Arbeiten während der Fußball-WM:Schlaflos wegen Klinsmann

Public Viewing im Olympiapark (München)

Public Viewing im Münchner Olympiapark 2010 beim Spiel Ghana-Deutschland

(Foto: online.sdemuenchen)

Anpfiff um Mitternacht: Damit Arbeitnehmer während der Fußball-WM in Brasilien auch späte Spiele schauen können, wird über flexiblere Arbeitszeiten diskutiert. Die Gewerkschaften fänden das gut, die Arbeitgeber stellen klar, dass keiner morgens einfach so zu Hause bleiben darf.

Von Ingrid Fuchs

Wer mitfiebern will, muss wachbleiben. Am 12. Juni beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, und das bedeutet: 64 Spiele in vier Wochen. Viele beginnen erst spätabends, um 22 oder 24 Uhr. Die Politik hat bereits auf die Zeitverschiebung reagiert, Regeln zum Lärmschutz sollen vorübergehend gelockert werden. Dem Public Viewing in Biergärten und auf öffentlichen Plätzen soll nichts im Wege stehen. Doch was bedeutet das nächtliche WM-Fieber für diejenigen, die am nächsten Morgen arbeiten müssen?

Verschiedene Gewerkschaften würden einen späteren Schichtbeginn während der WM befürworten, wie die Bild-Zeitung berichtete. Auch wer sich nicht vorsorglich Urlaub genommen hat, soll sich nicht gähnend und mit Augenringen durch den Tag schleppen müssen.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, sagte dem Blatt: "Ich finde, dass Arbeitgeber und Betriebsräte besprechen sollten, die Arbeitszeiten wenn möglich so zu gestalten, dass die Beschäftigten die WM-Spiele schauen können."

Natürlich würden es die Gewerkschaften begrüßen, wenn Arbeitgeber Kompromisse eingehen würden - nur sei das oft gar nicht möglich, erklärt ein Sprecher der IG BCE auf Nachfrage von SZ.de. Wo es zeitlich am schwierigsten ist, bei Unternehmen mit Schichtbetrieb, gebe es meist nicht viel Spielraum. "Da müssen die Betriebsräte vor Ort klären, was im einzelnen für die Mitarbeiter gemacht werden kann. Von der Gewerkschaft gibt es dafür keinerlei Vorgaben", sagt der Sprecher. Von einer "Forderung", wie es heißt, könne deshalb keine Rede sein.

Das deutsche Team spielt in der Vorrunde zweimal um 18 Uhr deutscher Zeit und einmal am Samstag um 21 Uhr. Erst das mögliche Achtelfinale fände um 22 Uhr statt, ein Halbfinale ebenfalls. Gruppengegner USA allerdings, trainiert von Jürgen Klinsmann, beginnt bereits in der Vorrunde zwei Spiele, wenn in Deutschland schon Mitternacht ist.

Die Arbeitgeberseite reagiert eher skeptisch auf die Idee des späteren Schichtbeginns. "In der Metall- und Elektro-Industrie haben wir ja hoch flexible Arbeitszeiten. Natürlich kann die gesamte Arbeitsplanung nicht auf eine Fußball-WM ausgerichtet werden", heißt es etwa vom Arbeitgeberverband (AG) Gesamtmetall. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände stellt zur Sicherheit nochmal klar: "Arbeitnehmer haben keinen Anspruch darauf, während der Arbeitszeit Fußballspiele zu schauen oder wegen eines Nachtspiels morgens nicht zur Arbeit zu kommen." Eine Möglichkeit innerhalb einzelner Betriebe wäre es, Freistellungen zu organisieren. Auch Arbeitszeitkonten könnten dazu beitragen, die ausgefallene Zeit auszugleichen.

Trotz der mauen Aussicht gibt sich der AG Gesamtmetall in seiner Stellungnahme versöhnlich: "Auch die Arbeitgeber wünschen sich sieben Spiele der deutschen Mannschaft in Brasilien! Wo es gewünscht und wo es möglich ist, finden unsere Unternehmen in der Regel gemeinsam mit ihren Mitarbeitern eine Lösung."

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