Neuer München-Führer:Auf der Suche nach dem besten Sushi

"Fast wie in Tokio": In seinem neuen Stadtführer bespricht Axel Schwab japanische Restaurants in München. Ein Gespräch über Touristen, Sushi und die Frage, was ein Gast mit seinen Stäbchen besser nicht tun sollte.

Von Thierry Backes

Axel Schwab, 43, hat fünf Jahre in Tokio gelebt und zwei Reiseführer über die japanische Hauptstadt geschrieben. Nun widmet sich der Ingenieur dem Thema "Japan in München". In seinem Stadtführer bespricht er die besten Adressen an der Isar. Ein Gespräch über Touristen, Manieren und das beste Sushi der Stadt.

Herr Schwab, woran denkt ein Japaner, wenn er München hört?

Axel Schwab: An ein grünes Dorf. Für einen Japaner hat München nicht den Reiz von London oder Paris, München ist für ihn eine Großstadt mit vielen Parks, in der es gutes Bier gibt und, ja, das Oktoberfest. Wichtig ist ihm, dass er von hier aus schnell in Neuschwanstein ist oder auf der Romantischen Straße mit ihren mittelalterlichen Burgen. Das sind typische Reiseziele für Japaner in Deutschland, für Münchner Sehenswürdigkeiten bleibt da wenig Zeit.

Und für die Münchner Küche?

Weißwurst und Brezen sind bei den Japanern sehr beliebt, eine Schweinshaxe ist ihnen meist aber zu schwer und zu fettig.

In Ihrem neuen Buch besprechen Sie 50 japanische Lokale und 20 Geschäfte in München. Hätten Sie vorher gedacht, dass es so eine große Auswahl gibt?

Ich wusste zwar, dass in München 3000 Japaner leben, das sind hauptsächlich Entsandte japanischer Firmen, darunter viele Ingenieure in der Automobilbranche. Es gibt auch eine japanische Schule, das Japanfest im Englischen Garten und sogar einen deutsch-japanischen Stammtisch. Aber dass es so viele japanische Lokale in München gibt, das hat mich dann doch überrascht. Dabei habe ich die Lieferservices nicht mal berücksichtigt, die neben thailändischen oder vietnamesischen Gerichten auch Sushi anbieten.

Und wo gibt es das beste Sushi?

Meiner Meinung nach im Kaito an der Gabelsbergerstraße. Das ist nur nicht ganz so günstig. Für ein Sushi-Set mit zehn Stück Nigiri zahlt man dort über 30 Euro.

Axel Schwab.

Als Student war Axel Schwab zum ersten Mal in Japan. "Seitdem lässt das Land mich nicht mehr los", sagt er.

(Foto: privat)

Nun lässt sich die japanische Küche nicht nur über Sushi definieren. Was bietet ein guter Münchner Japaner seinen Gästen darüber hinaus an?

Zum Beispiel eine herzhafte Miso-Suppe (Anm. d. Red.: auf Basis von Fischsud und Sojabohnenpaste), Ramen (Suppe mit dünnen Eiernudeln), frittierte Spieße (Kushiage) oder Hausmannskost: gebratenes Fleisch oder gegrillten Fisch, dazu Gemüse und Reis als Menü auf einem Tablett (Teishoku). Die volle Bandbreite der japanischen Küche auf hohem Niveau decken in München nur drei Restaurants ab, das Toshi in der Altstadt, das Tokami in der Maxvorstadt und das Tenno in der Isarvorstadt, die anderen haben sich spezialisiert.

Schmecken japanische Speisen in München wie in Tokio?

Zu 80 Prozent würde ich sie als sehr authentisch klassifizieren. Das gilt aber nur für das Essen, nicht immer für das Ambiente. Das Koi am Wittelsbacherplatz zum Beispiel ist zwar irgendwie asiatisch-modern eingerichtet, aber eben nicht japanisch. Es gibt auch immer wieder den Fall, dass jemand ein japanisches Lokal in einer ehemaligen bayerischen Wirtschaft aufmacht, da werden dann Papierlaternen aufgehängt, aber die Holzvertäfelung bleibt.

Warum es keine gute Idee ist, Stäbchen in die Reisschüssel zu stecken

Wo in München fühlen Sie sich, als wären Sie in Japan?

In der J-Bar in der Maistraße zum Beispiel. Das ist eine Izakaya, eine japanische Kneipe. Dort gibt es Kirin-Bier aus dem Fass, an den Wänden hängen handgeschriebene Zettel mit Speisen, das Personal stammt ausnahmslos aus Japan und am späten Abend kann es dort richtig laut werden. Fast wie in Tokio, und deshalb findet man hier auch unglaublich viele Japaner.

Heißt das auch, dass ein Laden etwas taugt?

Absolut. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass sich bei einem guten Restaurant schon vor der Öffnung eine Schlange mit Japanern bildet.

Abgesehen von Sushi-Restaurants: Welche Lokale würden Sie empfehlen?

An erster Stelle das Toshi, mit Abstand das beste japanische Restaurant in München. Für einen romantischen Abend eignet sich das Emiko im Louis Hotel am Viktualienmarkt, die besten Suppen gibt es im Takumi an der Heßstraße, und wenn es nur was Kleines sein soll, dann empfehle ich das "Gyu-don" (dünne Rindfleischscheiben) im Take Don an der Erzgießereistraße.

Nicht erwähnt haben Sie den Werneckhof, in dem sich der Halbjapaner Tohru Nakamura einen Michelin-Stern erkocht hat.

Nakamura nutzt zwar einige Elemente aus der japanischen Küche, aber im Werneckhof kam bei mir kein Japan-Gefühl auf.

Es gibt Menschen, die nicht gerne zum Asiaten gehen, weil sie nicht mit Stäbchen essen können oder wollen. Was muss ein Laie beachten, wenn er zum ersten Mal japanisch isst?

Mit Stäbchen zu essen ist eigentlich ganz einfach. Wer will, kann Sushi aber auch ohne Bedenken direkt mit den Händen essen. Ebenso ist es erlaubt und zeugt nicht von schlechten Manieren, die Suppenschüssel zum Mund zu führen und dabei zu schlürfen. Vermeiden sollte man indes, die Stäbchen senkrecht in die Reisschale zu stecken: Das bringt in den Augen der Japaner Unglück, weil man das bei Gedenkfeiern für Tote so macht.

Mehr Informationen auch auf Axel Schwabs Blog japan-in-muenchen.de.

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