Reaktion auf Nigeria-Tweet von Michelle Obama:#BringBackOurDrones

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Neuer Hashtag: #BringBackOurDrones

(Foto: Quelle: @4enzicTom/Twitter)

Mit einem Tweet bescherte Michelle Obama der Internet-Kampagne #BringBackOurGirls weltweite Aufmerksamkeit. Manche Internetnutzer halten das Engagement der First Lady für die entführten nigerianischen Schülerinnen für scheinheilig - und reagieren.

Von Barbara Galaktionow

Es ist immer so eine Sache mit der Popularität. Sie kann dabei helfen, Aufmerksamkeit auf Misstände und Verbrechen zu richten, die bei der Vielzahl von Nachrichten sonst am Rande bleiben. So sorgte US-First-Lady Michelle Obama vergangene Woche für viel Aufmerksamkeit für die in Nigeria von der Terrorgruppe Boko Haram entführten Schülerinnen, als sie ein Foto von sich mit der Botschaft #BringBackOurGirls postete.

Wer in der Öffentlichkeit steht, muss allerdings auch damit rechnen, dass seine Äußerungen eine andere Wirkung entfalten als beabsichtigt. Und so sehen sich die Obamas und das Weiße Haus plötzlich selbst mit einer Kampagne konfrontiert, die ihnen Scheinheiligkeit vorwirft.

Unter den Hashtags #BringBackOurDrones und #BringBackYourDrones setzen Kritiker das Engagement der Präsidentenfrau für die nigerianischen Schülerinnen in Bezug zu den US-Drohnenangriffen unter US-Präsident Barack Obama. Bei den Angriffen kommen immer wieder auch Zivilisten ums Leben, Erwachsene wie Kinder.

Und so kursieren im Netz nun Fotomontagen des von Michelle Obama getwitterten Fotos: Auf dem Schild, das sie in der Hand hält, sind nun andere Botschaften als #BringBackOurGirls zu lesen. "Keiner wird die Kinder zurückbringen, die bei den Drohnenangriffen meines Mannes getötet wurden", heißt es beispielsweise in diesem Tweet:

Auf einem Foto ist ein Mann zu sehen, der Obama vorwirft, er habe mehr muslimische Mädchen getötet, als es Boko Haram je könnte:

Eine andere Fotomontage zeigt die First Lady mit einem Bild, das auf eine andere Kunstaktion gegen Drohnenangriffe verweist:

Doch nicht nur Michelle Obama, auch eine weitere prominente Unterstützerin von #BringBackOurGirls wird mit veränderter Schildaufschrift gezeigt: Die 16-jährige Malala Yousafzai überlebte 2012 ein Attentat radikaler Taliban in Pakistan. Heute gilt sie als eine der bekanntesten Bildungsaktivistinnen der Welt. Statt an die nigerianischen Mädchen zu erinnern, teilt sie auf dem untergeschobenen Schild mit, dass keiner ihren Namen kennen würde, wenn sie bei einem Drohnenangriff Obamas verletzt worden wäre.

Zum Teil werden auch Fotos von Kindern gepostet, die durch Drohnenangriffe verletzt und entstellt oder getötet worden sein sollen.

Die USA setzen beispielsweise in Pakistan oder im Jemen Kampfdrohnen ein, um mutmaßliche islamistische Extremisten zu bekämpfen. Die Einsätze der unbemannten Flugzeuge sind höchst umstritten. Denn dabei werden immer wieder unbeteiligte Zivilisten getötet.

Genaue Opferzahlen gibt es nicht. Eher niedrig veranschlagten Schätzungen der UN zufolge, wurden in Pakistan seit 2004 bei mindestens 330 Angriffen etwa 2200 Menschen getötet, mindestens 400 von ihnen waren unbeteiligte Zivilisten. Im Jemen sollen bei US-Drohnenangriffen seit 2011 fast 60 Zivilisten getötet worden sein, teilte die Organisation in einem Bericht im Oktober 2013 mit.

Der Ursprung der Internetkampagne ist nicht klar. Viele Muslime greifen das Thema auf, manche von ihnen scheinen ihren Tweets zufolge radikale Ansichten zu haben. Das Thema wird aber ebenso von westlichen Internetaktivisten verbreitet.

Es gibt aber auch Stimmen von Menschen im Netz, die die Verbindung der einen Kampagne mit der anderen für nicht hilfreich halten. "Warum das eine mit dem anderen vergleichen?", fragt zum Beispiel diese Userin die Aktivisten von Anonymous, die die Kampagne zumindest schon früh unterstützt haben:

Ein Twitterer sendet zwar auch ein Foto unter @BringBackYourDrones, betont aber zugleich, dass das für eines keine Rechtfertigung sei: Mädchen zu entführen.

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