"Spiegel"-Bericht über Enthüllungsjournalist:Wallraff weist Kritik an McDonald's-Honoraren zurück

Workers Protest At Burger King With Guenter Wallraff

Die Recherchen des Wallraff-Teams brachten Fast-Food-Riesen Burger King in Bedrängnis.

(Foto: Getty Images)

Misst Günter Wallraff mit zweierlei Maß? Dieser Vorwurf steht im Raum, seit bekannt wurde, dass sich der 71-Jährige für Engagements bei McDonald's-Veranstaltungen bezahlen ließ. Doch der Enthüllungsjournalist kann daran "nichts Verwerfliches" erkennen.

Wenn Enthüllungsjournalist Günter Wallraff ein Unternehmen ins Visier nimmt, bedeutet das für das Unternehmen in der Regel einen Image-Verlust. Zuletzt traf es den Fast-Food-Riesen Burger King: Ein Mitarbeiter Wallraffs hatte sich im Rahmen der RTL-Sendung Team Wallraff - Reporter undercover in Filialen des Franchisenehmers Yi-Ko Holding eingeschleust und dort sowohl fragwürdige Arbeitsumstände als auch gravierende Hygienemängel aufgedeckt. In der Folge beklagte der Deutschland-Chef der Schnellimbisskette in der Bild-Zeitung Umsatzeinbußen.

Doch nun steht zumindest implizit ein Vorwurf im Raum, der Fragen nach der Integrität des Enthüllungsjournalisten Wallraff aufwerfen könnte. So berichtet der Spiegel, der 71-Jährige habe in der Vergangenheit an Veranstaltungen des Burger-King-Konkurrenten McDonald's teilgenommen und dafür Honorare kassiert. Auch für sein Mitwirken an einem internen Schulungsvideo soll der Journalist entlohnt worden sein. Wallraff bestätigte die Engagements gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, wies jedoch einen Zusammenhang zum jüngsten Investigativprojekt gegen Burger King zurück.

Konkret hat Wallraff dem Magazin zufolge an einer Gesprächsrunde 2010 mit McDonald's-Managern und Gewerkschaftern teilgenommen und dafür 5000 Euro bekommen. Weitere 3000 Euro habe es für einen Vortrag zum Thema "PR und investigativer Journalismus" gegeben. Beide Honorare seien an die Stiftung von Wallraff überwiesen worden. Das unter Mitwirkung des Enthüllungsjournalisten gedrehte Schulungsvideo für McDonald's-Mitarbeiter wurde demnach nie verwendet. Wallraff sei aber mit nochmals 5000 Euro entlohnt und das Geld sei auf seinen Wunsch hin an hilfsbedürftige Personen überwiesen worden.

Mit Kritik nicht gespart

"Ich habe zweimal auf McDonald's-Veranstaltungen referiert", sagte Wallraff dpa. "Beide Male habe ich mir in meiner grundsätzlichen Kritik an der Fastfood-Unkultur und auch an McDonald's keine Zurückhaltung auferlegt." Er sehe nichts Verwerfliches darin, "Honorare, die andere in der Regel für sich beanspruchen, an eine wegen ihrer Meinungsäußerung gekündigte Betriebsrätin weitergeleitet zu haben oder für gemeinnützige Stiftungszwecke zu verwenden", so der Journalist.

In den achtziger Jahren hatte Wallraff auch bei McDonald's recherchiert: In der Rolle des türkischstämmigen "Ali" arbeitete der Journalist unter anderem bei dem Fast-Food-Unternehmen, um Diskriminierung gegen Gastarbeiter zu belegen. Die Ergebnisse seiner Investigativrecherchen veröffentlichte er in dem Buch "Ganz unten" (1985).

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