Verlegung von BR-Klassik ins Netz:"Die jungen Hörer haben das Recht auf ein altersgerechtes Angebot"

Bayerischer Rundfunk Chor Peter Dijkstra

Der Bayerische Rundfunk unterhält einen eigenen Weltklassechor unter der Leitung von Peter Dijkstra, hier bei einem Konzert mit Laiensängern.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Plan des Bayerischen Rundfunks, seinen Klassiksender aus dem UKW-Netz ins Digitale zu verlegen, sorgt für Empörung. Hörfunk-Direktor Wagner rechtfertigt das Konzept mit den besonderen Bedürfnissen der Hörer.

Von Claudia Tieschky

Muss die klassische Musik auf UKW einem Jugendradio weichen? Der Bayerische Rundfunk (BR) verteidigt diesen Plan gegen die Kritiker. "Die jungen Hörerinnen und Hörer zahlen auch ihren Rundfunkbeitrag und haben das Recht auf ein altersgerechtes Angebot", sagte Martin Wagner, der designierte BR-Hörfunkchef, im Interview der Süddeutschen Zeitung.

Wenn der BR ein "werbefreies, nicht kommerzielles Jugendangebot" im Jahr 2016 auf UKW bringe, komme der Sender damit seinem "gesetzlichen Auftrag nach, die gesamte Bevölkerung mit Rundfunkangeboten zu versorgen". Der BR erreiche im UKW-Hörfunk derzeit ein Publikum, das im Schnitt älter als 50 Jahre sei.

Die Pläne, die 2016 Wirklichkeit werden sollen, und denen der Rundfunkrat in diesem Frühjahr zustimmen müsste, sehen so aus: BR Klassik wäre nur noch digital zu empfangen, im Internet und über das Digitalradio DAB+ sowie über Kabel und Satellit. Auf der bisherigen UKW-Frequenz des Senders bekämen die BR-Hörer dafür das Programm "Puls" für junge Hörer.

Sicher, dass es klappt

Wagner und der BR müssen nun Überzeugungsarbeit leisten, denn der Plan ist umstritten, eine Online-Petition der Gegner hat bereits 37 000 Unterzeichner. Die Umstellung war 2006 schon einmal geplant und scheiterte am Widerstand der Hörer. Der BR will nun mit Infokampagnen für Wechsel werben. Die Technik DAB + soll künftig auch ein Kinderradio und ein Heimatkanal des BR attraktiver machen.

Wagner, der am 1. Mai Nachfolger des langjährigen Hörfunkchefs Johannes Grotzky wird, ist sicher, dass es diesmal klappt - und dass man den im Schnitt eher älteren Klassikhörern den Umstieg ins Digitale zumuten kann. "Aus den Mediendaten wissen wir, dass die BR-Klassik-Hörer schon jetzt in viel höherem Maße als andere Hörer Radio digital empfangen - über DAB+, Satellit und Kabel." Gerade bei der Klassik sei die CD-Klangqualität des digitalen Empfangs "viel wichtiger". Die Klassikhörer würden nicht degradiert, findet Wagner, sie kämen vielmehr von 2016 an in den "Genuss einer besseren Klangqualität". Der Umstieg sei "nicht kompliziert und auch nicht teuer".

Die Jugend nutzte dagegen Hörfunk gerade nicht im Internet, sondern höre Radio überwiegend über UKW: "Dieser Weg verspricht also weiter die beste Erreichbarkeit junger Menschen für ein noch nicht etabliertes Medienangebot", glaubt der neue Hörfunkdirektor: "Wir brauchen UKW bei Puls für eine Übergangszeit, um eine Grundbekanntheit zu erreichen." Puls sei "bewusst kein Hitradio für den Massenmarkt und keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten. Puls ist ein hochwertiges, öffentlich-rechtliches Programm mit 25 Prozent Wortanteil, wir fördern bayerische Bands, spielen andere Musik."

Den Vorwurf, ein Stück des Bildungsauftrags aufzugeben, will Wagner nicht akzeptieren. 2016 werde die Klassik-Welle mit DAB + eine bessere Netzabdeckung haben als heute über UKW, prognostiziert er. Auch die Orchester müssten durch den Umstieg nichts fürchten - etwa eine Diskussion über ihre Daseinsberechtigung ohne Spielflächen auf UKW. Es gebe "keine ernsthafte Diskussion über Existenz und Zukunft der Klangkörper", sagte Wagner. Konzerte seiner Klangkörper - also des BR-Symphonieorchesters, des Rundfunkorchesters und des Chor des Bayerischen Rundfunks - werde der Sender auch nach dem Wechsel über das Programm Bayern 2 auf UKW ausstrahlen.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung vom 22.04.2014 und in der SZ-Digital-App auf iPhone, iPad, Android und Windows 8.

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