Prozess gegen den "Maskenmann":Vorwürfe gegen Polizeipräsidenten im "Maskenmann"-Fall

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Der sogenannte "Maskenmann" steht vor Gericht, doch er beteuert seine Unschuld. (Foto: dpa)

Verhängnisvolles Telefonat: Polizisten erheben Vorwürfe gegen die eigene Führung im "Maskenmann"-Fall. Brandenburgs Polizeipräsident hatte persönlich mit dem Entführungsopfer telefoniert - für die Ermittler ein unverständlicher Schritt.

Während seiner Verbrechen diente ihm eine Imkermaske als Tarnung: Mario K., ein arbeitsloser Dachdecker ohne festen Wohnsitz, soll im Herbst 2011 und 2012 zwei Berliner Millionärsfamilien überfallen und versucht haben, Lösegeld zu erpressen. In der Öffentlichkeit ist er als der "Maskenmann von Storkow" bekannt.

Seit über einer Woche muss er sich in Frankfurt/Oder vor Gericht verantworten. Ihm droht lebenslange Haft, die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem versuchten Mord, schwere Körperverletzung und räuberische Erpressung vor.

Ermittler der Sonderkommission erheben nun in dem Fall schwere Vorwürfe gegen die Polizeiführung des Landes Brandenburg. Sie seien in den Ermittlungen behindert worden, berichtet das rbb-Magazin "Klartext". So habe der Polizeipräsident unerwartet persönlich mit dem entführten Opfer aus Storkow noch während der ersten polizeilichen Vernehmung nach der Tat telefoniert. Im Anschluss habe die Familie in den Urlaub fahren dürfen.

Für die Ermittler war das unverständlich und behinderte aus deren Sicht die weitere polizeiliche Ermittlungsarbeit. Polizeipräsident Arne Feuring bestätigte das Telefonat mit dem Entführungsopfer. Es sei am 8. Oktober 2012 auf seinen Wunsch hin vermittelt worden.

Die Sonderkomission unterstützte die Urlaubsreise

In dem kurzen Gespräch sei es ihm darum gegangen, sich mit dem Opfer über ergriffene Betreuungsmaßnahmen - wie zum Beispiel Personenschutz - abzustimmen, teilte ein Behördensprecher der Nachrichtenagentur dpa mit.

Nach Angaben des Polizeisprechers wurde die Urlaubsreise des Opfers von der Soko unterstützt. "Durch den Antritt einer Urlaubsreise gelang es dem Opfer und seiner Familie dem einsetzenden Mediendruck zu entgehen", so der Sprecher. Die Erstvernehmungen des Opfers seien zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen gewesen.

Bereits zum Prozessauftakt hatte sein Verteidiger Axel Weimann die Objektivität der Ermittlungen angezweifelt. Er berief sich auf Angaben eines Kriminalbeamten, der der Soko "Imker" angehört hatte.

Staatsanwalt Jochen Westphal verteidigte im Prozess die Ermittlungsarbeit der Polizei und widersprach einigen Darstellungen dieses Beamten. Er kündigte an, dass der Vorfall während des Prozesses noch erörtert werde. Dies gelte auch für Angaben einer Gutachterin, die den Auftrag erhalten hatte, eine Fallanalyse zu erstellen. Im "Klartext"-Magazin schilderte die Frau: "Das Ergebnis passte einigen Beamten dann nicht."

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