei Kindern dürfte der aber eher nicht so beliebt sein. Zartbitter mögen eher Erwachsene."

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Schokohasen im Test:Der Faire

Schokoosterhasen

Quelle: Jakob Berr

"Bio-Schoko-Osterhase", Gepa, feine Vollmilchschokolade aus 99 Prozent fair gehandelten Zutaten, 33 Prozent Kakao, 65 g, 1,79 Euro:

"Der sieht aus wie eine dieser Holzfiguren aus der Kirche. Die Striche, die das Fell darstellen sollen, könnten ,hasiger' sein, aber dafür hat er einen schönen, natürlich wirkenden Glanz. Auch die Dicke der Schokolade ist mit etwa einem Millimeter perfekt. Und der Bruch ist schön und hell. Die Schokolade riecht allerdings nach gar nichts. Sie schmilzt sehr schnell in der Hand wie im Mund, hat also wenig Kakaoanteil. Aber ist der Hase aus diesem Jahr? Die Schokolade schmeckt fast so, als ob da ein Weihnachtsmann recycelt wurde. Muffig und seltsam sauer. Ein bisschen nach ranzigem Kakaopulver. Ein schlimmer Geschmack, der sich sehr lang im Mund hält. Dieser Hase ist einer der schlechtesten im Test!"

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Schokohasen im Test:Der Edle

Schokoosterhasen

Quelle: Jakob Berr

"Hase Peppo geschminkt", Dallmayr, Feinste Edel-Vollmilchschokolade, 38 Prozent Kakao, 80 g, 9,20 Euro:

"Der ist aber schön! Die beste Optik bisher! Eine hübsche Idee, da Blumen darauf zu malen, auch wenn sie nicht ganz sauber sind, aber Handarbeit ist eben nie perfekt. Der Hase riecht milchig und etwas nach dem Lack, der mitunter auf Schokoladen ist, aber der hier ist definitiv nicht angesprüht. Er knackt nicht, dafür ist die Schokolade zu weich, er bricht nicht sauber und er schmilzt ganz schnell, weil er sehr dünn ist. Die Stärke ist aber optimal. Die Farbe besteht dann wieder aus Kakaobuttergemisch, was zu Lasten der Schokolade geht und recht süß und ölig schmeckt. Die Schokolade selbst ist gar nicht so süß, sie hat erdige Noten und etwas Milchiges, das entfernt an Kinderriegel erinnert. Dazu schmeckt man schöne Nuss-Aromen raus. Aber die Schokolade ist nicht vollmundig. Von der könnte man vor dem Fernseher eine ganze Tafel auf einmal essen."

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Schokohasen im Test:Der Günstige

Schokoosterhasen

Quelle: Jakob Berr

"Osterhase", Douceur für Penny-Markt, Alpen-Vollmilch, 30 Prozent Kakao, 200 g, 99 Cent:

"Ist das der Milka Schmunzelhase? Das Gesicht ist so betont witzig. Der Glanz, die glatten Kanten und das Knackgeräusch beim Brechen deuten darauf hin, dass die Schokolade gut temperiert wurde und nicht noch Milchprodukte beigemischt sind. Was das angeht, könnten wir die hier in der Pâtisserie verwenden. Aber die Schokolade ist recht dick. Es dauert, bis sie schmilzt. Und sie riecht, wie leider öfter bei Schoko-Hasen, etwas alt. Außerdem ist sie viel zu süß. Minimal kommt Haselnuss durch. Es schmeckt, als wäre da ein wenig Öl drin, Traubenkernöl oder Kakaobutter? Vielleicht glänzt der Hase deshalb so. Eigentlich darf man das nicht, dann müsste man es 'Fettglasur' nennen. Der Hase hat nichts Feines, das ist banale Industrieschokolade. Und der Geschmack bleibt fast unangenehm lang im Mund, auch durch die vielen Verdickungen. Kinder finden diese 'Bobbel' aber meist am besten. Weil man dann gaaanz viel Schokolade im Mund hat."

© SZ vom 12. und 13. April 2014/cam
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