Nach 40 Jahren Gemeinde-Partnerschaft:Allez, allez!

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Lenggrieser Künstler begründen einen Künstleraustausch mit Le Leff. Das Thema der ersten Ausstellung in der Bretagne lautet "Unterwegs". Vier Leute machen sich dazu auf eine 1400 Kilometer lange Reise.

Von Felicitas Amler

Kunst braucht Bewegung. Innere, geistige Mobilität. Wer diesem Credo folgt und immer wieder Neues schaffen möchte, braucht Impulse von außen. So wie Ecki Kober und Jürgen Dreistein. Die beiden Sprecher der Künstlervereinigung Lenggries demonstrieren mit der Kunstwoche, dass es ihnen nicht genügt, einmal im Jahr die Arbeiten aller Mitglieder zu zeigen. Seit sie die Ausstellung in den herrlichen Räumen der ehemaligen Schlossbrauerei verantworten, sind stets Gäste dazugeladen. Anregend fürs Publikum genauso wie für die Künstler. Und nun machen sie sich selbst auf den Weg, um als Gäste anderswo Impulse zu setzen: in der Bretagne, wo die fünf Partnerkommunen der Gemeinde Lenggries liegen.

Eigentlich kaum vorstellbar - diese Partnerschaft mit dem Kommunalverbund Le Leff existiert seit mehr als 40 Jahren, aber einen künstlerischen Austausch hat es bisher nicht gegeben. Das soll sich nun ändern. Die Ausstellung, die Kober und Dreistein gemeinsam mit Ursula Maren-Fitz und Heidi Gohde von April bis Juni in der Ferme Auberge La Ville Andon in Plélo zeigen, soll der Auftakt zu einem deutsch-französischen "échange artistique" mit den Kommunen im Département Côtes d'Armor sein.

Bewegung ist das Thema, das sich die Lenggrieser Künstler für ihren ersten Auftritt in der Bretagne gegeben haben: "Unterwegs" heißt die Ausstellung oder, wie Kober sagt, en route. Die Künstler seien "unterwegs durch die Zeit, unterwegs durch Europa, unterwegs durch die Gedanken". So gesehen sei die ganze Aktion eine Reise.

Ganz real machen sich die vier am 20. April auf den Weg. Fast 1400 Kilometer sind es von Lenggries via Paris nach Plélo. Die Künstler sind mit zwei Privatwagen unterwegs, haben pro Person drei bis vier Arbeiten dabei. Am 22. April wollen sie die Werke hängen und stellen, am 23. April ist Vernissage in der Ferme Auberge, einem rustikalen Gehöft und ehemaligen Adelssitz aus dem 15. Jahrhundert. Es sehe dort so aus, "als ob gleich Jeanne d'Arc oder die drei Musketiere rauskämen", sagt Kober. Die Betreiber des heutigen Gasthauses, Marie-Claire und Hervé Caillebot, sind der Musik und der Bildenden Kunst zugetan und haben ein ehemaliges Herrenzimmer als Galerie etabliert. Wer im Katalog blättert (was man auch online tun kann), entdeckt eine beeindruckende Fülle zeitgenössischer Kunst, die dort bereits Platz fand.

Ans Unterwegs-Sein erinnern einige Titel der Werke, welche die Lenggrieser im Gepäck haben: "Lauf der Dinge" heißt das mannshohe rot-schwarz changierende Rad von Ecki Kober, "Arche" ein Glas-Bronze-Objekt von Ursula-Maren Fitz. Jürgen Dreistein hat sich mit einem anderen Weg auseinandergesetzt: mit jenem der aus Not und Elend flüchtenden Afrikaner Richtung Europa. Dreistein war gerade drei Wochen lang in Südafrika, so dass nun auch Einflüsse eines anderen Kontinents seine Kunst inspirieren. Seine Assoziationskette: "Unterwegs - Boat People - Europa war immer unterwegs - von Ost nach West - jetzt Afrika von Süd nach Nord." Sein Kollege Kober greift den Gedankenfaden auf und sagt, das sei doch "das primäre Merkmal unseres Lebens", jedenfalls das seines Metiers: "Kunst heißt immer, geistig unterwegs zu sein."

Geistig sind die beiden auch schon bei ihrer nächsten Kunstwoche. Deren Thema ist "Landschaft". Und da denken die Kuratoren keineswegs an pittoreske Aquarelle von Seen und Bergen. Sie hoffen auch hier auf einen weiten Horizont. Bei einer der Gast-Künstlerinnen sind die Ideen bereits geweckt: Monika Supé aus Hohenschäftlarn wird in der herbstlichen Lenggrieser Kunstwoche eine 20 Quadratmeter große Installation mit dem Titel "Kulturlandschaft" zeigen, die ein wenig an ein wogendes Kornfeld erinnert - tatsächlich aber aus 42 000 sorgsam aufgestellten Nudeln besteht. Was wohl geschieht, wenn da Bewegung reinkommt . . . ?

Künstleraustausch Lenggries-Le Leff: "Unterwegs", Heidi Gohde, Ursula-Maren Fitz, Jürgen Dreistein und Ecki Kober, Ferme Auberge de La Ville Andon, Plélo, 25. April bis 9. Juni, www.lavilleandon.com und www.kv-lenggries.de

© SZ vom 19.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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