Nachname und Berufschancen:König macht noch keine Karriere

Wer König, Kaiser oder Graf mit Nachnamen heißt, ist erfolgreicher im Beruf? Wissenschaftler wollten diesen Zusammenhang bewiesen haben. Nun gestehen sie kleinlaut: alles Unsinn.

Von Christoph Behrens

"Es zahlt sich aus, Herr Kaiser zu sein", verkündeten Raphael Silberzahn und Eric Uhlmann stolz. Was sie vor einem halben Jahr im Fachblatt Psychological Science schrieben, klang einleuchtend: Menschen mit edel klingenden Nachnamen - also Herr Fürst oder Frau Graf - würden es öfter ins Management schaffen als Kollegen mit "gewöhnlichen" Namen. 223.000 Datensätze des Karrierenetzwerks Xing hatten die Wissenschaftler der Universitäten Cambridge und HEC Paris dazu durchforstet, um den Einfluss des Nachnamens auf die Karrierechancen zu belegen. König sticht Schuster, so die Erkenntnis, die nach verzwickten Rechnungen am Ende auf dem Papier stand. Personaler würden instinktiv nobel anmutende Herrschaften bevorzugen, so die Vermutung. Auch die SZ berichtete über die Studie.

Jetzt stellt sich heraus: Den Effekt gibt es nicht. Menschen mit nobel klingenden Nachnamen schaffen es doch nicht häufiger in Führungspositionen, schreiben Silberzahn und Uhlmann nun im selben Journal, und: "Es gibt keinen Namens-Bedeutungs-Effekt." Eine komplette Rolle rückwärts also. Wie konnte das passieren?

Verzerrung in der Datenbank

Wie die Wissenschaftler nun einräumen, haben sie sich wohl in ihrer Methode gehörig verzettelt. Vereinfacht gesagt sind edel anmutende Nachnamen im Schnitt eher selten. Dennoch korrelierten die Wissenschaftler die Karrierechancen der seltenen Kaiser und Könige mit den viel häufiger vorkommenden Müllers und Schmidts. Zudem habe die Datenbank sich bei der Anzahl der Manager mit edlen Namen vertan, gestehen die Forscher. So sei wohl eine Verzerrung in die Rechnung geraten. Man verglich am Ende Äpfel mit Birnen, Grafen mit Bauern. Ein heilloses Durcheinander, aus dem am Ende die Grafen herauszustechen schienen.

Zur Sicherheit haben Uhlmann und Silberstein mit einem weiteren Kollegen diese ungleiche Namensverteilung nun herausgerechnet. Jetzt stellten sie nur Namenspaare gegenüber, die etwa gleich häufig sind. So verglichen sie zum Beispiel die Jobaussichten eines Herrn Baron mit dem ebenso häufig anzutreffenden Herrn Färber.

Dieses Mal verpuffte der karrierefördernde Effekt von noblen Nachnamen komplett. Frau Schmidt und Herr Müller müssen sich also beim nächsten Bewerbungsgespräch nicht fürchten. Zumindest nicht vor ihrem eigenen Namen.

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