Arbeitsteilung in der Familie:Junge Eltern scheitern an der Gleichberechtigung

Zensus-Ergebnisse

Familie und Beruf: Viele Eltern von Kleinkindern wollen beides.

(Foto: Malte Christians/dpa)

Familie und Beruf - immer mehr Eltern wünschen sich beides. Eine gerechte Aufteilung im Haushalt und Teilzeit für Vater und Mutter. Aber die Realität in deutschen Familien sieht anders aus.

Von Karin Janker

Papa geht ins Büro, Mama bleibt zu Hause bei den Kindern - was jahrzehntelang ein Standard war, gerät immer mehr ins Wanken. Inzwischen wünscht sich der Großteil, dass beide Elternteile erwerbstätig sind. Das geht aus einem Dossier mit neuen Daten des Bundesfamilienministeriums hervor. Es basiert auf Zahlen des Mikrozensus für 2012 sowie mehreren aktuellen Studien.

Besonders beliebt ist bei den Eltern von minderjährigen Kindern demnach das Zuverdienermodell, bei dem der Vater in Vollzeit und die Mutter in Teilzeit arbeitet: 41 Prozent der Familien finden diese Arbeitsteilung ideal, gelebt wird sie bei 44 Prozent. Vollzeit-Jobs für beide wünschen sich dagegen 17 Prozent der Eltern; realisieren können das 14 Prozent.

Die gleichberechtigte Aufteilung beider Aufgaben - Job und Familienarbeit - wünschen sich im Durchschnitt 14 Prozent der Eltern. Sie möchten, dass beide Elternteile in Teilzeit arbeiten und sich die Arbeit im Haushalt und bei der Kinderbetreuung teilen. In der Realität stellt die Teilzeit‑Teilzeit‑Lösung allerdings bislang eine Randerscheinung dar: Nur zwei Prozent der Familien leben nach diesem Modell.

Junge Eltern scheitern an ihrem Ideal

Betrachtet man allerdings die Wünsche junger Eltern, ist die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit noch gravierender: 60 Prozent der Eltern mit Kindern zwischen einem und drei Jahren wünschen sich, dass beide Partner im gleichen Umfang erwerbstätig sind und sich gemeinsam um Haushalt und Familie kümmern. Allerdings können nur 14 Prozent derzeit diese partnerschaftliche Aufteilung realisieren.

Eine aktuelle Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zu den Lebensentwürfen junger Frauen und Männer zeigt ebenfalls, dass eine dauerhafte Erwerbstätigkeit beider Elternteile heute als Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird. Frauen streben ebenso wie Männer an, erwerbstätig zu sein, gut zu verdienen und somit finanziell unabhängig zu sein - und das entspricht häufig auch der Erwartung ihrer Partner. Wie das Dossier des Familienministeriums zeigt, scheitern aber viele Paare an dieser Vorstellung von Gleichberechtigung in der Realität.

Mütter wünschen sich frühere Rückkehr in den Beruf

Zum angestrebten Ideal der Gleichberechtigung gehört dem Dossier zufolge außerdem, dass Frauen sich eine kürzere Jobpause nach der Geburt eines Kindes wünschen. 55 Prozent der jungen, gut qualifizierten Frauen planen für sich persönlich eine Elternzeit von etwa einem Jahr. Mütter, die zwischen 2008 und 2010 ein Kind geboren hatten, unterbrachen ihre Erwerbstätigkeit im Durchschnitt um 19 Monate.

Von den Frauen, die länger als sechs Monate ausgestiegen sind, wären zwei Drittel gerne früher oder in größerem Umfang wieder erwerbstätig geworden, so die Umfrage.

Woran scheitert die frühere Rückkehr in den Beruf? Häufig sind die Rahmenbedingungen schuld: Jeder fünften Mutter fehlte eine geeignete Kinderbetreuung, jede sechste hatte entweder keinen passenden Job oder keine flexiblen Arbeitszeiten. Bei jeder zehnten Mutter fehlte die Unterstützung innerhalb der Partnerschaft: Sie konnten sich mit ihrem Partner auf keine andere Aufteilung einigen.

Trotz dieser Widrigkeiten im Alltag tritt das traditionelle Bild vom Vater als Alleinverdiener immer mehr in den Hintergrund - zumindest, wenn es um die Wunschvorstellungen der Familien geht: Insgesamt sehen es nur 20 Prozent der Eltern als ideal an, dass der Vater Alleinverdiener ist. Die Gesellschaft aber wandelt sich langsamer: Immerhin noch 30 Prozent der Familien in Deutschland leben nach diesem Modell.

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