Manfred-Rommel-Flughafen in Stuttgart:Name mit Geschmäckle

Die Verdienste des früheren Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel sind unbestritten. Die Idee, den Flughafen der Stadt nach ihm zu benennen, hat dennoch eine heftige Debatte entfacht. Denn Amerikaner oder Japaner werden bei dem Namen wohl an einen anderen Rommel denken.

Von Roman Deininger

Schon zu Lebzeiten sind Manfred Rommel viele Ehrungen zuteilgeworden. Er hat sie natürlich gern angenommen mit spitzbübischem Lächeln. Aber er hat sie wohl auch durchschaut. Zu seinem unerschöpflichen Repertoire an Weisheiten gehörte auch diese: "Die Zahl der Titel will nicht enden, am Grabstein stehet: bitte wenden."

Im vergangenen November ist Manfred Rommel, der hochverehrte Stuttgarter Oberbürgermeister von mehr als zwei Jahrzehnten, im Alter von 84 Jahren gestorben. Sechs Monate später zeichnet sich nun die nächste Ehrung ab. Diesmal haben allerdings manche Stuttgarter heftiges Bauchgrimmen dabei.

Künftig soll der Stuttgarter Flughafen nach Manfred Rommel heißen. Rommels Nach-Nachfolger, der Grüne Fritz Kuhn, hat dafür mit Einverständnis der Familie geräuschlos eine politische Mehrheit organisiert. Das war zunächst auch nicht schwer: Die Grünen und Rommels Erben bei der CDU sind sich höchstens darüber uneinig, wer den Verstorbenen mehr bewundert. An dessen Verdiensten gibt es nicht einen Hauch von Zweifel.

Der Mann, der mit Würde und Witz die heile Schwabenwelt zusammenhielt, galt als Wächter der Toleranz in einer Stadt, die sonst vor allem über die Kehrwoche wachte. Seine größte Stunde schlug 1977: Gegen wütende Proteste ließ Rommel die Leichen der RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof bestatten. "Mit dem Tod", sagte er, "muss die Feindschaft enden."

Flughafen statt "Sackgässle"

Wo ist also das Problem? Die Bedenkenträger fürchten, dass ein Manfred-Rommel-Flughafen gerade bei Reisenden aus dem Ausland ein schlimmes Missverständnis auslösen könnte. Dass nämlich der einzige Rommel, den ein Amerikaner oder ein Japaner so kennt, nicht der ehemalige Oberbürgermeister von Stuttgart ist. Sondern der "Wüstenfuchs", der Kriegsheld im Nazi-Deutschland, der Hitler erst begeistert folgte und dann von ihm zum Suizid gezwungen wurde: Generalfeldmarschall Erwin Rommel, Manfreds Vater.

Im Internet und auf den Leserbriefseiten der Lokalzeitungen schlägt die Empörung Purzelbaum. Einer schreibt: "Ich schäme mich in Grund und Boden, wenn ich das nächste Mal Freunde in Israel besuche und an meinem Koffer das Namensschild Rommel baumelt." Auch in der grünen Landesregierung gab es deshalb anfangs Vorbehalte. "Oberbürgermeister-Rommel-Flughafen" fanden einige klarer, aber die meisten zu sperrig.

Der stets auf Nachhaltigkeit bedachte grüne Verkehrsminister Winfried Hermann bereicherte die Debatte um den Vorschlag "Fairport". Die FDP sah sich schon von einem "Theodor-Heuss-Flughafen" in den Urlaub starten. Die Linke trug bei, Fliegen sei überhaupt ein "Anachronismus". Jetzt hat der Manfred-Rommel-Flughafen aber doch eine überwältigende Mehrheit im Gemeinderat bekommen, im Juni soll der Flughafen-Aufsichtsrat entscheiden.

Manfred Rommel ist einst gefragt worden, was später einmal nach ihm benannt werden könnte. Er hat geantwortet: "Ein Sackgässle, vielleicht." Es wird etwas Größeres werden. Nach Erwin Rommel übrigens heißen in Baden-Württemberg derzeit ein gutes Dutzend Straßen und eine Kaserne.

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