Wahlen in Litauen:Präsidentin Grybauskaitė muss in die Stichwahl

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Wahlen in Litauen: Präsidentin Dalia Grybauskaitė gibt ihre Stimme ab.

(Foto: AFP)

Die Präsidentschaftswahlen in Litauen gehen in eine zweite Runde: Amtsinhaberin Dalia Grybauskaitė verpasst die absolute Mehrheit und muss nun gegen den Sozialdemokraten Zigmantas Balčytis antreten. Die 58-Jährige befürwortet eine strikte Sparpolitik.

Zur Entscheidung der Präsidenschaftswahl in Litauen ist eine Stichwahl erforderlich. Amtsinhaberin Dalia Grybauskaitė erhielt im ersten Durchgang nach offiziellen Angaben etwa 46 Prozent der Stimmen und verpasste damit die erforderliche absolute Mehrheit der abgegeben Stimmen. Die 58-jährige Grybauskaitė trifft in der Stichwahl am 25. Mai auf den Sozialdemokraten Zigmantas Balčytis, der auf etwa 14 Prozent der Stimmen kam.

Grybauskaitė bedankte sich in einer kurzen Ansprache in der Hauptstadt Vilnius bei ihren Unterstützern. "Dies ist ein großer Vertrauensbeweis", sagte sie über das Ergebnis. Sie forderte die Bevölkerung zur Teilnahme am zweiten Wahlgang auf.

Balčytis, der nur knapp vor Ex-Parlamentspräsident Artūras Paulauskas (Arbeitspartei) lag, rechnete sich trotz des deutlichen Vorsprungs von Grybauskaitė Chancen aus. In der zweiten Runde werde er erfolgreicher abschneiden, zeigte sich der frühere Finanzminister zuversichtlich. Nach Ansicht von Kommentatoren gilt jedoch die Wiederwahl der parteilosen Grybauskaitė als nahezu sicher.

Insgesamt hatten sich sieben Kandidaten um das höchste Staatsamt in der Ex-Sowjetrepublik beworben. Die Wahlbeteiligung lag bei 52 Prozent.

Markige Worte zum Ukraine-Konflikt

Grybauskaitė zog bei ihrer ersten Wahl vor fünf Jahren mit einem Stimmenanteil von fast 70 Prozent ins Präsidentenamt ein. Vor der Wahl vom Sonntag machte sie vor allem mit markigen Worten zur Ukraine-Krise von sich reden. Sie warf Moskau "imperiale Ambitionen" vor und erklärte sich im Wahlkampf entschlossen, eigenhändig "zu den Waffen zu greifen", wenn die nationale Sicherheit auf dem Spiel stehe.

"Wir müssen einen Dialog mit Russland führen", sagte dagegen der Sozialdemokrat Balčytis. "Jede Art von Frieden ist einem Krieg vorzuziehen."

Grybauskaitė, die neben Litauisch auch Englisch, Russisch, Polnisch und Französisch spricht, wird wegen ihres resoluten Auftretens und ihres Einsatzes für eine strikte Sparpolitik während der Finanzkrise gerne mit der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher verglichen. Wie früher Thatcher genießt auch sie in ihrer Heimat und darüber hinaus den Ruf einer Eisernen Lady.

Grybauskaitė studierte zu Sowjetzeiten an der Staatlichen Universität Leningrad Politische Ökonomie und arbeitete daneben in einer Pelzfabrik. Später unterrichtete die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin an einer Hochschule der Kommunistischen Partei in Vilnius. Nach der Unabhängigkeit ihres Landes wurde sie nach Brüssel, später in Litauens Botschaft in den USA entsandt. Es folgten Stationen als Vizefinanzministerin und Vizeaußenministerin, bevor sie im Jahr 2001 zur Finanzministerin ernannt wurde.

Als Litauen der Europäischen Union beitrat, wurde Grybauskaitė im Jahr 2004 die erste EU-Kommissarin ihres Landes. Zuständig war sie bis zu ihrer Wahl ins Präsidentenamt im Mai 2009 für Haushalt und Finanzplanung - und bekam dafür gute Noten. Im Jahr 2005 wurde sie zur Kommissarin des Jahres gekürt.

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