Nachlese zum Tatort: Bremen:Lass das mal den "Papa" machen

Tatort; "Tatort"

Die Kommissare Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) im neuen Bremer Tatort.

(Foto: Radio Bremen/Jörg Landsberg)

Sie wollen mitreden über den "Tatort"? Erfahren Sie hier, welcher Schauspieler im aktuellen Bremer Fall "Alle meine Jungs" den fiesen Bewährungshelfer gibt und wie sich die Macher einen Müllmann vorstellen. Die "Tatort"-Nachlese - mit den besten Zuschauerkommentaren.

Von Matthias Kohlmaier

Darum geht's:

Ein Müllmann ist tot, doch darum geht es im Bremer Tatort "Alle meine Jungs" binnen kürzester Zeit nur noch am Rande. Eigentlich geht es um eine Parallelwelt in der beschaulichen Hansestadt, um den vermeintlichen Bewährungshelfer Uwe Frank, den seine Untergebenen nur "Papa" nennen, und es geht wie so oft um Geld.

Lesen Sie hier die Rezension von SZ-Tatort-Kritiker Holger Gertz:

Bezeichnender Dialog:

Kommissar Stedefreund verhört den Verdächtigen Sascha Bruns, der an sich bereit wäre, gegen seine ehemaligen Kameraden auszusagen. Einen Teller Suppe auslöffelnd gibt Bruns ganz beiläufig Einblick in eine seltsame Gemeinschaft:

Bruns: Bei Papa gibt's ein paar einfache Regeln: keine Gewalt, nichts klauen und so. Und wenn was ist, dann regeln wir das unter uns.

Stedefreund: Und Sortirios Hamelakis hat sich nicht dran gehalten.

Bruns: Hamel konnte einfach nicht die Finger von Frischfleisch lassen, hat zwei Sechzehnjährige anschaffen lassen. Alte Ludenkrankheit.

Stedefreund: Deshalb musste er sterben?

Bruns: Eigentlich nicht. Nur ein paar auf die Fresse, damit er aufhört mit dem Scheiß. Is' nur irgendwie böse ausgegangen.

Die beste Szene:

Zwei Kämpfe laufen in Bremen gleichzeitig ab, einer im Polizeipräsidium, der andere in einer dunklen Unterführung; zweimal heißt es Gut gegen Böse, Recht gegen Unrecht. Während Hauptkommissarin Lürsen "Papa" Uwe Frank verhört und dabei von dem eloquenten Zyniker immer weiter in die Defensive gedrängt wird, verprügelt eine Horde von "Papas" Stiefelknechten Stedefreund und den aus der Gemeinschaft ausgestiegenen Sascha Bruns. Ein Duett der Duelle entsteht, immer schneller werden die Schnitte vom einen zum anderen Schauplatz, immer weiter drängt die Situation ihrem Höhepunkt entgegen - bis in den beiden so unterschiedlichen Schlachten ein Sieger gefunden ist. Dass es nicht die Guten sind, unterstützt den kathartischen Effekt beim Zuseher nur noch mehr.

Die Erkenntnis:

Ein Müllmann, der nicht stark tätowiert ist, ist kein Müllmann. Und wenn ein Müllmann doch mal nicht stark tätowiert ist, stimmt etwas nicht. (Anmerkung: Statt Müllmann ließe sich auch der Begriff "Ex-Knacki" einsetzen.)

Die besten Zuschauerkommentare:

Top:

Roeland Wiesnekker spielt "Papa" Uwe Frank wie eine grandiose Mischung aus freundlichem Teufel und fiesem Kindergärtner. Da klingen sogar Plattitüden wie "Da werden wohl ein paar Köpfe rollen müssen" furchteinflößend. Diskutabel ist nur mal wieder die Programmplanung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Denn jener Wiesnekker war just am vergangenen Montag erst als irrer Killer im ZDF-Spreewaldkrimi zu sehen.

Flop:

Das einzig Monierbare an diesem Film ist zugleich das Beste: Er ist anstrengend und fordert den Zuschauer heraus. Wer zwischendurch zu ausgiebig mit der Chipstüte knistert, wird den Handlungsfaden unter Umständen unwiederbringlich verlieren.

Die Schlusspointe:

Könnte kaum unbefriedigender sein - jedenfalls wenn man auch nur einen winzigen Sinn für Gerechtigkeit und Moral hat. Denn eigentlich sind am Ende der Geschichte so gut wie alle da, wo sie auch zu Beginn waren. Nur mit ein paar Narben mehr.

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