"Miss Mountain"-Wahl:Watzmann zum schönsten Berg gekürt

Lesezeit: 2 min

Eine Wanderin vor der Kulisse des Watzmann, der von Lesern des "Bergsteiger" zum schönsten Berg der Welt gewählt wurde. (Foto: picture alliance / dpa)

Der K2 oder der Machapucharé standen zur Auswahl, aber es wurde der Watzmann. Bei der Wahl zur "Miss Mountain" kürten die Leser eines Bergmagazins den 2713 Meter hohen Berg zum schönsten der Welt. Vielleicht auch, weil ein FC Bayern-Spieler Pate stand.

Von Heiner Effern, Berchtesgaden

Während ein paar Kilometer weiter die Österreicher ihr Innenleben neu ordnen müssen, das ein Sturm namens Conchita Wurst durcheinandergewirbelt hat, erfreuen sich die Berchtesgadener gerade höchster Gelassenheit. Erstmals seit der Einführung Olympischer Winterspiele bewirbt sich die Region nicht um deren Austragung, weder mit Salzburg noch mit München. Die Aufregung um geplante oder erfolgte Hotelbauten hat sich gelegt. Und der Rest der Menschheit hat erkannt, was die Berchtesgadener schon immer wissen: Der 2713 Meter hohe Watzmann ist der schönste Berg der Welt.

Gut, mancher Werdenfelser wird einwenden, die drüben an der Salzburger Grenze litten an einer ähnlichen psychischen Deformation wie ihre Wurst-geplagten Nachbarn. Doch die Zeitschrift Bergsteiger ist nach Jahren intensiver Marktforschung in das Geschäft der Castingshows eingestiegen und hat ihren Lesern unter dem Titel "Miss Mountain - der schönste Berg der Welt" zehn Gipfel zur Auswahl gestellt. Darunter immerhin asiatische Giganten wie K2, Machapucharé und Ama Dablam, europäische Schwergewichte wie Eiger und Drei Zinnen. Auch die Höfats im Allgäu, der unumstritten zweitschönste Berg Deutschlands, befindet sich unter den Kandidaten. Die Wahl ist also politisch korrekt gelaufen, wie es sich für die älteste Bergsteiger-Zeitschrift der Welt gehört. Das Ergebnis: 1313 Leser haben abgestimmt, 445 sich für Miss Watzmann entschieden.

Durch die Ostwand des Watzmann
:Ein Berg von einer Wand

So faszinierend wie beängstigend: Schon der erste Blick auf die mächtige Watzmann-Ostwand sorgt für eine Flut an Eindrücken und Emotionen. Wer diese Wand bezwingen will, braucht Können, Mut und einen ortskundigen Führer. Sonst geht er im Fels verloren.

Stefan Herbke

Ein Berg mit Frau und einer Schar Kindern, wie die Gipfel des Watzmanns bezeichnet werden, hat also einen Schönheitswettbewerb gewonnen, da sollten sich die Privatsender mal ein Beispiel nehmen. Vorgeschlagen und als Pate betreut wurde er übrigens von der Bergsteiger-Legende Philipp Lahm, der freimütig erklärt, dass er höchstens mal auf den Wallberg steigt. So wertvolle Beine dürfen wahrscheinlich versicherungstechnisch gar nicht kraxeln, aber nach der Karriere würde Philipp Lahm mal gerne eine Skitour im Watzmanngebiet machen.

Echo begeistert japanische Besucher

Da könnte er bei Heinz Zembsch nachfragen, ob der mal einen Tag Zeit für ihn hätte. Der Bergführer führt den Titel "König des Watzmanns", weil er mehr als 400 Mal durch die gefährliche Ostwand gestiegen ist. Lohnend wäre auch ein Blick auf Caspar David Friedrichs Bild "Watzmann". Schöner hat kein Romantiker einen Berg in Szene gesetzt. Dass Friedrich im Gegensatz zu Lahm den Watzmann nie gesehen hat, läuft unter künstlerischer Freiheit.

Der Watzmann hat das Glück, nicht nur eine phantastisch mächtige Felsformation zu sein. Zu seinen Füßen liegt der Königssee, an dessen Ende wiederum das Kirchlein Sankt Bartolomä mit dem roten Dach. Das Echo an seinen Wänden verzaubert auch die japanischen Besucher. Weiter kommen die Massentouristen nicht, sehr zum Wohle des Gebirges. Die geplante Seilbahn konnten engagierte Naturschützer abwenden. Mittlerweile bildet der Watzmann das Zentrum des einzigen Alpen-Nationalparks in Deutschland.

Mythen in den Bergen
:Sagenhaft, diese Orte!

Wie kam die Steinerne Agnes zu ihrem Namen, wer steckt im Watzmann und wo ist der Teufel bereits zum zweiten Mal auf denselben Trick hereingefallen? Zehn Orte in den Bergen und ihre Legenden.

Daniela Dau

Wer dem Reiz erliegt, den Watzmann zu besteigen, muss damit rechen, beim nächsten Berge-Casting nicht mehr abstimmen zu können. Allein aus der Ostwand sind mehr als 100 Bergsteiger nicht mehr lebend herausgekommen. Sie teilten das Schicksal derer, die Wolfgang Ambros in seinem ironisch-skurrilen Watzmann-Rustikal singt: "Watzmann, Watzmann, Schicksalsberg, du bist so groß und i nur a Zwerg."

© SZ vom 13.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: