HSV-Niederlage gegen Wolfsburg:Ende in der zweiten Minute

VfL Wolfsburg's De Bruyne scores goal past Hamburger SV's goalkeeper Adler during their Bundesliga soccer match in Hamburg

Kevin de Bruyne trifft zum 2:0 gegen den HSV - sein erstes Tor im Trikot des VfL Wolfsburg.

(Foto: REUTERS)

Gegentore zu Beginn der ersten und der zweiten Hälfte: Der HSV verliert in einem einseitigen Spiel 1:3 gegen Wolfsburg und bleibt auf Tabellenplatz 16. Die Niedersachsen schaffen vorübergehend den Sprung auf Tabellenplatz vier.

Von Martin Anetzberger

Rafael van der Vaart saß beim Heimspiel seines Hamburger SV gegen den VfL Wolfsburg verletzt auf der Tribüne. Im Vorfeld des Duells war der Kapitän das Hauptgesprächsthema gewesen. Und es waren keine schönen Worte, die er zu hören bekam: "Spieler, von denen man eigentlich erwartet, dass sie vorangehen sollten, haben zum Teil ein Problem damit, weil sie mit sich selbst zu viele Probleme haben", sagte Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow. Auch Hollands Fußball-Ikone Johan Cruyff meldete sich zu Wort: "Er muss in Hamburg viel laufen - und das ist nicht seine Stärke." Ist Rafael van der Vaart untauglich für den Abstiegskampf? Kann ihn der aufstrebende Hakan Calhanoglu als Führungsspieler im Mittelfeld ablösen?

Gegen den VfL sollte sich zeigen, ob sich das Fehlen des Holländers positiv oder negativ auf die Mannschaft von Mirko Slomka auswirkt. Neben van der Vaart konnten auch Pierre-Michel Lasogga, Milan Badelj und Jonathan Tah nicht auflaufen - dazu verletzte sich noch Johan Djourou beim Aufwärmen. Nach 90 Minuten blieb die Erkenntnis: Der HSV spielte auch ohne van der Vaart wie ein Absteiger, der 20-jährige Calhanoglu trat nicht wie ein Führungsspieler auf, der VfL gewann durch Tore von Ivan Perisic, Kevin de Bruyne und Ivica Olic mit 3:1 (2:0) und kletterte vorübergehend auf den vierten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt.

Das Spiel hatte mit einem Schock für den Gastgeber begonnen. Beim ersten Angriff der Wolfsburger legte de Bruyne im Mittelfeld auf Luiz Gustavo ab. Der spielte einen 35-Meter-Steilpass durch die Mitte auf den losgesprinteten Perisic. HSV-Keeper René Adler kam aus dem Tor, doch Perisic nahm den Ball erst gar nicht an, sondern schob ihn aus etwa 25 Metern Metern flach ins Tor (2. Minute).

Die Mannschaft von Dieter Hecking zog sich nach dem 1:0 nicht zurück, empfing den angreifenden HSV bereits kurz nach der Mittellinie, um nach der Balleroberung überfallartig nach vorne zu spielen. Doch die Gäste leisteten sich in der Defensive auch einige Unsicherheiten - vor allem wenn Hamburg den Ball hoch vor das Tor brachte. In der 16. Minute flankte der engagierte Dennis Diekmeier den Ball von der rechten Seite nach innen. Ivo Ilicevic kam an der Strafraumgrenze frei zum Schuss, zielte aber knapp rechts vorbei, es war die beste HSV-Szene in der ersten Halbzeit.

De Bruyne nutzt seine zweite Chance

Wolfsburg wirkte trotz der Führung zunächst nicht souverän, blieb im Spielaufbau schnell und ungenau. Aber der HSV war zu schwach, um aus den eroberten Bällen gefährliche Situationen herauszuspielen. Calhanoglu trat nur bei Freistößen in Erscheinung, doch die blieben ungefährlich. So entwickelte sich ein Spiel, in dem der VfL von Minute zu Minute sicherer wurde und zu weiteren Chancen kam. In der 31. Minute verlängerte Olic einen hohen Ball per Kopf auf de Bruyne. Der Belgier lief alleine auf Adlers Tor zu, traf aber nur den Fuß des stark reagierenden Torhüters.

Doch de Bruyne musste nur elf Minuten warten, bis er endlich über das erste Tor im Trikot des VfL Wolfsburg jubeln konnte. Es fiel in einer Phase, als seine Mannschaft nach vorne nicht mehr ganz so hektisch agierte und weniger Fehler machte. Olic spielte de Bruyne am linken Strafraumeck frei, der 21-Jährige zielte flach in die rechte Ecke, diesmal hatte Adler keine Chance (42.).

Was auch immer Slomka seinen Spielern in der Halbzeitpause sagte, es half nichts. Schon kurz nach Wiederanpfiff stand es 0:3. Naldo verlängerte eine Ecke auf Olic, der durfte - von Heiko Westermann unbedrängt - im Fünf-Meter-Raum den Fuß hinhalten (49.). Kurz darauf war es für den HSV erneut Ilicevic, der halbwegs gefährlich auf das Tor von Wolfsburgs Torwart Max Grün zielte, aber wieder ging der Ball knapp vorbei. Calhanoglu hatte seine einzig gefährliche Szene, als das Spiel längst entschieden schien. Mit einem Linksschuss aus etwa 20 Metern zwang er Grün zur seiner ersten und letzten Parade.

Ilicevic kämpft bis zum Schluss

Ilicevics Wille blieb bis zum Schluss ungebrochen. Er war es auch, der in der 58. Minute für den einzigen Lichtblick beim Gastgeber sorgte. Nach einem Doppelpass dribbelte er sich verbissen durch den Strafraum und bugsierte den Ball im Fallen ins Tor. Wolfsburg ließ jedoch in den folgenden Minuten keine Chancen zu. Fast alle der mehr als 50 000 Hamburger Anhänger im Stadion verstummten wieder. 25 Minuten vor Schluss köpfte Westermann nach einem Freistoß links am Tor vorbei. Wenig später traf Gustavo den Pfosten, in der 82. Minute die Latte. Nur Sekunden später verpasste Olic das 4:1, in der 87. Minute vergab Perisic die letzte Gäste-Chance. Der HSV kam nicht mehr gefährlich vor das Tor. Luiz Gustavo holte sich in der 90. Minute durch ein absichtliches Handspiel noch die gelb-rote Karte ab. Dann war Schluss, und in die Hamburger Stille mischten sich nur einige Pfiffe von der Tribüne.

Die Enttäuschung bei den Hamburgern war nach dem Spiel groß. Abwehrspieler Westermann sagte: "Wahnsinn! Diese Niederlage tut richtig weh." Coach Mirko Slomka haderte vor allem mit den frühen Gegentoren in beiden Halbzeiten. Das Tor nach der Ecke in der 49. Minute "hat uns gekillt", sagte er.

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