Kritik von WM-Botschafter Ronaldo:"Mit dem Knüppel drauf und runter von der Straße"

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Verbal gut unterwegs: Ex-Weltmeister Ronaldo. (Foto: Paulo Whitaker/Reuters)

Rekordstürmer Ronaldo ist brasilianischer WM-Botschafter. Nun vergreift er sich zwei Wochen vor Turnierbeginn deutlich im Ton. Für gewaltbereite Demonstranten unter seinen Landsleuten zeigt er überhaupt kein Verständnis - und empfiehlt eine knallharte Antwort.

Der brasilianische Rekordstürmer Ronaldo präsentiert sich kurz vor der Fußball-WM im eigenen Land nicht gerade als Freund einfühlsamer Rhetorik. Nun hat er sich in einem Interview sowohl mit der Regierung wegen abgespeckter Bauprojekte, als auch mit gewalttätigen Demonstranten angelegt.

Von dem angekündigten Vermächtnis mit Flughäfen und städtischer Mobilität würde "nur 30 Prozent" für die WM bereitstehen, klagte Ronaldo, 37, der übrigens auch WM-Botschafter des lokalen Organisationskomitees ist, in einer öffentlichen Fragestunde der Tageszeitung Folha de S. Paulo.

Das läge vor allem an der Planungsunfähigkeit der Regierung, die seit der WM-Vergabe 2007 genug Zeit gehabt habe, "alles Versprochene rechtzeitig hinzustellen". Brasilien verpasse gerade eine Chance, schimpfte Ronaldo und sagte: Das Volk werde den "meisten Schaden" davontragen.

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Ronaldo weiter: "Die Leute haben es satt, immer wieder zu hören, Brasilien sei das Land der Zukunft. Sie wollen das endlich sehen, die Zukunft berühren, sie fühlen." Deshalb seien auch die landesweiten Proteste legitim.

Für maskierte Unruhestifter bei den Demonstrationen hat der WM-Rekordtorjäger jedoch kein Verständnis. "Was ich über die Vandalen denke? Mit dem Knüppel drauf einschlagen und runter von der Straße", vergriff sich der Weltmeister von 1994 und 2002 eindeutig im Ton.

Ronaldo und der Schnaps

Schon seit Wochen verursacht Ronaldo so manches Kopfschütteln unter seinen Landsleuten. Im April wurde bekannt, dass Ronaldo sein eigenes Apartment während der WM für sechs Wochen an Fifa-Präsident Sepp Blatter vermieten wird - für 1,5 Millionen Reais, umgerechnet 490.000 Euro.

Über sein unterschiedliches Verhältnis zu Staatspräsidentin Dilma Rousseff und deren Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva sagte Ronaldo kürzlich: "Mit Dilma verbindet mich nichts. Vielleicht weil Dilma keinen Cachaça mag, den ich mit Lula getrunken habe." Cachaça ist ein bekannter Zuckerrohrschnaps.

Nach gut zweieinhalb Jahren Propaganda-Arbeit für die WM-Macher freue sich der dreimalige Weltfußballer dennoch auf eine "brillante, wunderbare WM" mit hohem Spielniveau und totaler Unterstützung des Volkes für die Seleção. Zudem prophezeit O Fenomeno ein Finale Brasilien gegen Deutschland. Damit hat er selbst zumindest gute Erfahrungen gemacht.

© Süddeutsche.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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