US-Soldat Bergdahl frei:"Vergessen haben wir ihn nie"

Barack Obama, Jani Bergdah, Bob Bergdahl

US-Präsident Barack Obama mit Jani Bergdahl und Bob Bergdahl am 31. Mai 2014 im Weißen Haus.

(Foto: AP)

Nach fünf Jahren Gefangenschaft und einem Zwischenstopp in Deutschland wird der freigelassene US-Soldat Bowe Bergdahl nach Texas geflogen. Präsident Barack Obama und die Eltern des 28-Jährigen zeigen sich euphorisch. Doch es gibt auch Kritik am Handel mit den Taliban.

US-Präsident Barack Obama hat sich nach der Freilassung des US-Soldaten Bowe Bergdahl mit bewegenden Worten bei allen beteiligten Helfern bedankt. "Bowe ist niemals vergessen worden", sagte Obama im Rosengarten des Weißen Hauses. Begleitet wurde er bei seinem Auftritt von Bergdahls Eltern Robert und Jani.

Bergdahl war am selben Tag nach fast fünf Jahren Gefangenschaft in Afghanistan freigekommen. Im Gegenzug entließen die USA fünf afghanische Guantánamo-Häftlinge. Sie wurden nach Katar ausgeflogen.

Vater Robert Bergdahl deutete bei dem kurzen Auftritt vor der Presse an, dass sein Sohn kein Englisch mehr verstehen könne. Er sprach ihn daher im afghanischen Dialekt Dari an und sagte (auf Deutsch übersetzt): "Ich bin Dein Vater, Bowe." Zu den Umständen der Gefangenschaft gab es keine neuen Informationen, Präsident Obama sagte jedoch: "Feldwebel Bergdahl hat Geburtstage, Urlaube und die einfachen Momente mit Familie und Freunden entbehren müssen, die für uns alle so selbstverständlich sind."

Nach Angaben des Senders CNN war über die Freilassung des heute 28-Jährigen seit langem verhandelt worden. Die Regierung von Katar habe bei den Verhandlungen vermittelt. Tatsächlich bedankte sich Obama in seiner Erklärung ausdrücklich bei Katar und auch bei der afghanischen Regierung für die Unterstützung bei der Freilassung.

Erstes Lebenszeichen nach drei Jahren

Bergdahl war im Juni 2009 aus seiner Einheit in Afghanistan verschwunden. Die Taliban teilten dann mit, sie hätten den Soldaten gefangen genommen und verbreiteten mehrere Propaganda-Videos, in denen Bergdahl die USA aufrief, seine Freilassung zu erreichen. Im Januar gab es auf diesem Wege das erste Lebenszeichen von ihm nach drei Jahren. Verhandlungen zur Freilassung scheiterten mehrfach.

Aus dem Pentagon hieß es, Bowe Bergdahl sei am Samstagabend im Osten Afghanistans an US-Spezialeinheiten ausgehändigt und später am Luftwaffenstützpunkt Bagram bei Kabul von Ärzten untersucht worden. Im US-Lazarett Landstuhl bei Kaiserslautern solle er nun medizinisch versorgt und auf das Treffen mit seinen Eltern in Texas vorbereitet werden.

Nach dem Durchbruch hatte Obama gesagt: "Im Namen des amerikanischen Volkes hatte ich die Ehre, seine Eltern anzurufen und unsere Freude auszudrücken, dass sie seine sichere Rückkehr erwarten können." Auch Bergdahls Eltern reagierten euphorisch: "Wir können es nicht erwarten, unseren einzigen Sohn in die Arme zu schließen", sagten sie CNN zufolge.

Guantanamo-Häftlinge als "hartgesottene Terroristen"

Zu den freigelassenen Guantánamo-Gefangenen hieß es, sie würden in Katar strikt überwacht. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel teilte mit, dass die USA sich eng mit der dortigen Führung über die Sicherheitsmaßnahmen abgestimmt hätten, "um zu gewährleisten, dass die nationale Sicherheit der USA nicht gefährdet wird".

In die Freude über Bergdahls Freilassung mischten sich aber auch kritische Stimmen. So bezeichnete der republikanische US-Senator John McCain die nach Katar überstellten Guantánamo-Häftlinge als "hartgesottene Terroristen" und forderte Vorkehrungen, damit sie "niemals wieder gegen die USA und unsere Verbündeten kämpfen können". Obama betonte in seiner Rede am Abend, dass Katar Sicherheitsgarantien abgegeben habe, um die USA vor Racheakten zu schützen. Wie diese aussehen sollen, wurde nicht näher erläutert.

Bei den fünf freigelassenen Häftlingen handelt es sich nach Angaben aus Taliban-Kreisen um hochrangige Mitglieder der Aufständischen. Die Islamisten hatten die Freilassung ihrer Glaubensbrüder zur Bedingung für Friedensgespräche gemacht und nahmen ihre Überstellung nach Katar "mit großer Freude" zur Kenntnis.

Nach jetzigem Stand sitzen damit noch 149 Häftlinge in dem umstrittenen Guantánamo-Lager auf Kuba, darunter zwölf Afghanen.

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