Gefangenenaustausch:Afghanistan verurteilt US-Deal mit Katar

Ein US-Soldat gegen fünf afghanische Guantánamo-Insassen - für diesen Gefangenenaustausch wird die Obama-Regierung im eigenen Land heftig kritisiert. Doch auch Kabul protestiert gegen das Vorgehen Washingtons.

Im Austausch gegen einen US-Soldaten haben die USA fünf afghanische Guantánamo-Häftlinge nach Katar gebracht. Für diesen Gefangenenaustausch wird die Regierung in Washington von führenden Republikanern deutlich kritisiert. Doch auch die afghanische Regierung protestiert nun vehement gegen die Überstellung der Afghanen.

Die Überstellung der Taliban sei illegal, weshalb die Männer unverzüglich freigelassen werden müssten, teilte das afghanische Außenministerium am Sonntag mit. Gemäß dem Völkerrecht dürfe "keine Regierung den Bürger eines Landes als Gefangenen an einen Drittstaat" ausliefern.

US-Präsident Barack Obama zufolge gab Katar Sicherheitsgarantien zum Schutz der USA vor Racheakten ab. Aus dem Emirat verlautete dazu, die Männer müssten mindestens ein Jahr in Katar bleiben. Obama bedankte sich nach der Freilassung von Sergeant Bowe Bergdahl sowohl beim Emir von Katar als auch bei der afghanischen Regierung für deren Vermittlertätigkeit.

Republikaner befürchten Präzedenzfall

Am Sonntag hatten bereits mehrere Mitglieder der Republikaner den Deal verurteilt. John McCain, republikanischer Senator aus Arizona, sagte, die nach Katar ausgelieferten Taliban seien "möglicherweise für den Tod von Tausenden verantwortlich", schreibt die britische BBC. Zudem könnten sie in der Lage sein, den Kampf wiederaufzunehmen. Mike Rogers, republikanischer Abgeordneter aus Michigan, warf der US-Regierung vor, damit einen Präzedenzfall geschaffen zu haben, der das Leben von US-Soldaten über Jahre hinaus gefährde. Sie hätte "einen Preis festgesetzt" für künftige Lösegeldverhandlungen der al-Qaida.

Der US-Soldat Bergdahl ist am Sonntag in Deutschland eingetroffen. Der 28-Jährige werde nun im US-Militärkrankenhaus in Landstuhl in der Pfalz medizinisch betreut, teilte die US-Armee mit. Wie lange er sich auf dem Stützpunkt nahe Kaiserslautern aufhalten werde, bevor er in sein Heimatland zurückkehre, sei noch nicht abzusehen. Er war Mitte 2009 in Afghanistan entführt worden.

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