EU-Gegner Nigel Farage:Gegen Ausländer - es sei denn, es ist die eigene Frau

EU-Gegner Nigel Farage: Ukip-Spitzenkandidat Nigel Farage genießt die mediale Aufmerksamkeit, hier in Weast im Norden Englands.

Ukip-Spitzenkandidat Nigel Farage genießt die mediale Aufmerksamkeit, hier in Weast im Norden Englands.

(Foto: AFP)

Ausländer nehmen den Briten die Jobs weg, behaupten die Europaskeptiker von Ukip. Stimmt: Die Sekretärin von Parteichef Nigel Farage ist eine Deutsche - seine Frau. Und auch Faktenchecker lassen die neue Ukip-Kampagne scheinheilig wirken.

Von Marc Zimmer

Nigel Farage in seiner Lieblingsrolle: Er lacht, flachst, schneidet Grimassen für die Fotografen. Der Spitzenkandidat der UK Independence Party (Ukip) wirbt in Sheffield im Norden Englands um Stimmen. Es sieht gut aus für ihn und die Europaskeptiker, in Umfragen liegen sie auf dem zweiten Platz hinter Labour. Farage präsentiert eine neue Plakat-Kampagne - die bislang größte in der Geschichte der Partei. Finanziert wird sie durch Spenden schwer reicher Unternehmer.

Dann kommt BBC-Reporter Nick Robinson und lässt Farages Gesichtszüge entgleisen. Der Journalist fragt: "Nimmt ihre Frau jemandem hierzulande den Arbeitsplatz weg?" Im Video ist gut zu sehen, wie Farage in Abwehrstellung geht. "Nein", sagt er und seine Augenbrauen schnellen in die Höhe.

Farage bietet Angriffsfläche, seine Ehefrau Kirsten ist Deutsche, Mutter zweier seiner Kinder und: seine Sekretärin. Das ist bemerkenswert, denn als Deutsche ist sie Ausländerin, und die nehmen - Farage zufolge - den Briten die Arbeitsplätze weg. Ukip will deshalb weniger Einwanderer ins Land lassen.

"Hinter wessen Job sind die her?"

Die Partei warnt vor billigen Arbeitskräften vom europäischen Festland. Auf einem der Plakate ist ein Bauarbeiter zu sehen, der auf der Straße sitzt und bettelt. Die angebliche Invasion der EU-Ausländer ist eines der wichtigsten Wahlkampfthemen von Ukip für die Europawahl im Mai. Die Konkurrenz aus beiden Lagern wirft ihr deshalb Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vor. Farage verteidigt sich: Ukip bilde nur die "knallharte" Wirklichkeit ab.

Ein anderes Plakat fragt: "26 Millionen Menschen in Europa suchen nach Arbeit - und hinter wessen Jobs sind die her?" Ukip argumentiert hier mit der Gesamtzahl der arbeitslosen EU-Bürger - unterschlägt jedoch, wie Faktenchecker kritisieren, dass auch drei Millionen Briten darunter sind. Nicht die einzige Unschärfe, mit der Farage zu kämpfen hat.

Nachdem bekannt wurde, dass Farage seine Frau als Sekretärin beschäftigt, wurde ihm auch parteiintern Scheinheiligkeit vorgeworfen. Der Mann, der die "Scheidung" der Briten von der EU fordert, gibt EU-Mittel, also Steuergelder aus, um eine Ausländerin zu bezahlen. Die Sache verfolgt Farage im Wahlkampf, auch in Sheffield. "Wie rechtfertigen Sie das?", fragt ihn BBC-Reporter Robinson vor laufenden Kameras.

"Niemand anderes könnte diesen Job machen", sagt Farage. Seine Frau sei "sieben Tage die Woche verfügbar", auch zu "unmöglichen Uhrzeiten", und beziehe dafür nur ein "mäßiges" Gehalt. Also ist sie eine der billigen EU-Arbeitskräfte, vor denen Ukip auf ihren Plakaten warnt?

Nein, sagt Farage, das sei ja eine ganz besonderer Fall. Seine Frau könne ihm auch spät nachts noch zuarbeiten - das sei ein Vorteil gegenüber anderen Arbeitskräften. Der Reporter hakt nach: "Es gibt also keine britische Person, die diesen Job erledigen könnte?" Farage verneint: "Es sei denn, sie heiratet mich."

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