Tod von Gabriel García Márquez:"Tausend Jahre Einsamkeit und Trauer"

Gabriel García Márquez

Hier empfing er Journalisten an seinem 87. Geburtstag am 6. März: Nun ist Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez gestorben.

(Foto: Yuri Cortez/AFP)

Er verzauberte die Welt mit seinem "magischen Realismus" und mit Werken wie "Die Liebe in Zeiten der Cholera". Nun ist Gabriel García Márquez, der große Schriftsteller Lateinamerikas, im Alter von 87 Jahren gestorben. Kolumbiens Präsident, Juan Manuel Santos, ordnete drei Tage Staatstrauer an.

Unter den spanischsprachigen Schriftstellern war er einer der allergrößten. Seine Romane prägten das Südamerikabild von Generationen und machten seine kolumbianische Heimat über alle Kontinente bekannt. Nun ist der Meister des Magischen Realismus tot. Der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez ist am Donnerstag im Alter von 87 Jahren gestorben, wie die staatliche Kulturbehörde Conaculta bestätigte. Zuvor hatten mexikanische und kolumbianische Medien den Tod des Autors von "Hundert Jahre Einsamkeit" vermeldet.

Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos zeigte sich schockiert. "Tausend Jahre Einsamkeit und Trauer angesichts des Todes des größten Kolumbianers aller Zeiten", schreibt der Staatschef auf Twitter. "Solidarität und Beileid für die Familie." Santos ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. An allen öffentlichen Gebäuden sollten die Flaggen auf Halbmast gesetzt werde, sagte er in einer kurzen Fernsehansprache. Ganz Kolumbien sei in Trauer, weil "der am meisten bewunderte und geliebte Mitbürger aller Zeiten von uns gegangen ist."

Die Schwester des Verstorbenen, Aída García Márquez, sagte, ihr Bruder sei ein einfacher und demütiger Mensch mit einem großen Herz gewesen. "Er war der große Bruder für uns, nachdem unsere Eltern gestorben sind. Er hat uns nie etwas verwehrt. Er war sehr gut zu uns." Die Familie wünscht sich, dass der Autor in seiner Heimat beigesetzt wird. "Gabito ist aus Kolumbien. Es gibt keinen Zweifel, dass sie ihn hierher bringen müssen", sagte seine Schwester. Sie räumte aber gleichzeitig ein, dass die Entscheidung über den Begräbnisort bei García Márquez' Witwe Mercedes Bacha und seinen Söhnen Gonzalo und Rodrigo liege.

García Márquez starb den Medien zufolge in seinem Haus in Mexiko-Stadt. An seiner Seite seien seine Frau und seine beiden Söhne gewesen, twittert der mexikanische Fernsehmoderator Joaquín López-Dóriga. Auch der mexikanische Staatspräsident Enrique Peña Nieto schrieb auf Twitter: "Er wurde in Kolumbien geboren, aber für Jahrzehnte hat er Mexiko zu seiner Heimat gemacht. Er hat unser Leben bereichert." García Márquez lebte mit Unterbrechungen seit den 1960er Jahren in Mexiko.

"Eine unsterbliche Legende bleibt"

Der Schriftsteller war seit einiger Zeit gesundheitlich schwer angeschlagen. Erst vor wenigen Tagen war er aus dem Krankenhaus in Mexiko-Stadt entlassen worden, wo er wegen einer Lungenentzündung behandelt worden war. Sein Zustand sei stabil, aber aufgrund seines hohen Alters bestehe die Gefahr von Komplikationen, erklärte seine Familie noch am Montagabend. Sein Arzt Jorge Oseguera hatte den Gesundheitszustand von García Márquez zuletzt als kritisch beschrieben.

Weltweit nahmen Prominente Anteil am Tod des Schriftstellers. "Es ist schwer, von dir Abschied zu nehmen, nach all dem, was du uns gegeben hast", schrieb die Sängerin Shakira auf ihrer Webseite. "'Hundert Jahre Einsamkeit' - Gabriel García Márquez, das werden wir nie vergessen", twitterte der amerikanische Schauspieler James Franco. "Ruhe in Frieden", kondolierte die Schauspielerin Mia Farrow in einem Tweet. Sie empfinde Ehrfurcht und Dankbarkeit. Auch Kollegin Rose McGowan gab auf Twitter ihre Trauer kund. "Seine Worte haben mich zu magischen Orten gebracht", twitterte die Schauspielerin und Sängerin. Der kolumbianische Sänger Juanes schrieb in einem Tweet, dass der Größte gegangen sei - "aber eine unsterbliche Legende bleibt".

García Márquez gilt als meistgelesener Schriftsteller Lateinamerikas. Er schrieb Werke wie "Hundert Jahre Einsamkeit" und "Die Liebe in den Zeiten der Cholera". In den vergangenen Jahren hatte sich García Márquez, bei dem 1999 erstmals Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert worden war, aus gesundheitlichen Gründen mehr und mehr zurückgezogen.

Nach dem Jurastudium als Reporter nach Paris

Geboren wurde García Márquez am 6. März 1927 im kolumbianischen Dorf Aracataca. Nach einem Jurastudium, das er auf Wunsch der Eltern in Bogota absolvierte, begann García Márquez eine journalistische Karriere - zunächst als Reporter in Kolumbien, später machte er auch in Rom und Paris Station und reiste in die DDR und die UdSSR.

Nach Reportagen und Filmkritiken veröffentlichte García Márquez 1955 seinen ersten Roman: "Der Laubsturm". Doch erst Jahre später gelang ihm 1967 der literarische Durchbruch mit der Familiensaga "Hundert Jahre Einsamkeit".

Weitere Erfolge feierte er mit Romanen wie "Der Herbst des Patriarchen" (1975) und "Chronik eines angekündigten Todes" (1981). 1982 wird er mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Das Preisgeld investiert er in die Gründung der kolumbianischen Tageszeitung El Otro.

1985 erscheint der Roman "Die Liebe in den Zeiten der Cholera", der vielen als García Márquez' schönstes Werk und Klassiker der Weltliteratur gilt. 2007 wird die Lebens- und Liebesgeschichte dann erfolgreich verfilmt.

Spätwerke sind die Bücher "Leben, um davon zu erzählen" (2002) und "Erinnerung an meine traurigen Huren" (2004). García Márquez gilt als Verfechter eines demokratischen Sozialismus und als Aushängeschild der kolumbianischen Linken. Sein literarischer Stil wird als "magischer Realismus" bezeichnet.

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